Nowy Tschas

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Nowy Tschas

Beschreibung 12-seitige unabhängige Wochenzeitung
Fachgebiet sozialer und politischer Content
Sprache Belarussisch
Verlag Gesellschaft für belarussische Sprache (Belarus)
Hauptsitz Minsk
Erstausgabe 2002
Erscheinungsweise wöchentlich/freitags
Verkaufte Auflage 5200 (August 2021) Exemplare
Chefredakteur Aksana Kolb
Weblink novychas.online
ISSN (Print)

Nowy Tschas (belarussisch Новы час Neue Zeit) ist eine belarussische nicht-staatliche Zeitung, die erstmals im März 2002 erschien.[1] Sie wird jede Woche veröffentlicht. Die Zeitung schreibt über Gesellschaft und Politik in der belarussischen Sprache und gilt als ein Periodikum für Intellektuelle.[2]

Die Regierung hat „Nowy Tschas“ die ganze Zeit Probleme bereitet. Kurz nach der Gründung wurde das Erscheinen von „Nowy Tschas“ eingestellt.[3] Die Zeitung wurde Ende 2007 von der belarussischen Regierung abgemahnt.[4] Im Juni 2010 wurde „Nowy Tschas“ auch vom Informationsministerium gewarnt.[5] Dann wurde sie aus den von der Regierung betriebenen Geschäften entfernt.[5]

Die Zeitung berichtete über die Proteste in Belarus 2020 und die Präsidentschaftswahl in Belarus 2020, weshalb mehrere Journalisten von „Nowy Tschas“ vor Gericht gestellt und verhaftet wurden.[6][7][8]

Seit Februar 2021 ist die Zeitung nicht mehr in staatlichen Geschäften erhältlich.[9]

Am 12. März 2021 wurde Dsjanis Iwaschyn, Journalist der Publikation, Autor der Artikelserie „Wen oder was Berkut in Belarus schützt“, der am Tag vor seiner Verhaftung ein Interview Current Time TV gab, in dem er Ergebnissen seiner journalistischen Untersuchung eröffnete, in einem Strafverfahren verhaftet, weil er „die Aktivitäten der Polizei gestört hatte“.[10] Durch eine gemeinsame Erklärung von acht Organisationen (Wjasna, der Belarussische Journalistenverband, das Belarussische Helsinki-Komitee u. a.) wurde er am 24. März 2021 als politischer Gefangener anerkannt.[11]

Am 28. Mai 2021 stellte der stellvertretende Generalstaatsanwalt der Republik Belarus Maksim Waronin eine offizielle Warnung in Russisch an die Chefredakteurin von Nowy Tschas aus, in der er Beschwerden über drei im Februar und April 2021 veröffentlichte Artikel äußerte.[12] Einige Zitate aus diesen Artikeln in der von Waronin unterzeichneten Warnung wurden jedoch falsch aus der belarussischen Sprache in die russische Sprache übersetzt.[12] Am 7. Juni 2021 reagierte Belpost auf die Warnung und teilte der Redaktion mit, dass der staatliche Monopolịst die Zeitung für das zweite Halbjahr in den Abo-Katalog nicht aufnehmen werde.[13]

Am 10. August 2021 wurde bekannt, dass die Printausgabe der Zeitung nach dem 12. August eingestellt würde.[14] Die Privatdruckerei „Roll Print“ bezog sich in ihrem Schreiben vom 27. Juli auf die Schwierigkeiten im Produktionsprozess, wodurch die weitere Erfüllung des Druckauftrages unmöglich würde.[14] Die Redaktion versuchte, einen Ersatz für sie zu finden, jedoch ohne Erfolg.[14] Es wurde dennoch versprochen, dass die Webseite und soziale Netzwerke aktualisiert werden würde.[14]

Am 19. und 20. Oktober 2021 wurden im Büro der Zeitung und in den Wohnungen von Journalisten Durchsuchungen durchgeführt, die Mitarbeiter wurden verhört.[8][15] Außerdem wurden Computer und andere Bürogeräte beschlagnahmt.[15] Die Internationale Journalisten-Föderation, die Europäische Journalisten-Föderation, der Belarussische Journalistenverband kritisierten den Angriff auf „Nowy Tschas“.[8]

Am 28. Oktober 2021 wurde die Eröffnung der Website novychas.by in Belarus und im Ausland eingestellt.[16] Als Reaktion auf die Sperrung startete die Redaktion den Spiegel novychas.online.[17]

Im Januar 2024 wurde bekannt, dass die Website und Internetseiten von Novy Tschas in die Liste der extremistischen Materialien in Weißrussland aufgenommen wurden.[18] Anfang 2023 wurden der Telegram-Kanal der Zeitung,[19] ihre Odnoklassniki-Gruppe,[20] ihre Instagram-Seite[21] und ihr TikTok-Konto[22] für extremistisch erklärt.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Dimiter Kenarov: Tongue Oppressor. In: Columbia Journalism Review. 2. März 2012 (englisch, cjr.org [abgerufen am 23. Januar 2014]).
  2. Veranika Mazurkevich: Kontra: Nowy czas (Białoruś). Res Publica Nowa, 27. Juni 2013, archiviert vom Original am 16. März 2021; abgerufen am 17. März 2021 (polnisch).
  3. The „Novy Chas“ Newspaper Resumed Publication. Kontrateksty, 25. Mai 2007, abgerufen am 23. Januar 2014 (englisch).
  4. Independent Belarusian Newspaper Threatened With Closure. Radio Free Europe, 7. Dezember 2007, abgerufen am 23. Januar 2014 (englisch).
  5. a b Information Ministry Issues Warning to Newspaper Novy Chas. Democratic Belarus, 14. Juni 2010, archiviert vom Original am 2. Februar 2014; abgerufen am 23. Januar 2014 (englisch).
  6. Фотакор Яна Трусіла атрымала 13 сутак за сваю прафесійную дзейнасць. In: Новы Час. 2. November 2020, abgerufen am 25. Januar 2021 (belarussisch).
  7. Фотакора «Новага Часу» Яну Трусіла асудзілі на 15 сутак (дапоўнена). In: Новы Час. 30. November 2020, abgerufen am 25. Januar 2021 (belarussisch).
  8. a b c Belarus: 'Novy Chas' newspaper raided, staff interrogated. International Freedom of Expression Exchange, 22. Oktober 2021, archiviert vom Original am 24. Oktober 2021; abgerufen am 24. Oktober 2021 (englisch).
  9. Печатную версию «Брестской газеты» постигла участь «Народной воли», «БелГазеты», «Свободных новостей Плюс». In: mediaiq.by. Brestskaja gaseta, 19. Januar 2021, archiviert vom Original am 19. Januar 2021; abgerufen am 19. Januar 2021 (russisch).
  10. «Ён змагаўся за праўду». Чым вядомы Дзяніс Івашын, якога затрымаў КДБ, і пры чым тут Украіна. In: BelaPAN. Radio Free Europe, 15. März 2021, archiviert vom Original am 20. März 2021; abgerufen am 20. März 2021 (belarussisch).
  11. Патрабуем неадкладнага вызвалення палітвязня Дзяніса Івашына. Wjasna, 24. März 2021, archiviert vom Original am 23. April 2021; abgerufen am 23. April 2021 (belarussisch).
  12. a b Aaron Shustin: ЖУРНАЛИСТЫ ИЛИ ЭКСТРЕМИСТЫ? Independent Israeli site / אתר ישראלי עצמאי / Независимый израильский сайт / Незалежны iзраiльскi сайт, 2. Juni 2021, archiviert vom Original am 7. Juni 2021; abgerufen am 7. Juni 2021 (russisch).
  13. «Белпочта» исключила газету «Новы Час» из подписного каталога. Brestskaja gaseta, 7. Juni 2021, archiviert vom Original am 7. Juni 2021; abgerufen am 7. Juni 2021 (russisch).
  14. a b c d Выхад газеты «Новы час» прыпынены: прыватная друкарня адмовілася яе друкаваць. Belsat TV, 10. August 2021, archiviert vom Original am 11. August 2021; abgerufen am 11. August 2021 (belarussisch).
  15. a b Yuras Karmanau: Belarusian authorities raid top independent newspaper. The San Diego Union-Tribune, 20. Oktober 2021, archiviert vom Original am 24. Oktober 2021; abgerufen am 24. Oktober 2021 (englisch).
  16. Перестали открываться сайты газеты «Новы час» и ресурсов «Настоящее время» и «Deutsche Welle». Belsat TV, 28. Oktober 2021, archiviert vom Original am 28. Oktober 2021; abgerufen am 28. Oktober 2021 (russisch).
  17. В Беларуси заблокирован сайт газеты «Новы час», работает «зеркало». naviny.by, 28. Oktober 2021, archiviert vom Original am 28. Oktober 2021; abgerufen am 28. Oktober 2021 (russisch).
  18. Кружка, книги, СМИ, аккаунты TikTok – большое обновление списка экстремистских материалов. In: Reform.by. 5. Januar 2024; (russisch).
  19. Телеграм-канал издания «Новы час» признан экстремистским. In: Reform.by. 18. Januar 2023; (russisch).
  20. Группы «Радыё Свабода» и «Новы час» в «Одноклассниках» признаны экстремистскими. In: Reform.by. 23. Mai 2023; (russisch).
  21. Новый проект Ольги Лойко Plan B признали экстремистским. In: Reform.by. 25. Juli 2023; (russisch).
  22. «Новы час», ЗБС и Настасся Роўда – кто попал в обновленный список «экстремистских материалов». In: Reform.by. 9. August 2023; (russisch).
  23. Dawn Arteaga: Belarus’ Pioneering Editor and Ugandan Human Rights Reporter Named 2008 Knight International Journalism Award Winners. In: International Center for Journalists. 3. Juli 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Januar 2017; abgerufen am 17. Juli 2013 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.icfj.org
  24. Марина Рахлей: Алексей Король: лучше не премии получать, а жить в свободной стране. naviny.by, 4. Juli 2008, abgerufen am 17. Juli 2013 (russisch).
  25. Belarusian Newspaper Novy Chas Wins Award of Germany’s Zeit Foundation. Democratic Belarus, 4. Juni 2009, archiviert vom Original am 2. Februar 2014; abgerufen am 23. Januar 2014 (englisch).
  26. Free Press defenders receive awards at the Nobel Institute in Oslo. Human Rights House, 17. Juni 2011, archiviert vom Original am 1. Februar 2014; abgerufen am 23. Januar 2014 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/humanrightshouse.org
  27. Недзяржаўная газета „Новы час“ атрымала прэмію нямецкага фонда „Цайт“. Eurapejskaje Radyjo dlja Belarussi, 4. Juni 2009, archiviert vom Original am 18. Januar 2017; abgerufen am 17. Januar 2017 (belarussisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/euroradio.fm