Postament

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Neugotisches Sandstein-Postament eines Grabkreuzes

Das Postament (auch das Piedestal) ist in der Baukunst ein Unterbau oder Sockel vor allem von Stützgliedern und Statuen.[1]

Begriffe und Begriffsherkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff Postament (Neutrum) ist aus einer in Anlehnung an das lateinische fundāmentum (vgl. „Fundament“) aufgenommen und wohl im 16. Jahrhundert in einer gelehrten Bildung zum neulateinischen postamentum geworden, entsprechend dem italienischen posto („festgesetzter Platz“), bzw. dem italienischen postare und dem französischen poster („aufstellen“, vgl. „postieren“).[2]

Der Begriff Piedestal (Neutrum) stammt vom französischen piédestal („Sockel“), was eingedeutscht auch zu den Begriff „Podest“ und „Podium“ führte.[3]

Gleichbedeutend zu Begriff Postament wurde im 19. und frühen 20. Jahrhundert auch der aus dem Italienischen stammende Begriff Basament verwendet,[4] allerdings sinngemäß teilweise eher für das Fundament, bzw. Erd- bzw. Sockelgeschoss eines ganzen Gebäudes.[5][6]

Begriffsabgrenzungen und -bezüge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Handelt es sich bei einem Postament nur um eine einfach gehaltene, niedrige Bodenplatte, so nennt man diese Plinthe. Kleine Postamente bzw. Piedestale etwa an Giebeln von Gebäuden für Vasen oder Statuen werden auch als „Bildstuhl“ oder „Bilderstuhl“ bezeichnet.[7] Typische Sockelelemente sind das „Fußgesims“, der „Postamentschaft“ und das „Kranzgesims“.

Geschichte und Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Postament als Sockel eines Gegenstandes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Postament erhebt einen Gegenstand monumental zum Denkmal, woher die umgangssprachliche Redensart „Jemanden auf den Sockel stellen“[8] stammt. Das Material ist dem Zweck entsprechend in der Regel aus Naturstein und manchmal aus Bronze, jedenfalls dauerhaft. Erhobene Gegenstände sind vor allem Statuen als Denkmäler für Personen oder Ereignisse, aber auch Gedächtnis-Vasen/-Urnen, Obelisken oder andere Werke der Bildhauerkunst. Der barocke Architekturtheoretiker Johann Friedrich Penther sprach 1744 von „Statuen und anderen Bau-Zierden drauf, so zur Pracht und Ansehen oder zum Andencken aufgestellet“.[9]

Die Gestalt des Postaments ist in der Regel quaderförmig, doch gibt es auch Postamente auf rundem oder ovalem Grundriss. Das klassische Postament ist kein einfach schmuckloser Körper, sondern dreiteilig gegliedert: Auf dem Fußprofil folgt der eigentlichen Körper des Postaments, darauf der profilierte Kranz als Deckplatte, der gleichsam den Kopf bildet. Zur Ausschmückung eines Postaments schrieb der Ästhetiker Johann Georg Sulzer 1771: „Fuß und Kranz bestehen aus mehr oder weniger Gliedern, [je] nachdem man dem Postament mehr oder weniger Zierlichkeit geben will.“[10]

Auf dem Mittelteil des Postaments ist Platz für Inschriften zu den dargestellten Personen oder Ereigniszusammenhängen, bisweilen auch mit ergänzenden Reliefs.

Postament als Sockel einer Säule oder Stütze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die griechischen und vorgriechischen Säulen besaßen keinen besonderen Untersatz; erst in der römischen Architektur wurden die Säulen auf Postamente gesetzt, ein Gebrauch, der sich bis in die Zeit des Historismus erhielt.[12] Üblicherweise besteht das Säulenpostament aus einem quaderförmigen Körper, unten mit einem Fußgesims, oben mit einem bekrönenden Glied. Die Detailformen richten sich nach den einzelnen Stilarten, die Gegenstand gelehrter architekturtheoretischer Traktate waren.

Das Podest-Prinzip ist auch auf Obelisken übertragen worden.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Piedestale – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Piedestal – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Postament – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 18. Mai 2024), S. 34: Atlant.
  2. Postament, das. In: dwds.de (Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute). Abgerufen am 18. Mai 2024.
  3. Bettina Bock: Etymologie Podest. In: dwee.saw-leipzig.de. Arbeitsstelle Deutsche Wortfeldetymologie, Seminar für Indogermanistik der FSU-Jena, abgerufen am 18. Mai 2024.
  4. Zeno: Lexikoneintrag zu »Basament«. Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 367. Abgerufen am 18. Mai 2024.
  5. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 416.
  6. Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1, Stuttgart/Leipzig 1904, S. 555: Basament. (Abschrift)
  7. Pierer’s Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 778.
  8. "Jemanden auf den Sockel stellen". In: redensarten-index.de. Abgerufen am 19. Mai 2025.
  9. Johann Friedrich Penther: Ausführliche Anleitung zur bürgerlichen Bau-Kunst (Band 1): Enthaltend ein Lexicon Architectonicum oder Erklärungen der üblichsten Deutschen, Französischen, Italiänischen Kunst-Wörter der Bürgerlichen Bau-Kunst. Augspurg 1744, S. 120 (Digitalisat)
  10. Johann Georg Sulzer; Allgemeine Theorie der Schönen Künste, 1771: Postament (Abschrift auf textlog.de, abgerufen am 19. Mai 2024)
  11. Heinrich Sebald: Das Denkmal Friedrichs des Großen. Eine genaue Beschreibung des Monuments, nebst 31 kurzen, auf die am mittleren Piedestal dargestellten Personen bezüglichen Biographien. Mit einer Abbildung des Denkmals. Logier, Berlin 1851.
  12. Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 7. Stuttgart/Leipzig 1909, S. 193: Postament. (Abschrift)