Thomas Dienel

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Thomas Dienel (* 16. Juni 1961 in Weimar[1]) ist ein deutscher Neonazi und zu mehreren Jahren Haftstrafe verurteilter Krimineller. Nach Berichterstattung im MDR Fernsehen soll er „zu den umtriebigsten Personen des ostdeutschen Rechtsextremismus“ Anfang der 1990er-Jahre gehört haben.[2] Er arbeitete seit 1992 als V-Mann „Küche“ für den Thüringer Verfassungsschutz und diskreditierte u. a. im Auftrag des LfV Thüringen politische Gegner.

Dienel war Bürger der DDR, tat sich als verdientes FDJ-Mitglied hervor und wurde FDJ-Sekretär. Später engagierte er sich in der Deutschen Sex-Liga (zeitweise als deren „Generalsekretär“), danach in der NPD Thüringen, deren Landesvorsitzender er 1991 war. Schließlich gründete Dienel seine eigene Deutsch-Nationale Partei (DNP) in Thüringen, deren Vorsitzender er seit 19. April 1991 war.[3] Diese war fester Bestandteil des neonazistischen Netzwerkes um Michael Kühnen.

Nach seinem ersten Gefängnisaufenthalt für eine Verurteilung wegen Volksverhetzung, aus dem er am 22. Dezember 1991 entlassen wurde, wurde er vom Verfassungsschutz Thüringen angeworben.[1]

Dienel leugnete bei einer Veranstaltung öffentlich den Holocaust und sagte: „In Auschwitz wurde niemand umgebracht. Leider wurde niemand umgebracht“ (dokumentiert durch eine Spiegel-TV-Aufnahme).[1] Im Sommer 1992, einen Tag nach dem Tode des Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, warf Dienel zwei Schweinekopfhälften mit einer Schmähschrift in den Vorgarten der Erfurter Synagoge.[4] Im Dezember des gleichen Jahres wurde Dienel in Rudolstadt der Prozess unter anderem wegen Volksverhetzung gemacht. Er bekam eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und acht Monaten. Im gleichen Jahr habe Dienel auch Geld von einem RTL-Team dafür bekommen „eine fetzige Nazi-Wehrsportgruppe in den neuen Ländern“ darzustellen. Die Gruppe wurde von realen Personen aus Dienels Neonaziumfeld, aus Saalfeld, Weimar und Erfurt gespielt.[5] Die bei RTL plus/Spiegel-TV im September 1992 ausgestrahlte Reportage[6] löste im In- und Ausland Entsetzen und eine Welle von Strafanzeigen aus. Dafür wurde Dienel im August 1996 wegen Störung der öffentlichen Ordnung durch Vortäuschen von Straftaten und Androhung von Gewalt zu einem Jahr Haft verurteilt.[7]

Im Dezember 1992, kurz nach dem Mordanschlag von Mölln, stellte der damalige Bundesinnenminister Rudolf Seiters den Antrag beim Bundesverfassungsgericht, Dienel die Verwirkung von Grundrechten auszusprechen. Das Gericht lehnte den Antrag 1996 ab, da Dienel zuvor wegen günstiger Prognose vorzeitig aus der Haft entlassen worden war.[8]

Er gab die Mitteldeutsche Stimme heraus. Diese wurde, laut Dienel, komplett vom Verfassungsschutz finanziert. Mit Dienels Hilfe diskreditierte der Verfassungsschutz einen im Bereich des Antifaschismus aktiven Gewerkschaftssekretär, Angelo Lucifero, der daraufhin nicht in den Aufsichtsrat der Thüringischen Landesbank berufen wurde.[9]

1997 sorgte Dienel noch einmal als V-Mann des Thüringer Verfassungsschutzes für Schlagzeilen: Als bezahlter Informant besuchte er das von Helmut Roewer geleitete Landesamt für Verfassungsschutz von Januar 1996 bis August 1997 insgesamt 93 mal. Sein Salär als V-Mann „Küche“ soll insgesamt rund 25.000 D-Mark[10] betragen haben und er soll darüber hinaus rund 6.800 D-Mark für „Essensaufwendungen“ erhalten haben.

Seit seinem Auffliegen als V-Mann war Dienel untergetaucht. 1998 trat er als Chefredakteur der Zeitung Stimme für Deutschland, herausgegeben vom Thüringer Verlag Neues Denken, wieder in Erscheinung. Die Zeitung wurde vom Thüringer Sozialministerium aus Steuergeldern gefördert, bis der Verlag bankrottging. Dienel kündigte eine erneute, mit Arbeitslosengeld finanzierte Ausgabe an.[11]

Anfang März 2017 wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Gera Anklage gegen Thomas Dienel und dreizehn weitere Personen erhob, darunter seinen langjährigen Bekannten, den Rechtsextremisten und V-Mann Tino Brandt, der zum Umfeld des NSU-Kerntrios gehörte.[12]

Einzelnachweise

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  1. a b c V-Mann Thomas Dienel. Der Verfassungsschutz Thüringens hat Mitte der Neunziger Jahre Thomas Dienel als V-Mann angeheuert. Eine brisante Personalie, denn Dienel gehörte zu den übelsten Hetzern der ostdeutschen Neonazi-Szene. Abgerufen am 21. Mai 2015 (Aus der Reihe "Vor 20 Jahren").
  2. Von der FDJ in den braunen Sumpf. In: MDR.DE. 21. Februar 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Mai 2015; abgerufen am 24. Mai 2015.
  3. Die Deutsch Nationale Partei (DNP). In: Antira.de. Abgerufen am 11. Juni 2017.
  4. Holger Elias: Neonazi führte streckenweise Justiz vor. Rudolstädter Prozeß gegen Thomas Dienel wurde zur Farce. In: Neues Deutschland. 10. Dezember 1992 (nd-aktuell.de).
  5. Wilfried Gloede: Aus dem Gerichtssaal. Wehrsportgruppe ein bestelltes Schauspiel? Neuer Prozeß gegen betrügerischen Neonazi. Freies Wort, Suhl 31. Juli 1996, S. 3.
  6. Spiegel TV Nazis in Erfurt. September 1992 (youtube.com [abgerufen am 16. Juli 2020]).
  7. Wilfried Glöde: Dienels Wehrsportgruppen waren lediglich vorgetäuscht. Gestern Urteil im Prozeß gegen einstigen Neonazi-Chef. In: Freies Wort. Suhl 27. August 1996, S. 3.
  8. Rechtsextremisten behalten Grundrechte. In: Die Welt, 31. Juli 1996.
  9. [o.A.]: Neue Enthüllungen des Neonazis Thomas Dienel. Der Spiegel, 9. September 2000, abgerufen am 15. Juli 2020.
  10. Patrick Gensing: Militante Neonazis. Das braune Netz. tagesschau.de, 15. November 2011, abgerufen am 15. Juli 2020.
  11. Thomas Berndt: Ein Nazi als Chefredakteur. NDR, 28. Mai 1998. Abruf am 15. April 2023
  12. Mammutverfahren erwartet: Anklage gegen Tino Brandt und Thomas Dienel. (Memento vom 9. März 2017 im Internet Archive) In: Mitteldeutscher Rundfunk, 1. März 2017.