Vauquelinit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Vauquelinit
Blättriges Aggregat aus grünem Vauquelinit vom Hohenstein, Reichenbach (Lautertal), Odenwald, Hessen (Sichtfeld 5 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Vql[1]

Andere Namen
  • Chromphosphorkupferbleispath
  • Laxmannit[2]
Chemische Formel Pb2Cu[OH|PO4|CrO4][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfate (einschließlich Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VI/F.02
VI/F.02-010

7.FC.05
43.04.03.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m
Raumgruppe P21/n (Nr. 14, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/14.2[4]
Gitterparameter a = 13,75 Å; b = 5,81 Å; c = 9,56 Å
β = 94,6°[4]
Formeleinheiten Z = 4[4]
Zwillingsbildung nach {102}[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2,5 bis 3
Dichte (g/cm3) gemessen: 6,16; berechnet: 6,16[5]
Spaltbarkeit undeutlich[3]
Bruch; Tenazität uneben; spröde
Farbe apfel-, zeisig- oder olivgrün, kanariengelb, ockerbraun, leberbraun bis fast schwarz
Strichfarbe grünlich bis bräunlich
Transparenz durchscheinend, in dünnen Schichten durchsichtig
Glanz Harzglanz bis Diamantglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 2,110[6]
nβ = 2,220[6]
nγ = 2,220[6]
Doppelbrechung δ = 0,110[6]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Pleochroismus sichtbar: X = hellgrün, Y = Z = hellbraun[6]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten löslich in Salpetersäure

Vauquelinit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfate (einschließlich Selenate, Tellurate, Chromate, Molybdate und Wolframate)“ mit der chemischen Zusammensetzung Pb2Cu[OH|PO4|}CrO4][3] und ist damit chemisch gesehen ein Blei-Kupfer-Chromat mit Hydroxid- und Phosphationen als zusätzlichen Anionen.

Vauquelinit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem, entwickelt aber nur kleine, keilförmige Kristalle und Zwillinge bis etwa fünf Millimeter Länge mit harz- bis diamantähnlichem Glanz auf den Oberflächen. Meist tritt er in Form knolliger, nieriger, traubiger, körniger oder massiger Mineral-Aggregate und krustiger Überzüge auf. Seine Farbe variiert zwischen Grün und Braun in verschiedenen Variationen von Apfel-, Zeisig und Olivgrün über Kanariengelb und Ockerbraun oder Leberbraun bis fast Schwarz. Auch seine Strichfarbe ist grünlich bis bräunlich.

Mit einer Mohshärte von 2,5 bis 3 gehört Vauquelinit zu den weichen bis mittelharten Mineralen und lässt sich etwas leichter als das Referenzmineral Calcit (3) mit einer Kupfermünze ritzen.

Etymologie und Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Louis-Nicolas Vauquelin

Erstmals entdeckt wurde Vauquelinit in der Grube „Tsvetnoi“ am Berg Uspenskaya in der Gold-Lagerstätte Berjosowski (Berezovsk, Beresowsk), Oblast Swerdlowsk im russischen Uralgebirge. Beschrieben wurde das Mineral erstmals 1818 durch Jöns Jakob Berzelius, der es nach dem französischen Chemiker und Entdecker des Elements Chrom Louis-Nicolas Vauquelin benannte.

In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Vauquelinit zur Mineralklasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ (sowie einige Selenate und Tellurate) und dort zur Abteilung der „Chromate“, wo er zusammen mit Phönikochroit die „Phönikochroit-Vauquelinit-Gruppe“ mit der System-Nr. VI/F.02 und den weiteren Mitgliedern Deanesmithit, Edoylerit, Fornacit, Molybdofornacit, Santanait und Wattersit bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Vauquelinit ebenfalls in die Abteilung der „Chromate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit und Art der zusätzlichen Anionen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit PO4, AsO4, SiO4“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 7.FC.05 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Vauquelinit dagegen in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Phosphate“ ein. Hier ist er als Namensgeber in der „Vauquelinitgruppe“ mit der System-Nr. 43.04.03 und den weiteren Mitgliedern Fornacit und Molybdofornacit innerhalb der Unterabteilung „Zusammengesetzte Phosphate etc., (Wasserfreie zusammengesetzte Anionen mit Hydroxyl oder Halogen)“ zu finden.

Kristallstruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vauquelinit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/n (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 2)Vorlage:Raumgruppe/14.2 mit den Gitterparametern a = 13,75 Å; b = 5,81 Å; c = 9,56 Å und β = 94,6° sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Das Mineral ist leicht löslich in Salpetersäure (HNO3).[7]

Bildung und Fundorte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Vauquelinit (olivgrün) und Dioptas (smaragdgrün) aus der Blue Bell Mine, Baker, Soda Lake Mountains, Kalifornien (Sichtfeld 5 mm)
Großaufnahme von keilförmigen Vauquelinitzwillingen aus der Typlokalität Berjosowski, Russland (Bildbreite: 2 mm)
Krokoitkristalle, umgeben von einer grünen Kruste aus Vauquelinit aus dem gleichen Fundort (Größe: 11,5 × 7,1 × 6,0 cm)

Vauquelinit bildet sich in der Oxidationszone von hydrothermalen Erz-Lagerstätten. Als Begleitminerale können unter anderem Beudantit, Cerussit, Duftit, Krokoit, Mimetesit und Pyromorphit auftreten.

Als seltene Mineralbildung konnte Vauquelinit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2014) rund 70 Fundorte bekannt sind.[8] Neben seiner Typlokalität Grube „Tsvetnoi“ trat das Mineral in Russland noch in der nahe gelegenen Krokoitgrube am Berg Uspenskaya und in verschiedenen Grube der Goldlagerstätte Berjosowski in der Oblast Swerdlowsk sowie am Sukhovyaz nahe Werchni Ufalei in der Oblast Tscheljabinsk zutage.

In Deutschland konnte Vauquelinit unter anderem in der Grube Clara bei Oberwolfach und bei Sehringen (Badenweiler Revier) in Baden-Württemberg, an mehreren Fundpunkten im Gebiet um Reichenbach (Lautertal) im hessischen Odenwald, in der Grube „Grünbleiberg“ bei Niedergelpe in Nordrhein-Westfalen sowie im Tagebau Callenberg und der Grube „Ludwig-Vereinigt Feld“ bei Schönbrunn in Sachsen gefunden werden.

Der bisher einzige bekannte Fundort in Österreich ist die Eisen-Lagerstätte bei Grassendorf in der Kärntener Gemeinde Liebenfels (Bezirk Sankt Veit an der Glan).

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien, Brasilien, der Demokratischen Republik Kongo (Zaire), in Frankreich, Griechenland, Japan, Kasachstan, Mazedonien, Namibia, Südafrika, Ungarn, im Vereinigten Königreich (UK) und in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[9]

  • J. Berzelius: Undersökning af ett hittills obemärkt Fossil, som stundom följer den Siberiska kromsyrade blyoxiden. In: Afhandlingar i Fysik, Kemi och Mineralogi. Band 6, 1818, S. 246–254 (schwedisch, rruff.info [PDF; 451 kB; abgerufen am 8. März 2018]).
  • L. Fanfani, P. F. Zanazzi: The crystal structure of vauquelinite and the relationships to fornacite. In: Zeitschrift für Kristallographie. Band 126, 1968, S. 433–443 (rruff.info [PDF; 498 kB]).
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 684.
Commons: Vauquelinite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 618 (Erstausgabe: 1891).
  3. a b c Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
  4. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 417.
  5. a b Vauquelinite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 64 kB; abgerufen am 8. März 2018]).
  6. a b c d e Mindat - Vauquelinite
  7. Vauquelinite. In: Natural History of New York. Teil 3. D. Appleton & Company and Wiley & Putnam, 1842, S. 418 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Mindat - Anzahl der Fundorte für Vauquelinit
  9. Fundortliste für Vauquelinit beim Mineralienatlas und bei Mindat