Verschiedensamige Melde

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Verschiedensamige Melde

Verschiedensamige Melde (Atriplex micrantha)

Systematik
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae)
Unterfamilie: Chenopodioideae
Tribus: Atripliceae
Gattung: Melden (Atriplex)
Art: Verschiedensamige Melde
Wissenschaftlicher Name
Atriplex micrantha
C.A.Mey. in Ledeb.

Die Verschiedensamige Melde (Atriplex micrantha) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Melden (Atriplex) in der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). In Deutschland ist sie ein eingebürgerter Neophyt, welcher sich in den letzten Jahren stark an Autobahnen und Bundesstraßen ausgebreitet hat.

Vegetative Merkmale

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Die Verschiedensamige Melde ist eine einjährige krautige Pflanze. Der aufrechte, gerippte Stängel ist sparrig verzweigt mit abstehenden Ästen und erreicht eine Länge von 20 bis 180 cm (selten bis 250 cm).

Die wechselständig (die untersten auch gegenständig) am Stängel angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Die Blätter weisen eine Länge von meist 3 bis 6 (bis zu 12) cm und eine Breite von meist 1,2 bis 5 (bis zu 9) cm auf. Der Blattstiel ist 0,5 bis 3 cm lang. Beiderseits vom Blattansatz weist der Stängel einen dunkelroten Streifen auf. Die beidseitig dunkel-graugrüne, anfangs bemehlte Blattspreite ist dreieckig bis spießförmig mit basalen Spießecken, am Rand unregelmäßig grob gezähnt oder ganzrandig. Die Blattspreiten der oberen Blätter sind länglich-lanzettlich und stets ganzrandig. Im Unterschied zur Glanz-Melde orientieren sich die Blattspreiten unter minimalem Winkel zum Lichteinfall (Kompasspflanzen). Der Geschmack der Blätter wird als angenehm beschrieben. Absterbende Blätter sind oft rot überlaufen.

Blütenstand und Blüte

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In end- oder seitenständigen, zusammengesetzten ährigen Blütenständen von 6 bis etwa 25 cm Länge stehen die Blüten in Knäueln aus meist elf Blüten zusammen. Die Verschiedensamige Melde ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die männlichen Blüten, die meist vor den weiblichen gebildet werden, besitzen (vier- bis) fünf grüne Blütenhüllblätter (Tepalen) und fünf Staubblätter. Nach dem Verblühen erscheinen diese Blüten gelblich bis bräunlich. Die weiblichen Blüten, von denen es mehr als doppelt so viele gibt, werden von zwei anfangs mehligen Vorblättern umhüllt, Blütenhüllblätter sind nicht vorhanden, sie enthalten nur einen vertikalen Fruchtknoten. Im Unterschied zur Glanz-Melde sind alle weiblichen Blüten gleichartig.

Die Blütezeit reicht in Deutschland von Ende August bis September (In der Flora of China wird Juni bis August angegeben). Die Bestäubung erfolgt in der Regel durch den Wind, ist aber auch durch Insekten oder durch Selbstbestäubung möglich[1].

Frucht und Samen

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Der locker sparrig verzweigte Fruchtstand bleibt mehr oder weniger aufrecht. Zur Fruchtreife wird die vertikale Frucht von den hellgraugrünen oder rötlich überlaufenen, nicht transparenten Vorblättern umhüllt. Diese sind nur ganz am Grunde verwachsenen und dort gelegentlich in ein helleres Fußstück verschmälert. Die Form der Vorblätter ist eiförmig oder rundlich, teilweise sogar breiter als lang, kaum zugespitzt und ganzrandig. Ihre glatte Oberfläche (ohne Anhängsel) ist nicht netznervig, es sind nur drei bis vier Hauptadern zu erkennen, die im unteren Teil parallel zueinander verlaufen. Die Vorblätter sind auffallend verschieden groß: die größeren erreichen etwa 5 bis 8 mm Durchmesser, die kleineren nur etwa 2 mm.

Der Vorblattgröße entsprechend gibt es zwei verschiedene Samentypen (Heterokarpie): gelb-braune, konkave bis flachgedrückte Samen von 2 bis 3,5 mm Durchmesser mit häutiger, matter Samenschale, sowie schwarze, rundliche bis linsenförmige Samen von 0,5 bis 1,6 mm Durchmesser mit ledriger, (nach Abreiben der Fruchtwand) glänzender Samenschale.

Chromosomenzahl

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Als Chromosomenzahlen werden 2n=36 und 2n=18 angegeben.

Photosyntheseweg

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Die Verschiedensamige Melde ist eine C3-Pflanze mit normaler Blattanatomie[2].

Beim Sammeln von Nektar konnten Wildbienen (Lasiglossum polites), Schwebfliegen, Ameisen (Formica polyctena) und Fransenflügler beobachtet werden (siehe Schwarz 2004).

Von den Blättern ernähren sich Minierer sowie Blattläuse (Macrosiphum). Selten frisst auch die Spanische Wegschnecke an den Blättern. Vermutlich wird die Pflanze durch die enthaltenen Saponine und Oxalsäure vor Fraß geschützt.

Als pflanzliche Parasiten treten gelegentlich Nessel-Seide (Cuscuta europaea), Pappel-Seide (Cuscuta lupulifomis) oder Nordamerikanische Seide (Cuscuta campestris) an der Verschiedensamigen Melde auf.

Die Verschiedensamige Melde hat ihr natürliches Verbreitungsgebiet in Mittelasien. Von der Westküste des Schwarzen Meeres (Bulgarien) kommt sie bis zum chinesischen Xinjiang vor. Insbesondere im iranischen Hochland, dem Kaukasus, Kasachstan und Russland ist diese Art weit verbreitet.

In ihrer Heimat wächst die Verschiedensamige Melde in Steppen auf salzhaltigen Böden, am Ufer von Gewässern, oder als Ruderalpflanze in der Steppen- und Halbwüstenzone. Sie ist eine typische Art des Tieflands, dringt aber auch in die untere Gebirgszone bis in Höhenlagen von etwa 2000 Meter vor. Sie kann sowohl in kalten Gebieten mit monatelangem Dauerfrost als auch in heißen, frostfreien Regionen gedeihen.

Durch Handel und Verkehr ist die Verschiedensamige Melde in weite Teile Europas eingeschleppt worden und hat hier verstreute Fundorte in Spanien, Italien, Belgien, Luxemburg[3], Deutschland, Estland, Frankreich (Elsass), Großbritannien, den Niederlanden, Österreich, Schweden, der Slowakei, in Tschechien und Belarus.[4]

Als eingeführte Art hat sie auch Nordamerika (USA und Kanada) erreicht, hier ist sie stark in Ausbreitung begriffen. Auch in Südamerika (Santiago de Chile) wurde sie gefunden.

Nach Mitteleuropa wurde die Verschiedensamige Melde vermutlich mit Getreidelieferungen aus Russland unabsichtlich eingeschleppt. Ihre ersten Funde stammen von 1906 aus dem Elsass (Rheinhafen). Von dort aus hat sie sich in den letzten Jahrzehnten entlang der Wasser- und Verkehrswege stark ausgebreitet.

Inzwischen gilt die Verschiedensamige Melde in Deutschland als ein eingebürgerter Neophyt[5]. Im Rhein-Main-Gebiet tritt sie auch flächiger auf. In Baden-Württemberg, Hessen und Niedersachsen wächst sie vorwiegend entlang von Straßengräben, in den Mittelstreifen der Autobahnen, auf Erdaushub an Verkehrswegen, und an Gleisanlagen oder Bahnhöfen. Außerdem besiedelt sie Kali-Abraumhalden und Schuttplätze. Gelegentlich kommt sie auch in Unkrautfluren der Äcker vor. Die salztolerante Art (fakultativer Halophyt) scheint auf salzigem Boden einen Standortvorteil gegenüber anderen Pflanzenarten zu haben.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2+ (frisch), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental, Salztoleranz t = tolerant).[6]

Im System der Pflanzensoziologie ist sie eine Kennart des Verbands Sisymbrion sowie der Assoziation Sisymbrio-Atriplicetum oblongifoliae[5].

Die Verschiedensamige Melde (Atriplex micrantha) zählt innerhalb der Gattung Atriplex zur Sektion Teutliopsis Dumort.[2]

Die Erstbeschreibung von Atriplex micrantha erfolgte 1829 durch Carl Anton von Meyer, publiziert in Carl Friedrich von Ledebour: Icones plantarum...Floram Rossiam... 1: 11, Abb. 43.

Synonyme von Atriplex micrantha C.A.Meyer in Ledeb. sind Atriplex hastata var. heterocarpa Fenzl, Atriplex hastata var. heterosperma (Bunge) Regel ex Iljin, Atriplex heterosperma Bunge, Atriplex hortensis subsp. heterosperma (Bunge) Meijden[7].

Atriplex micrantha wird in zwei Unterarten eingeteilt:

  • Atriplex micrantha C.A.Meyer in Ledeb. subsp. micrantha
  • Atriplex micrantha subsp. conglomerata O.Schwarz (Syn.: Atriplex heterosperma Bunge, Atriplex micrantha var. congesta Aellen mscr., non publ., Atriplex micrantha var. typica Aellen forma angustifolia Blom mscr.)
  • Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4, S. 91 (Abschnitt Beschreibung).
  • Oliver Christoph Schwarz: Beiträge zur Biologie, Chorologie, Ökologie und Taxonomie der neophytischen Melde Atriplex micrantha und verwandter Arten. Dissertation der Uni Stuttgart, 2004 (pdf-Volltext; Abschnitte Beschreibung, Ökologie, Vorkommen, Systematik).
  • Alexander P. Suchorukow: Zur Systematik und Chorologie der in Russland und den benachbarten Staaten (in den Grenzen der ehemaligen USSR) vorkommenden Atriplex-Arten (Chenopodiaceae). In: Annalen des Naturhistorischen Museums in Wien, Serie B, 108, 2007, S. 360–363 (zobodat.at [PDF; 32,1 MB]; Abschnitte Beschreibung, Chromosomenzahl, Vorkommen).
  • Stanley L. Welsh: Atriplex heterosperma, S. 336 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico, Volume 4: Magnoliophyta: Caryophyllidae, part 1. Oxford University Press, New York u. a. 2003, ISBN 0-19-517389-9 (Abschnitt Beschreibung, Trivialname).
  • Gelin Zhu, Sergei L. Mosyakin & Steven E. Clemants: Chenopodiaceae: Atriplex micrantha, S. 362 - textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China, Volume 5: Ulmaceae through Basellaceae., Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2003, ISBN 1-930723-27-X (Abschnitt Beschreibung, Trivialname).

Einzelnachweise

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  1. Eintrag bei BiolFlor (Memento des Originals vom 26. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www2.ufz.de
  2. a b Gudrun Kadereit, Evgeny V. Mavrodiev, Elizabeth H. Zacharias, Alexander P. Sukhorukov: Molecular phylogeny of Atripliceae (Chenopodioideae, Chenopodiaceae): Implications for systematics, biogeography, flower and fruit evolution, and the origin of C4 Photosynthesis, In: American Journal of Botany, Band 97 (10), 2010, S. 1664–1687.
  3. https://neobiota.lu/atriplex-micrantha/
  4. Pertti Uotila: Chenopodiaceae (pro parte majore). In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Atriplex micrantha subsp. micrantha, 2011 (Eintrag bei PESI-Portal).
  5. a b Verschiedensamige Melde. auf FloraWeb.de
  6. Atriplex micrantha Ledeb. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 5. März 2021.
  7. Eintrag bei The Plant List
Commons: Verschiedensamige Melde (Atriplex micrantha) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien