Weingartsmühle

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Weingartsmühle
Koordinaten: 49° 46′ N, 10° 29′ OKoordinaten: 49° 46′ 16″ N, 10° 29′ 21″ O
Höhe: 330 m
Postleitzahl: 96160
Vorwahl: 09556
Karte
Lage der Weingartsmühle (fett) im Geiselwinder Gemeindegebiet

Die Weingartsmühle (auch Schlüsselfelder Straße 33) ist eine Einöde auf der Gemarkung des Hauptortes von Geiselwind im unterfränkischen Landkreis Kitzingen.

Geografische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Weingartsmühle liegt relativ zentral im Geiselwinder Gemeindegebiet an der Reichen Ebrach. Weiter im Norden beginnt das Gemeindegebiet von Ebrach im oberfränkischen Landkreis Bamberg, die Gemarkung von Kleinbirkach liegt der Mühle am nächsten. Nordöstlich befindet sich der Geiselwinder Ortsteil Füttersee, im Osten reihen sich entlang des Baches die Mühlen Hundsrangen und Hutzelmühle. Im Süden führt die Bundesautobahn 3 am Ortsteil vorbei. Westlich liegt Geiselwind. Die Mühle ist der letzte Überrest der Siedlung Weingarten.

Der Name der Mühle verweist auf die ehemalige Siedlung, die sich in unmittelbarer Nähe der Mühle befand. Erstmals erwähnt wurde die Anlage im Jahr 1506. In einem Zinsbuch der Fürsten zu Schwarzenberg wurden Wiesen bei der „Muel zu Weingarten“ erwähnt. Wahrscheinlich hatten die Grafen zu Castell die Mühle als Lehen an die Fürsten vergeben. Gegen 1590 tauchte die Anlage dann auch im Lehenbuch der Grafen neben Weingarten als „Weingarttsmühl“ auf. Damals saß die Witwe des Müllers Georg Geyer dort.

Im Jahr 1595 ist Barthel Simmer als „Weingardts Müller“ nachweisbar. Er vermachte die Mühle wohl an seinen Sohn Hans Singer, der 1610 im Pfarrbuch von St. Burkard zu Geiselwind erscheint. Im 17. Jahrhundert wechselten die Müller dann häufig. Bis 1703 sind Hans Stür, Wolf Stier, Lorenz Heymann, Daniel Rothmüller, Hans König, Johannes Dunckel und Fredrich Schmeer in den Quellen zu finden. Alle arbeiteten für die Herren von Schwarzenberg.[1]

Das Geiselwinder Pfarrbuch verzeichnet für das Jahr 1710 Johann Konrad Martin als Paten. Er saß auf der „Obern Weingartsmühl“. Die Lagebezeichnung war wichtig geworden, weil in der Nähe eine weitere Mühle, die Untere Weingartsmühle, entstanden war. 1723 tauchte die Mühle als „Wengertsmühl“ neuerlich in den Quellen auf. 1734 war Johann Jakob Müller auf der Weingartsmühle.[2]

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das Anwesen von der Familie Krimmenau bewohnt. Insgesamt sechs Generationen der Familie sind als Besitzer der Mühle nachgewiesen. So lebten die Müller Sebastian, Johann, Josef, Christoph, Jakob und Johann Krimmenau in der Weingartsmühle. Die Weingartsmühle war lange Zeit eine bedeutende Wassermühle an der Reichen Ebrach und nachweislich bis 1965 in Betrieb.[3]

Ende des 19. Jahrhunderts übernahm mit Kaspar Stöckinger eine neue Familie die Anlage. Die Stöckinger richteten in der Mühle neben dem Mahlwerk auch ein Schneidwerk ein und nutzten die Kraft des Wassers auch für eine Sägemühle. Hierzu grub man einen 1,2 km langen Mühlbach, der jährlich gereinigt werden musste. Nach Kaspar übernahm Georg Stöckinger die Mühle und führte sie weiter. Georg verstarb im Jahr 1944.

Im Jahr 1950 heiratete der aus der Rhön stammende Müller Edmund Mauer in die Familie Stöckinger ein. Er betrieb weiterhin die Landwirtschaft, die Säge- und die Getreidemühle. Im Jahr 1965 wurde der Mühlbetrieb eingestellt, die Säge wurde 1966 abgebaut. 1970 ließ man einen Generator einbauen, die der Weingartsmühle bis 1992 eine unabhängige Stromversorgung sicherte. Heute ist das Anwesen im Besitz von Alfred Mauer und seiner Frau Rita, geborene Kreußer.[4]

Der kopflose Reiter

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einer der Müller der Weingartsmühle schickte seine Magd und seinen Knecht vor das Haus und sagte dann zu ihnen: „Schaut einmal gerade aus gegen den Krackenberg, seht ihr da droben am Berg nichts?“ Beide verneinten. Der Müller erklärte ihnen, dass ein Reiter den Berg heraufreite. Beide, Reiter und Pferd, wären ohne Kopf und ritten im Mondschein hier entlang. Die Magd und der Knecht konnten nichts erkennen und so führte der Müller beide nach oben.

Als sie auf dem Berg angekommen waren und den Reiter eingeholt hatten, sagte der Müller plötzlich: „Da, neben uns, reitet der Reiter auf seinem Pferd vorbei.“ Die Magd und der Knecht erkannten aber wiederum gar nichts. Der Müller erkannte die Gestalt aber, weil er ein sogenanntes Siebenmonatskind war. Eine weitere Sage siedelt den kopflosen Reiter in der Umgebung des Krackenberges an. Er soll den Berg in der Nacht umrunden und einen Wiesengrund als Weg benutzen.

Das Schloss Weingart

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Nähe der Waldabteilung Krackenberg war in Richtung Geiselwind vor langer Zeit ein Schloss zu finden. Es soll den Herren von Weingart gehört haben. Als das Schloss lange untergegangen war, gruben einige Dorfbewohner nach Schätzen. Als sie schon sehr lange gegraben hatten, stießen sie auf eine Treppe. Sie ruhten einen Tag aus und kehrten am nächsten Tag zurück, um weiter zu graben. Sie erreichten den Wald, aber alles ausgegrabene war wieder eingefallen.[5]

  • Gerhard Hojer: Landkreis Scheinfeld (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 35). Deutscher Kunstverlag, München 1976, DNB 760102457, S. 361.
  • Johann Ludwig Klarmann, Karl Spiegel: Sagen und Skizzen aus dem Steigerwald. Nachdruck der Ausgabe 1912. Neustadt an der Aisch 1982.
  • Erwin Müller: Geiselwind mitten in Franken. Mit Landschaftskunde und Geschichte. Scheinfeld 2001.
  • Wolf Dieter Ortmann: Landkreis Scheinfeld (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 3). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1967, DNB 457000929.
Commons: Weingartsmühle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Ortmann, Wolf Dieter: Landkreis Scheinfeld. S. 212.
  2. Ortmann, Wolf Dieter: Landkreis Scheinfeld. S. 213.
  3. Müller, Erwin: Geiselwind mitten in Franken. S. 72.
  4. Müller, Erwin: Geiselwind mitten in Franken. S. 73.
  5. Klarmann, Johann Ludwig (u. a.): Sagen und Skizzen aus dem Steigerwald. S. 109.