Benutzer:Muekue/Ernährungs- und Verbraucherbildung

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Einführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Um sich dem Freiheitsdilemma zu stellen und in der Widerspruchstruktur der Freiheit wie überhaupt im Umgang mit Widersprüchen den Weg zu finden, ist Lebensführung erforderlich.“[1]

Das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen macht sich bereits im Kindesalter sichtbar. Deswegen ist eine frühe Vermittlung von Wissen über Ernährung und Lebensmittelzusammensetzung und die Zusammenhänge zwischen Gesundheit und Essverhalten von großer Bedeutung. Es ist ein wichtiges Ziel der Verbraucherbildung, den Kindern und Jugendlichen eine gesundheitsförderliche Ernährung nahe zu bringen und sie dafür zu sensibilisieren, welche Folgen ihr Konsum und ihre Ernährungsentscheidungen haben, sowohl auf sie selbst als auch auf die Umwelt[2].


Im folgenden Beitrag werden die Konzeptionen zur haushaltsbezogenen Bildung beleuchtet, die seit dem 19. Jahrhundert entwickelt wurden und die Einführung auf den Haushalt bezogenen Unterrichts in den allgemeinbildenden Unterricht ermöglichten.


Entwicklung der Ernährungs- und Verbraucherbildung

Die heutige haushaltsbezogene Bildung hat ihre Wurzeln in der Mädchen- und Armenbildung des 19. Jahrhunderts. So war hauswirtschaftliche Bildung ausschließlich Mädchenbildung. Die Geschichte der haushaltsbezogenen Bildung war immer geprägt von den Vorstellungen zur Rollen- und Aufgabenteilung der Geschlechter[3]. „Der hauswirtschaftliche Unterricht […] bereitete Mädchen auf die Aufgabe der Hausfrau und Mutter vor“[4]. Im hauswirtschaftlichen Unterricht wurde der private Haushalt als eine „von der Öffentlichkeit abgekapseltes Gebilde“ gesehen. Bis in die 1960er Jahre blieb hauswirtschaftliche Bildung überwiegend Mädchenbildung. Das Ziel war immer noch die Vorbereitung der Mädchen auf ihre spätere Rolle als Hausfrau und Mutter[5].


In den letzten Jahren haben sich die Lebensbedingungen rasant geändert. Diese Veränderung macht sich auch auf die Bildung für den Haushalt spürbar. Insbesondere hat die Ernährungs- und Verbraucherbildung in letzter Zeit an Bedeutung gewonnen. Für eine zukunftsgerechte Ernährungs- und Verbraucherbildung definiert das Forschungsprojekt REVIS Bildungsziele, -standards, Kerncurriculum und Kompetenzen. Die haushaltsbezogene Bildung wurde mit dem Projekt Reform der Ernährungs- und Verbraucherbildung in allgemeinbildenden Schulen (REVIS) 2003 – 2005 reformiert. Es wurde eine fachdidaktische Neuorientierung der Ernährungs- und Verbraucherbildung erarbeitet. REVIS beinhaltet neun Bildungsziele mit jeweils vier zentralen Kompetenzen. Das Konzept brachte die haushaltsbezogene Bildung in Deutschland in Schwung und mit ihm wurde die „Zukunftsfähigkeit des Faches gewährleistet“[6]. „Verbraucherbildung meint vor allem zwei Dinge: Alltagswissen und Orientierungswissen“[7]

Die Verbraucherbildung ist ein Lebenslanger Lernprozess und macht es sich zum Ziel, ein Bewusstsein für eine „verantwortungsvolle und gesundheitsförderliche“ Lebensführung zu schaffen[8]. Aktuelle wird die Verbraucherbildung überwiegend in nicht gymnasiale Schulformen angeboten. Dabei beinhaltet die Verbraucherbildung einen „Bildungsanspruch, der für alle gleichermaßen – also für Schülerinnen und Schüler an Gymnasien - bedeutsam ist, um Gesellschaft, Kultur und Wirtschaft mitgestalten zu können, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben und selbstbestimmt das eigene Leben gestalten zu können“[9] Die Fächer Haushalts-, Wirtschafts- und Arbeitslehre zählen unter anderem zu den Trägerfächer der Ernährungs- und Verbraucherbildung.

Bildung für Lebensführung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Lebensführung stellt eine der zentralen Voraussetzungen menschlichen Lebens dar und trotzdem existiert sie nicht als Bezeichnung für ein Unterrichtsfach (Müller, 2017, S. 32; Schlegel-Matthies, 2019). Es ist unumstritten, dass es sich bei Bildung für Lebensführung um einen zentralen Bildungsbereich handelt, der aber bisher nicht ausreichend vertreten ist. In den Bundesländern variieren die Bezeichnungen für Bildung für Lebensführung. Das Fach heißt in Baden-Württemberg z, B. „Alltagskultur, Ernährung, Soziales (AES) und in Berlin „Wirtschaft, Arbeit, Technik (WAT)“.


Das Lernfeld Ernährung

• umfasst Wissensbestände aus Natur- und Kulturwissenschaften.

• ist ein multi- und interdisziplinäres Wissensgebiet.

• ist mehrdimensional zu denken und mehrperspektivisch zu erschließen.

• schließt die Beachtung und Berücksichtigung diverser Bedingungen und Bedingtheiten mit ein[10]


Zu den Zielen der schulischen Ernährungserziehung zählen u. a.

·        Erweiterung der Sach- und Sozialkompetenz, die für eine gesundheitlich, ökonomisch und ökologisch vorteilhafte Auswahl und Kombinationen von Lebensmitteln erforderlich ist

·        Vermitteln von handwerklichen Kompetenzen für die Zubereitung von Mahlzeiten

Daraus ergibt sich ein problemorientiertes und exemplarisches Lehren und Lernen[11]


Einzelnachweise


[1] Kirsten Schlegel-Matthies, Silke Bartsch, Werner Brandl, Barbara Methfessel (2015). Konsum – Ernährung – Gesundheit. Didaktische Grundlagen der Ernährungs- und Verbraucherbildung

PDF: Haushalt_in_Bildung_Forschung_2015_2.pdf [Stand: 12.04.2022] S. 21

[2] Verbraucherzentrale Bundesverband. Das Serviceportal für Verbraucherbildung

URL: Ernährung und Gesundheit | Verbraucherbildung.de

[3] Schlegel-Matthies, K. (2016): Zwischen Wissenschaft und Lebenswelt. Entwicklung, Stand und zukunftsperspektiven haushaltsbezogener Bildung. Paderborner Schriften zur Ernährungs- und Verbraucherbildung S. 13-20

[4] Schlegel-Matthies, K. (2016): Zwischen Wissenschaft und Lebenswelt. Entwicklung, Stand und zukunftsperspektiven haushaltsbezogener Bildung. Paderborner Schriften zur Ernährungs- und Verbraucherbildung S. 15

[5] Schlegel-Matthies, K. (2016): Zwischen Wissenschaft und Lebenswelt. Entwicklung, Stand und zukunftsperspektiven haushaltsbezogener Bildung. Paderborner Schriften zur Ernährungs- und Verbraucherbildung S. 15-17

[6] Kirsten Schlegel-Matthies, Silke Bartsch, Werner Brandl, Barbara Methfessel (2015). Konsum – Ernährung – Gesundheit. Didaktische Grundlagen der Ernährungs- und Verbraucherbildung

PDF: Haushalt_in_Bildung_Forschung_2015_2.pdf [Stand: 12.04.2022] S. 15-20

[7] Verbraucherzentrale Bundesverband. Das Serviceportal für Verbraucherbildung

URL: Ernährung und Gesundheit | Verbraucherbildung.de

[8] Verbraucherzentrale Bundesverband. Das Serviceportal für Verbraucherbildung

URL: Ernährung und Gesundheit | Verbraucherbildung.de

[9] Kirsten Schlegel-Matthies. Schulische Verbraucherbildung als Lösung für gesellschaftliche Fehlentwicklung Hrsg: Christian Bala, marit Buddensiek, Petra Maier, Wolfgang Schuldzinski (2019): Verbraucherbildung: Ein weiter Weg zum mündigen Verbraucher, 1. Auflage Verbraucherzentrale NRW, Düsseldorf

URL: Verbraucherbildung: Ein weiter Weg zum mündigen Verbraucher (verbraucherforschung.nrw) [13.02.2022] S. 42-45

[10] Claudia Angele, Ursula Buchner, Johanna Michenthaler, Susanne Obermoser & Katharina Salzmann-Schojer (2021): Fachdidaktik Ernährung. Ein Studienbuch

URL: (budrich-journals.de)

[11] Vgl. Tonieporth 2002, S. 165, in Essen lehren Essen lernen




Diskussion um Bildung für Lebensführung als gemeinsamer Kern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Reformbestrebungen um eine moderne und im 21. Jahrhundert anschlussfähige haushaltsbezogene Bildung wird "Bildung für Lebensführung" als gemeinsamer Kern diskutiert.[1] Bildung für Lebensführung betrifft einen Bildungsbereich, dessen Ausgangspunkt, Gegenstand und Ziel in dem Zusammenhang von Praktiken in verschiedenen Lebensbereichen liegen. Entsprechend sind wichtige Bezugselemente in der Diskussion um "Bildung für Lebensführung" Haushalt, Erwerbsarbeit, Freizeit und Alltag sowie Lebensformen, Lebensstile und Milieus. In den Fachdidaktiken wird vor allem in der Didaktik haushaltsbezogener Bildung eine Debatte um "Bildung für Lebensführung" geführt [2][3][1], u. a. angestoßen durch die Neuorientierung des Unterrichtsfachs Hauswirtschaft hin zu einer Ernährungs- und Verbraucherbildung in der Bundesrepublik Deutschland[4] oder hin zum Unterrichtsfach Wirtschaft-Arbeit-Haushalt im Fachbereich Natur, Mensch, Gesellschaft (Lehrplan 21) in der Schweiz[5]. In der Erziehungswissenschaft werden "Bildung" und "Lebensführung" in bildungssoziologischer Konnotation und in Referenz zur Debatte um Grundbildung verknüpft[6][7].

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Kirsten Schlegel-Matthies, Claudia Wespi: Wirksamer Unterricht für "Lebensführung". Eine Einführung. In: Kirsten Schlegel-Matthies, Claudi Wespi (Hrsg.): Wirksamer Unterricht für Lebensführung. Unterrichtsqualität, Nr. 12. Schneider Verlag Hohengehren GmbH, Baltmannsweiler 2021, ISBN 978-3-8340-2031-4, S. 19–26.
  2. Barbara Methfessel, Udo Ritterbach, Kirsten Schlegel-Matthies: Private Lebensführung als Umgang mit Komplexität - ein schwer operationalisierbares Bildungsziel. In: Volker Frederking (Hrsg.): Schwer messbare Kompetenzen: Herausforderungen für die empirische Fachdidaktik. Schneider Verlag Hohengehren, Baltmannsweiler 2008, ISBN 978-3-8340-0515-1, S. 115–125.
  3. Kirsten Schlegel-Matthies: Bildung für Lebensführung - eine neue Aufgabe für die Schule!? In: Barbara Methfessel, Kirsten Schlegel-Matthies (Hrsg.): Fokus Haushalt. Beiträge zur Sozioökonomie des Haushalts. Schneider Verlag Hohengehren GmbH, Baltmannsweiler 2003, ISBN 3-89676-751-8, S. 71–84.
  4. Kirsten Schlegel-Matthies, Silke Bartsch, Werner Brandl, Barbara Methfessel: Konsum - Ernährung - Gesundheit. Didaktische Grundlagen der Ernährungs- und Verbraucherbildung. utb 5767. Barbara Budrich GmbH, Opladen & Toronto 2022, ISBN 978-3-8252-5767-5.
  5. Claudia Wespi, Corinne Senn: «Wirtschaft-Arbeit-Haushalt» als Neuakzentuierung der hauswirtschaftlichen Bildung in der Schule und in der Lehrpersonenbildung. In: Beiträge zur Lehrerbildung. Band 34, Nr. 3, 2016, S. 335–343.
  6. Heinz-Elmar Tenorth: Bildung und Lebensführung. In: Erika Alleweldt, Anja Röcke, Jochen Steinbicker (Hrsg.): Lebensführung heute: Klasse, Bildung und Individualität. Beltz Juventa, Weinheim 2016, ISBN 978-3-7799-2950-5, S. 122–138.
  7. Heinz-Elmar Tenorth: "Wertvoll" - Bildung als individuelle und gesellschaftliche Ressource. In: Heinz-Elmar Tenorth (Hrsg.): Die Rede von Bildung. Tradition, Praxis, Geltung - Beobachtungen aus der Distanz. J. B. Metzler/ Springer-Verlag GmbH, Berlin 2020, ISBN 978-3-476-05668-9, S. 461–500.

Kategorie:Bildung