„Wirtschaftsflüchtling“ – Versionsunterschied

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Der Begriff "Wirtschaftsflüchtling" wird mit abwertender Bedeutung<ref>Duden: [http://www.duden.de/rechtschreibung/Wirtschaftsfluechtling Wirtschaftsflüchtling]</ref><ref name="Stauf2012">{{cite book|author=Eva Stauf|title=Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Jugendhilfe: Bestandsaufnahme und Entwicklungsperspektiven in Rheinland-Pfalz|url=http://books.google.com/books?id=8Ss727Yv9u4C&pg=PA140|year=2012|publisher=BoD – Books on Demand|isbn=978-3-932612-42-8|pages=140f.}}</ref><ref name="spiegel80">DER SPIEGEL vom 15. September 1980: ''[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14329214.html Raus mit dem Volk]''</ref> für Personen verwendet, die in vermeintlich großer Zahl aus rein wirtschaftlichen Gründen ihr Heimatland verlassen, illegal in Zielländer einreisen und dort unter vermeintlichem Missbrauch des jeweiligen Asylrechts versuchen, ihren Aufenthalt zu legalisieren.<ref name="StötzelWengeler1995">{{cite book|author1=Georg Stötzel|author2=Martin Wengeler|title=Kontroverse Begriffe: Geschichte des öffentlichen Sprachgebrauchs in der Bundesrepublik Deutschland|url=http://books.google.com/books?id=-uEgAAAAQBAJ&pg=PA820|date=1995|publisher=Walter de Gruyter|isbn=978-3-11-088166-0|pages=734ff.}}</ref>
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Die Entstehung des Begriffs wird bereits auf die Mitte der 60er Jahre gegenüber sog. "Ostblockflüchtlingen" vermutet, konnte sich dort jedoch nicht durchsetzen.<ref name="StötzelWengeler1995" /> Im Rahmen der Asyldebatte 1979/1980 wurde der Begriff sodann von Politikern der CDU/CSU verwendet, in deren Verlauf z.B. [[Lothar Späth]] von einer "Scheinasylantenlawine" sprach und ein "faktisch unkontrolliertes Hereinlassen jedes Wirtschaftsflüchtlings" behauptete.<ref name="spiegel80" />
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== Objektivierbarer Gehalt des Begriffs ==
== Objektivierbarer Gehalt des Begriffs ==

Version vom 24. April 2015, 10:18 Uhr

Wirtschaftsflüchtling ist ein deutschsprachiges politisches Schlagwort im Kontext von Debatten um Asyl und Asylrecht.[1][2]

Verwendung und Herkunft des Begriffs

Der Begriff "Wirtschaftsflüchtling" wird mit abwertender Bedeutung[3][4][5] für Personen verwendet, die in vermeintlich großer Zahl aus rein wirtschaftlichen Gründen ihr Heimatland verlassen, illegal in Zielländer einreisen und dort unter vermeintlichem Missbrauch des jeweiligen Asylrechts versuchen, ihren Aufenthalt zu legalisieren.[6]

Die Entstehung des Begriffs wird bereits auf die Mitte der 60er Jahre gegenüber sog. "Ostblockflüchtlingen" vermutet, konnte sich dort jedoch nicht durchsetzen.[6] Im Rahmen der Asyldebatte 1979/1980 wurde der Begriff sodann von Politikern der CDU/CSU verwendet,[7] in deren Verlauf z.B. Lothar Späth von einer "Scheinasylantenlawine" sprach und ein "faktisch unkontrolliertes Hereinlassen jedes Wirtschaftsflüchtlings" behauptete.[5]

Objektivierbarer Gehalt des Begriffs

Die Verwendung als (aufheizendes) politisches Schlagwort steht insofern auch einer objektiven Analyse zu Grunde liegender Migrationsmotiviationen in der Regel entgegen. Versuche, die keieneswegs immer eindeutige Gemengelage von Migrations- bzw. Fluchtmotiven genauer zu analysieren, sind demzufolge selten[8] und eine etablierte Definition auf rechtswissenschaftlicher oder sozialwissenschaftlicher Grundlage nicht ersichtlich.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Wiktionary: Wirtschaftsflüchtling – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Süddeutsche Zeitung vom 1. Februar 2015: Die Mär vom großen Missbrauch
  2. DIE ZEIT vom 15. Oktober 2013: Wirtschaftsflüchtlinge: Die Angst vor den Armen
  3. Duden: Wirtschaftsflüchtling
  4. Eva Stauf: Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Jugendhilfe: Bestandsaufnahme und Entwicklungsperspektiven in Rheinland-Pfalz. BoD – Books on Demand, 2012, ISBN 978-3-932612-42-8, S. 140 f. (google.com).
  5. a b DER SPIEGEL vom 15. September 1980: Raus mit dem Volk
  6. a b Georg Stötzel, Martin Wengeler: Kontroverse Begriffe: Geschichte des öffentlichen Sprachgebrauchs in der Bundesrepublik Deutschland. Walter de Gruyter, 1995, ISBN 978-3-11-088166-0, S. 734 ff. (google.com).
  7. Asylpolitik in der Bundesrepublik Deutschland: Entwicklung und Alternativen. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2013, ISBN 978-3-322-92546-6, S. 264 (google.com).
  8. vgl. jedoch beispielhaft die Ausführungen zu religiöser Verfolgung und wirtschaftlicher Repression in Henning P. Jürgens, Thomas Weller: Religion und Mobilität: Zum Verhältnis von raumbezogener Mobilität und religiöser Identitätsbildung im frühneuzeitlichen Europa. Vandenhoeck & Ruprecht, 2010, ISBN 978-3-647-10094-4, S. 137 ff. (google.com).