„HLA-G“ – Versionsunterschied
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'''HLA-G''' ist ein immunregulatorisches Protein aus der HLA-Ib-Familie, das heißt aus der Familie der nicht-klassischen Humanen Leukozyten-Antigene der Klasse I. Seine Hauptfunktion ist die Immunmodulation, insbesondere während der Schwangerschaft, in der es natürliche Killerzellen und zytotoxische T-Zellen durch Bindung an inhibitorische Rezeptoren davon abhält, das Gewebe des Fetus anzugreifen. |
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== Gen und Protein == |
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Im Unterschied zu den klassischen Humanen Leukozyten-Antigenen der Familie HLA-Ia (HLA-A und HLA-B) ist sein Polymorphismus begrenzt, d. h. es gibt nur wenige Allele. Es gibt sieben Isoformen, darunter vier mit einer Transmembrandomäne, die folglich membrangebunden vorliegen (HLA-G1 bis HLA-G4), und drei lösliche, denen diese Domäne fehlt (HLA-G5, HLA-G6 und HLA-G7). |
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== Expression == |
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== Funktion unter physiologischen Bedingungen == |
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== Funktion unter pathologischen Bedingungen == |
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== Literatur == |
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* G. Curigliano u. a.: ''Molecular Pathways: Human Leukocyte Antigen G (HLA-G)'' In: ''Clinical Cancer Research'', Oktober 2013, {{DOI|10.1158/1078-0432.CCR-12-3697}} |
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* R. Rizzo u. a.: ''HLA-G molecules in autoimmune diseases and infections''. In: ''Frontiers in Immunology'', November 2014, 5:592, {{DOI|10.3389/fimmu.2014.00592}} (Review) |
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== Einzelnachweise == |
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* HLA-Ib-Familie: auch HLA-E, HLA-F und HLA-H. |
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* begrenzter Polymorphismus, wenig Allele |
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* Expression strikt begrenzt. Physiologisch: Trophoblastenzellen an der Grenze zwischen fetalem und mütterlichem Gewebe in der Schwangerschaft, Thymus, Hornhaut, Nagelmatrix#, Bauchspeicheldrüse, Monozyten, Erythrozyten-Vorläuferzellen, Endothel-Vorläuferzellen. Pathologische Bedingungen: Transplantation, Tumoren, Vireninfektionen, Entzündungserkrankungen. |
* Expression strikt begrenzt. Physiologisch: Trophoblastenzellen an der Grenze zwischen fetalem und mütterlichem Gewebe in der Schwangerschaft, Thymus, Hornhaut, Nagelmatrix#, Bauchspeicheldrüse, Monozyten, Erythrozyten-Vorläuferzellen, Endothel-Vorläuferzellen. Pathologische Bedingungen: Transplantation, Tumoren, Vireninfektionen, Entzündungserkrankungen. |
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* Hauptfunktion in Schwangerschaft: Lyse des fetalen Gewebes (Semi-/Hemi-Allogen) durch mütterliche NK-Zellen verhindern; kann daher auch Transplantatabstoßung, aber auch Vernichtung von Tumoren und virenbefallenen Zellen unterbinden. |
* Hauptfunktion in Schwangerschaft: Lyse des fetalen Gewebes (Semi-/Hemi-Allogen) durch mütterliche NK-Zellen verhindern; kann daher auch Transplantatabstoßung, aber auch Vernichtung von Tumoren und virenbefallenen Zellen unterbinden. |
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* Roberta Rizzo et al. (2014), HLA-G molecules in autoimmune diseases and infections |
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* Giuseppe Curigliano et al. (2013), Molecular Pathways: Human Leukocyte Antigen G (HLA-G) |
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* Dopfer? Taylor? (Trogozytose) |
* Dopfer? Taylor? (Trogozytose) |
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* Edgardo D. Carosella und Nathalie Rouas-Freiss (2012), ###, in: Spektrum der Wissenschaft, Juni 2012, S. 22-29 |
* Edgardo D. Carosella und Nathalie Rouas-Freiss (2012), ###, in: Spektrum der Wissenschaft, Juni 2012, S. 22-29 |
Version vom 1. Juni 2015, 20:58 Uhr
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HLA-G ist ein immunregulatorisches Protein aus der HLA-Ib-Familie, das heißt aus der Familie der nicht-klassischen Humanen Leukozyten-Antigene der Klasse I. Seine Hauptfunktion ist die Immunmodulation, insbesondere während der Schwangerschaft, in der es natürliche Killerzellen und zytotoxische T-Zellen durch Bindung an inhibitorische Rezeptoren davon abhält, das Gewebe des Fetus anzugreifen.
Gen und Protein
Im Unterschied zu den klassischen Humanen Leukozyten-Antigenen der Familie HLA-Ia (HLA-A und HLA-B) ist sein Polymorphismus begrenzt, d. h. es gibt nur wenige Allele. Es gibt sieben Isoformen, darunter vier mit einer Transmembrandomäne, die folglich membrangebunden vorliegen (HLA-G1 bis HLA-G4), und drei lösliche, denen diese Domäne fehlt (HLA-G5, HLA-G6 und HLA-G7).
Expression
Funktion unter physiologischen Bedingungen
Immunreaktion modulieren durch WW mit spezifischen inhibitorischen Rezeptoren auf verschiedenen Immunzellen, darunter natürliche Killerzellen = NK-Zellen.
Funktion unter pathologischen Bedingungen
Literatur
- G. Curigliano u. a.: Molecular Pathways: Human Leukocyte Antigen G (HLA-G) In: Clinical Cancer Research, Oktober 2013, doi:10.1158/1078-0432.CCR-12-3697
- F. Morandi, V. Pistoia: Interactions between HLA-G and HLA-E in physiological and pathological conditions. In: Frontiers in Immunology, August 2014, 5:394, doi:10.3389/fimmu.2014.00394 (Mini Review)
- R. Rizzo u. a.: HLA-G molecules in autoimmune diseases and infections. In: Frontiers in Immunology, November 2014, 5:592, doi:10.3389/fimmu.2014.00592 (Review)
Einzelnachweise
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Stichwortsammlung und Blog-Texte zum Umschreiben:
Morandi:
- HLA-Ib-Familie: auch HLA-E, HLA-F und HLA-H.
- Außerdem können Metalloproteasen die Transmembrandomänen abspalten.
- Expression strikt begrenzt. Physiologisch: Trophoblastenzellen an der Grenze zwischen fetalem und mütterlichem Gewebe in der Schwangerschaft, Thymus, Hornhaut, Nagelmatrix#, Bauchspeicheldrüse, Monozyten, Erythrozyten-Vorläuferzellen, Endothel-Vorläuferzellen. Pathologische Bedingungen: Transplantation, Tumoren, Vireninfektionen, Entzündungserkrankungen.
- Hauptfunktion in Schwangerschaft: Lyse des fetalen Gewebes (Semi-/Hemi-Allogen) durch mütterliche NK-Zellen verhindern; kann daher auch Transplantatabstoßung, aber auch Vernichtung von Tumoren und virenbefallenen Zellen unterbinden.
- Gehemmt wird Reaktion von NK-Zellen, zytotoxische T-Zellen (CD8+), B-Zellen, antigenpräsentierenden Zellen (Makrophagen ...); mind. 4 inhib. Rezeptoren.
- HLA-G-Expression kann HLA-E-Expression beeinflussen; meist Kooperation, in manchen Zusammenhängen gegenläufig.
- Bei MS hemmen HLA-G und HLA-E auf residenten Mikroglia, Makrophagen und Astrozyten wohl die Zerstörung durch NK-Zellen und zytotoxische T-Zellen und damit die Neuroinflammation.
Protein, mit dem der Trophoblast — die Kontaktfläche des Embryos zum mütterlichen Gewebe — die Immunzellen in der Gebärmutter friedlich stimmt und für die nötigen Umbaumaßnahmen im Adernetz rekrutiert.
Die klassischen HLA-Moleküle wie HLA-A sind extrem polymorph, d. h. es gibt zahlreiche leicht unterschiedliche Varianten, da diese Moleküle die Aufgabe haben, Abermillionen unterschiedlicher Antigen-Bruchstücke zu binden und den Immunzellen zu präsentieren. HLA-G weist einen viel geringeren Polymorphismus auf und hat entsprechend andere Funktionen. Sein Gen liegt — wie das von HLA-A — im Haupthistokompatibilitätskomplex (MHC) auf Chromosom 6. Man kennt vier membrangebundene Formen (G1 bis G4) und drei lösliche (G5 bis G7).
Die membrangebundenen Formen können aber durch Enzyme von der Zelloberfläche abgeschnitten werden und den Zellen dann ebenfalls als lösliche Signalstoffe dienen. Einige der Formen können sich zu Dimeren zusammenlagern (s. Abb.: unten ein Dimer aus zwei HLA-G5-Molekülen).
Im gesunden Organismus produzieren außer dem Trophoblasten in der Plazenta auch der Thymus, die Hornhaut, die Nagelbetten, die Bauchspeicheldrüse und die Vorläufer von roten Blutkörperchen sowie Endothelzellen (also den Zellen in unseren Lymph– und Blutgefäßwänden) HLA-G. Bei Vireninfektionen, Krebs– und Autoimmunerkrankungen sowie nach Transplantationen können auch weitere Zelltypen HLA-G herstellen.
HLA-G gilt als Immunmodulator, also als Molekül, das Entzündungs– und andere Abwehrreaktionen dämpft und so die Immuntoleranz aufrecht erhält — zum Beispiel gegenüber dem Embryo oder dem Transplantat, aber leider auch gegenüber Tumoren, die sich gewissermaßen als Embryonen tarnen können. Sowohl die membrangebundenen als auch die löslichen Formen wirken auf mehreren Wegen, indem sie an spezifische inhibitorische Rezeptoren der Immunzellen binden:
- Sie inaktivieren zytotoxische T-Zellen (CD8+) und natürliche Killerzellen und regen sie zur Apoptose, also zum „programmierten Selbstmord“ an (s. Abb.).
- Sie verhindern die Vermehrung von CD4+-T-Zellen.
- Sie hemmen antigenpräsentierende Zellen und die Reifung von B-Zellen.
- Sie führen zu einer Th2-Polarisierung, hemmen also die Entstehung und Aktivität entzündungsfördernder Helfer-T-Zellen vom Typ 1 (Th1).
- Sie induzieren regulatorische T-Zellen (Tregs) und dendritische Zellen, die das entzündungshemmende Interleukin IL-10 absondern.
Die Herstellung von HLA-G wird durch die Ausschüttung von IL-10 angeregt und umgekehrt. Durch diese positive Rückkopplung verstärkt sich eine einmal gestartete Entzündungshemmung bzw. Toleranzförderung.
Bei einigen chronischen Entzündungen und Autoimmunerkrankungen scheint die HLA-G-Expression aus dem Gleichgewicht zu geraten zu sein. So ist im Blut der Betroffenen entweder mehr oder aber weniger lösliches HLA-G nachzuweisen als bei Gesunden. Als Ursache kommen bestimmte Genvarianten oder Allele infrage. Zum Beispiel ist bei einer Variante an einem Ende des Gens eine 14 Basenpaare lange Sequenz eingefügt (14bp INS, von „Insertion“), die bei der anderen Variante fehlt (14bp DEL, von „Deletion“). Das Vorhandensein dieser Sequenz beeinflusst die Stabilität der Messenger-RNA, die von der DNA abgelesen wird, und damit die Menge an neu produzierten Proteinmolekülen pro Ablesevorgang.
Bei der Autoimmunerkrankung Systemischer Lupus erythematosus (SLE), die das Bindegewebe zerstört und sich durch Th2-dominierte (humorale, also nichtzelluläre, stattdessen auf Antikörpern basierende) Immunreaktionen auszeichnet, ist das Allel 14bp INS beispielsweise häufiger vertreten als in der Allgemeinbevölkerung, und Menschen, die diese Variante von beiden Eltern geerbt haben, leiden einer Studie zufolge unter stärkeren Symptomen als solche, die von einem Elternteil stattdessen das Allel 14bp DEL geerbt haben.
Wie so oft bei Autoimmunerkrankungen ist der bloße Nachweis von HLA-G in einem erkrankten Gewebe noch lange kein Nachweis einer Mitverursachung der Erkrankung. Vor allem bei Th1-dominierten, also durch die zelluläre Abwehr geprägten Autoimmunstörungen kann die Expression von HLA-G in einem Gewebe, in dem es normalerweise nicht hergestellt wird, auch ein Versuch des Systems sein, die chronische Entzündung durch Stärkung des Th2-Arms und Hemmung des Th1-Arms des Immunsystems in den Griff zu bekommen. Das gilt beispielsweise für Typ-1-Diabetes.
Auch bei Multipler Sklerose (MS) scheint HLA-G eine günstige Rolle zu spielen, da es die autoreaktiven Th1-Zellen und damit die Entzündung im Gehirn bekämpft. Das passt zu der Beobachtung, dass sich die Krankheitssymptome während der Schwangerschaft, also in einer Zeit verstärkter HLA-G-Produktion, oftmals zurückbilden. Im Blut von MS-Patienten hat man auch einen neuen Typ regulatorischer T-Zellen (Tregs) entdeckt, der HLA-G produziert.
... Im Einzelfall ist es nicht leicht herauszufinden, ob dieser Mechanismus (Trogozytose) Teil der Gefahrenabwehr oder vielmehr Teil der Gefahr ist. Letzteres scheint der Fall zu sein, wenn Tumorzellen Oberflächenmarker wie HLA-G an natürliche Killerzellen, T-Zellen oder dendritische Zellen abgeben, die dadurch tolerogen gestimmt werden, also den Tumor nicht mehr angreifen und auch das übrige Immunsystem von Angriffen abhalten.
... Der Embryo spannt die örtlichen Immunzellen — vor allem natürliche Killerzellen — ein, um das Adersystem der Gebärmutter so um– und auszubauen, dass das mütterliche Blut genug Nährstoffe für den Nachwuchs heranschaffen kann. Als Bauanweisungen dienen ihm zum Teil dieselben Signalstoffe wie bei der Beschwichtigung der Immunzellen, insbesondere das Protein HLA-G.
... Auf den Seiten 22 bis 29 berichten Edgardo D. Carosella und Nathalie Rouas-Freiss von den Ergebnissen ihrer langjährigen Erforschung der Immuntoleranz im Mutterleib, die dafür sorgt, dass das mütterliche Immunsystem das Gewebe des heranwachsenden Embryos (der ja zur Hälfte väterliche, also fremde Proteine exprimiert) im Normalfall nicht attackiert. Die embryonalen Zellen exprimieren ungewöhnliche Oberflächenmarker, die in den HLA-G-Genen codiert sind und die natürlichen Killerzellen an Angriffen hindern. (Spektrum der Wissenschaft, Juni 2012)
... Plazenta-Faktoren: Expression von MHC-Klasse-I-Antigenen in Trophoblastenzellen (Teil des Keimbläschens) reduziert, Klasse-II-Antigenen fehlen dort ganz. Fetale Alloantigenerkennung durch die Mutter erfolgt nicht durch direkte T-Zell-Stimulation durch fetale MHC-Antigene, sondern erfordert antigenpräsentierende Zellen. Der extravillöse Zytotrophoblast exprimiert HLA-E, HLA-F und HLA-G, eine nichtklassische Gruppe von MHC-Klasse-I-Genen. Sie verhindern die Abtötung durch natürliche Killerzellen (NK), machen dendritische Zellen toleranter usw. Die Gebärmutterschleimhaut enthält während der Schwangerschaft viele NK-Zellen, die den Fetus nicht etwa gefährden, sondern ihn durch lokale Abwehr vor Virusinfektionen schützen. (Weetman)
-- Lit.:
- Dopfer? Taylor? (Trogozytose)
- Edgardo D. Carosella und Nathalie Rouas-Freiss (2012), ###, in: Spektrum der Wissenschaft, Juni 2012, S. 22-29
- Anthony P. Weetman: Immunity, thyroid function and pregnancy: molecular mechanisms. Nature Reviews Endocrinology 6, 2010, 311–318, doi: 10.1038/nrendo.2010.46