„Waschhaut“ – Versionsunterschied

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Version vom 9. Juli 2015, 12:34 Uhr

Waschfrauenhände werden Hände genannt, deren Fingerkuppen faltig aufgequollene Haut aufweisen. Diese Erscheinung kann verschiedene Ursachen haben: längere Exposition unter feuchten Bedingungen, Übertragung einer Geburt, Costello-Syndrom oder post mortem[1].

Provokation im Feuchten

Wasserkontakt von 30 Minuten (wie Baden, Schwimmen, Arbeiten im Wasser, längerer Wärme- und Feuchtigkeitsstau, Tragen feuchtigkeitsdichter Handschuhe, längere Exposition feucht-alkalischer Bedingungen) kann in aller Regel Waschfrauenhände erzeugen. Dabei werden die Finger- und Zehenkuppen faltig, andere Hautareale nicht oder kaum.

Der Vorgang der Faltenbildung kann nur teilweise auf eine Mazeration der Hornschicht zurückgeführt werden, als Ergebniss eines passiven Einströmens von Wasser in die Haut aufgrund von Osmose. Auch eine autonome nervöse Steuerung der Vasokonstriktion ist daran beteiligt.[2] Bei Nervenverletzungen der Hand kann die Ausbildung von Waschfrauenhänden unter feuchten Bedingungen unterbleiben, sodass das längere Eintauchen der Hände auch als klinischer Test in der Neurologie verwendet wird.[3][4]

Selektiver Vorteil

Der selektive Vorteil der Hautfaltenbildung unter fechten Bedingungen wird kontrovers diskutiert.

Keine eigenständige Anpassung

Der Paläontologe und Evolutionsbiologe Stephen Jay Gould betrachtete ihn weniger als eine evolutionäre Anpassung, denn als Begleiterscheinung, und warnte vor dem Zwang, jede Erscheinung als eine einzeln vorteilbringende deuten zu müssen.[5] In diesem Zusammenhang wurde vermutet, dass wesentliche evolutionäre Änderungen der Handanatomie im Laufe der Stammesgeschichte des Menschen die Bildung einer Faust unterstützen und in diesem Entwicklungsprozess wurde die Bildung von Waschfrauenhänden in Kauf genommen.[6][7]

Erhöhte Grifffestigkeit

Für eine zugrunde liegende evolutionäre Anpassung spricht, dass sich Waschfrauenhände mittels aktiver Vasokonstriktion nur an speziellen Hautarealen ausbilden (Finger- und Zehenkuppen).[2] Die Erscheinung der parallel angeordneten Fingerkuppenfalten von Waschfrauenhänden wurde analogisiert mit den Profilen von Reifen oder Wasserrinnen an einem Hang. Daraus wurde die Vermutung abgeleitet, sie wären geeignet, Wasser besser ablaufen oder verdrängen zu lassen, um so einen besseren Griff zu erlauben.[2]

Dieser Vorstellung entsprechend konnte experimentell gezeigt werden, dass Probanden mit Waschfrauenhänden feuchte Marmorstücke signifikant schneller von einem Behälter in einen anderen umlagern konnten, als solche ohne Waschfrauenhände.[8]

Kein Vorteil im Wasser

Der Effekt der verbesserten Grifffestigkeit von Waschfrauenhänden zur Aufnahme von Gegenständen unter Wasser konnte experimentell jedoch nicht belegt werden.[9]

Post mortem

Wenn die Hände einer Leiche feucht gehalten werden, entwickeln sich passiv Waschfrauenhände nach Art einer Mazeration oder infolge Eindringens von Wasser.[1][10]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b H. Reh: Early postmortem course of washerwoman's skin of the fingers. In: Z Rechtsmed, Band 92, Nr. 3, 1984, S. 183–188, doi:10.1007/BF00200253.
  2. a b c M. Changizi, R. Weber, R. Kotecha, J. Palazzo: Are wet-induced wrinkled fingers primate rain treads? In: Brain Behav. Evol., Band 77, 2011, S. 286–290.
  3. E. P. V. Wilder-Smith: Water immersion wrinkling: Physiology and use as an indicator of sympathetic function. In: Clin. Auton. Res., Band 14, 2004, S. 125–131.
  4. S. Van Barneveld, J. van der Palen, M. J. A. M. van Putten: Evaluation of the finger wrinkling test: a pilot study. In: Clin. Auton. Res., Band 20, 2010, S. 249–253, PMID:15095056.
  5. S. J. Gould, R. C. Lewontin: The spandrels of San Marco and the panglossian paradigm: A critique of the adaptationist programme. (PDF) In: The Royal Society, Proceedings B, Band 205, Nr. 116, September 1979, doi:10.1098/rspb.1979.0086.
  6. Michael H. Morgan, David R. Carrier: Protective buttressing of the human fist and the evolution of hominin hands. (PDF) In: Journal of Experimental Biology, Band 216, 2013, S. 236–244, DOI (falsch angegeben):10.1242/​jeb.075713.
  7. T. Ryan Gregory: Another just-so story, this time about fists. In: Genomicron, 21. Dezember 2012, betrachtet 9. Juli 2015.
  8. K. Kareklas, D. Nettle, T. V. Smulders: Water-induced finger wrinkles improve handling of wet objects. In: Biol. Lett. 2013.
  9. J. Haseleu, D. Omerbašić, H. Frenzel, M. Gross, G. R. Lewin: Water-induced finger wrinkles do not affect touch acuity or dexterity in handling wet objects. In: PLoS ONE, Band 9, Nr. 1, 2014, e84949, doi:10.1371/journal.pone.0084949.
  10. W. Weber, R. Laufkötter: Stadien postmortaler Waschhautbildung — Ergebnisse systematischer qualitativer und quantitativer experimenteller Untersuchungen. In: Z. Rechtsmed., Band 92, 1984, S. 277–290, doi:10.1007/BF00200285.