„Drosera glanduligera“ – Versionsunterschied

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Drosera glanduligera wurde in den Laboren der Plant Biomechanics Group der Universität detailliert auf ihre funktionelle Morphologie untersucht. Der neue kombinierte Fallentyp wurde bei PLOS ONE (und weiteren) publiziert.
(kein Unterschied)

Version vom 23. Juni 2017, 14:57 Uhr

Hochgeschwindigkeitsaufnahme der Katapulte von D. glanduligera (Zeitlupe). Quelle: Poppinga et al. 2012.
Die Katapult-Leimfallen von D. glanduligera. Quelle: Poppinga et al. (2012).

Drosera glanduligera ist eine einjährige Sonnentauart, endemisch in Tasmanien und im Süden Australiens. Die Bodenrosetten erreichen eine Größe von 3-5 cm und wachsen im australischen Winter auf feuchten Böden. Die Pflanzen sterben nach der Samenreife zu Beginn der Sommersaison vollständig ab. Die Trockenzeit überstehen sie als Samen und keimen, sobald die Temperatur zu Beginn der Wintersaison bei feuchtem Boden einige Nächte unter 8-10°C fällt[1]. Die Blüten sind orange und erscheinen zwischen August und November. Die Erstbeschreibung erfolgte 1844 von Johann Georg Christian Lehmann. 1996 wurde die Art aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften von Dr. Jan Schlauer der monotypischen Sektion Coelophylla zugeordnet.

D. glanduligera besitzt katapultierende Schnelltentakel (trocken, ohne Leimbildung), die ähnlich den Signalfäden mancher Spinnen weit ausladend am Boden aufliegen. Hochgeschwindigkeitsaufnahmen der Plant Biomechanics Group der Universität Freiburg zeigten, dass sie bei Berührung der Katapultköpfe (Reaktionszeit 400 mS) die Beute innerhalb von 75 Millisekunden mit einer Beschleunigung von 7,98 m s-2 von der Peripherie der Rosette in das klebrige Zentrum schleudern[2]. Dadurch besitzt die Gattung Drosera, deren Tentakelbewegung bislang als eher behäbig im Bereich von Sekunden eingestuft wurde, jetzt sogar einen schnelleren Fangmechanismus als die verwandte Venus Fliegenfalle (Dionaea muscipula, etwa 100 mS). Durch den Aufprall der Beute werden die getroffenen senkrecht auf der Lamina stehenden Leimtentakel aktiviert und transportieren die Beute, ähnlich einem Förderband, innerhalb von 1-2 Minuten in eine stark ausgeprägt Verdauungsmulde im Zentrum der Pflanze, wo die Verdauung stattfindet. Die Leimtentakel biegen sich danach in ihre Ausgangslage zurück, während die katapultierenden Schnelltentakel durch die extrem schnelle Bewegung und den dadurch entstehenden hydraulischen Druck zerstört werden und daher lediglich einmal funktionieren. Dieser zweistufige Fangmechanismus aus einer sehr schnellem Katapultfunktion (75mS) mit nachgeschaltetem Transport der Beute in eine Verdauungsmulde durch die Leimtentakel (1-2 Min.) wurde von den Freiburger Wissenschaftlern 2012 als eine Katapult-Leimfalle benannt[2]. Das der Publikation zugehörige Video mit den in 75 mS katapultierten Fruchtfliegen (Drosophila) als Beute wurde 2012 von der Redaktion des Magazins Bild der Wissenschaft zum Video der Woche erkoren und weitere Katapult-Leimfallen, die im Bereich von Zehntelsekunden zuschnappen und mehmals funtionieren, wurden 2015 in der Sektion Bryastrum (Zwergsonnentau) beschrieben: D. miniata, D. occidentalis und D. pygmaea.

Dokumentation der Untersuchungen der Katapult-Leimfalle (D. glanduligera) in den Laboren der Plant Biomechanics Group der Universität Freiburg 2012 in Zusammenarbeit mit dem Ehepaar Hartmeyer und einem Schlusswort dazu von Prof. Dr. Thomas Speck (Leiter des Botanischen Gartens und der Plant Biomechanics Group der Universität Freiburg):

  1. S.R.H. Hartmeyer, I. Hartmeyer, T. Masseleter, R. Seidel, T. Speck, S. Poppinga (2013): Catapults into a deadly trap: The unique prey capture mechanism of Drosera glanduligera. Hrsg.: Carnivorous Plant Newsletter Vol. 42/1:04-14. Band 42, Nr. 1, 2013, S. 4–14.
  2. a b Simon Poppinga, Siegfried Richard Heinrich Hartmeyer, Robin Seidel, Tom Masselter, Irmgard Hartmeyer, Thomas Speck.: Catapulting Tentacles in a Sticky Carnivorous Plant. Hrsg.: PLOS ONE Published: September 26, 2012 https://doi.org/10.1371/journal.pone.0045735. 2012.