„Haselgebirge (Oberostalpin)“ – Versionsunterschied

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Version vom 29. Juli 2017, 20:52 Uhr

Das Haselgebirge, gelegentlich auch Haselgebirge-Formation, stellt eine evaporitische tektonostratigraphische Einheit dar, die im ausgehenden Oberperm im Oberostalpin abgelagert wurde.

Geologischer Rahmen

Plattentektonische Rekonstruktion des Tethysraumes um 249 Millionen Jahre BP. Das Haselgebirge wurde am nordwestlichen Rand des Meliata-Ozeans abgelagert.

Nach erfolgter Kontinentalkollision zwischen Gondwana und Laurussia während der variszischen Orogenese hatte sich gegen Ende des Karbons der Superkontinent Pangäa A gebildet. Im Verlauf des mittleren Perms hatte sich diese Konfiguration durch dextrale Scherung entlang einer rund 3.000 Kilometer langen Scherzone sodann zu Pangäa B abgewandelt.[1] Im Zeitraum 300 bis 250 Millionen Jahre unterlag der Alpenraum Dehnungskräften und es entstanden sedimentäre Einsenkungsbecken im Gebiet der West-, Ost- und Südalpen, aber auch im späteren Molasseraum. In den Becken akkumulierten klastische Formationen wie die Präbichl-Formation und die Gröden-Formation mit einer Gesamtmächtigkeit von 1500 Meter (die Gröden-Formation wird im Hangenden sulfatisch). Diese siliziklastischen Bildungen werden als Synrift-Ablagerungen auf dem variszischen Grundgebirge gedeutet, die sodann von einer marinen Inkursion mit den Evaporiten des Haselgebirges abgelöst wurden.[2] Die Ablagerung des Haselgebirges dürfte einem Fortschreiten des Riftvorgang geschuldet sein, der sich 15 Millionen Jahre später zum Meliata-Ozean erweiterte. Zeitgleich mit dem Haselgebirge wurden an anderen Stellen der Alpen neben der obersten Gröden-Formation auch Verrucano und die Bellerophon-Formation sedimentiert.

Gewöhnlich folgen über dem Haselgebirge die Werfen-Formation und die Reichenhall-Formation. In der Reichenhall-Formation wurden im Anisium zwischen 245 und 243 Millionen Jahre BP erneut Evaporite gebildet, diese sollten aber nicht mit dem eigentlichen Haselgebirge des Oberperms verwechselt werden.[3]

Das Haselgbirge markiert in den Nördlichen Kalkalpen das Entstehen eines passiven Kontinentalrandes, an dessen randlichem Abhang es sedimentiert worden war. Der Ablagerungsraum befand sich damals auf rund 10 ° nördlicher Breite und somit im tropischen, sommernassen Bereich.[4][5]

Bedingt durch die extreme tektonische Beanspruchung –¨die salzhaltige Matrix liegt als Kataklasit oder gar als Mylonit vor – können jetzt über die ursprüngliche raümliche Ausdehnung, die Mächtigkeit, die interne Stratigraphie und Faziesverteilungen keinerlei verlässliche Aussagen mehr gemacht werden. Gewisse Anhaltspunkte über die damaligen Bedingungen liefern jedoch Einschlüsse wie Schiefertone, Tonsteine, Siltsteine, Dolomite, Anhydritfragmente und sogar Magmatite sowie sehr seltene Metamorphite.

Dolomiteinschlüsse im Anhydrit – Salzbergwerk Berchtesgaden


Evaporite sind generell sehr inkompetente Gesteinskörper und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass das Haselgebirge während der eoalpinen Deckenstapelung vor rund 95 Millionen Jahren als leicht verformbarer Gleithorizont fungierte und den starren, bis zu 3000 Meter mächtigen Kalkdecken ihr Vorrücken gen Norden erleichterte. Haselgebirge findet sich beispielsweise an der Sohle der juvavischen (vorwiegend) aber auch der tirolischen Decken.[6]

Alter

Die Haselgebirgs-Formation wurde im ausgehenden Oberperm während des Lopingiums abgesetzt. Ihr absolutes Alter beträgt 255 bis 251 Millionen Jahre BP, wobei ihr Liegendalter ungesichert ist.[3] Die stratigraphische Obergrenze zur Werfen-Formation konnte jedoch gut mit 251 Millionen Jahren BP datiert werden.[7] Dem Sekundärwachstum von Polyhalit im Verlauf der Diagenese wurde von Leitner und Kollegen ein Alter von 234/233 bis 210 Millionen Jahren BP (Ladinium bis Norium) zugewiesen.[8]

Einzelnachweise

  1. Muttoni, G. u. a.: Opening of the Neo-Tethys Ocean and the Pangea B to Pangea A transformation during the Permian. In: GeoArabia. v. 14, 2009, S. 17–48.
  2. Krainer, K.: Late- and post-Variscan sediments of the eastern and southern Alps. Hrsg.: Von Raumer, J. F. und Neubauer, F., Pre-Mesozoic Geology in the Alps. Springer, Berlin 1993, S. 537–564, doi:10.1007/978-3-642-84640-3_32.
  3. a b Spötl, C. und Pak, E.: A strontium and sulfur isotopic study of Permo-Triassic evaporites in the Northern Calcareous Alps, Austria. In: Chemical Geology. v. 131, 1996, S. 219–234, doi:10.1016/0009-2541(96)00017-4.
  4. Blakey, R.: Gondwana paleogeography from assembly to breakup — A 500 m.y. odyssey. In: Fielding, C. R., Frank, T. D. und Isbell, J. L., Resolving the Late Paleozoic Ice Age in Time and Space (Hrsg.): Geological Society of America Special Paper. Band 441, 2008, S. 1–28, doi:10.1130/2008.2441(01).
  5. Sidor, C. A. u. a.: Permian tetrapods from the Sahara show climate-controlled endemism in Pangaea. In: Nature. v. 434, 2005, S. 886–889, doi:10.1038/nature03393.
  6. Leitner, C. und Neubauer, F.: Tectonic significance of structures within the salt deposits Altaussee and Berchtesgaden-Dürrnberg, Northern Calcareous Alps. In: Austrian Journal of Earth Sciences. Band 104/2, 2011, S. 2–21.
  7. Piller, W. E. u. a.: Die stratigraphische Tabelle von Österreich 2004 (sedimentäre Abfolgen). Österreichische Geologische Gesellschaft, Wien, Österreich 2004.
  8. Leitner, C. u. a.: Salt rock of the Alpine Haselgebirge Formation - ages, temperatures and structures. In: Geophysical Research Abstracts. Vol. 14, 2012.