„Ernährungsrat“ – Versionsunterschied

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'''Ernährungsräte''' (engl.: ''food policy councils'' und ''food board'') sind Plattformen, mit denen Bürger die Ernährungspolitik auf lokaler Ebene gestalten können. Sie sind in der ganzen Welt verbreitet und bringen Konsumenten, lokale Akteure der Lebensmittelversorgung wie [[Landwirt]]e und andere Erzeuger, Vertreter von Interessengruppen, Aktivisten und Vertreter der kommunalen Verwaltung zusammen, um gemeinsam die lokale Versorgung mit [[Lebensmittel]]n auf soziale und [[Ökologie|ökologisch]] [[Nachhaltigkeit|nachhaltige]] Weise zu beeinflussen.<ref name="kost">Susanne Kost, Christina Kölking: ''Transitorische Stadtlandschaften: Welche Landwirtschaft braucht die Stadt?''. Springer, Wiesbaden 2017, S. 52 f.</ref>
'''Ernährungsräte''' (engl.: ''food policy councils'' und ''food board'') sind Plattformen, mit denen Bürger die Ernährungspolitik auf lokaler Ebene gestalten können. Sie sind in der ganzen Welt verbreitet und bringen Konsumenten, lokale Akteure der Lebensmittelversorgung wie [[Landwirt]]e und andere Erzeuger, Vertreter von Interessengruppen, Aktivisten und Vertreter der kommunalen Verwaltung zusammen, um gemeinsam die lokale Versorgung mit [[Lebensmittel]]n auf soziale und [[Ökologie|ökologisch]] [[Nachhaltigkeit|nachhaltige]] Weise zu beeinflussen.<ref name="kost">{{Literatur |Autor=Susanne Kost, Christina Kölking |Titel=Transitorische Stadtlandschaften: Welche Landwirtschaft braucht die Stadt? |Verlag=[[Springer Science+Business Media|Springer]] |Ort=Wiesbaden |Datum=2017 |ISBN=9783658137250 |Seiten=52 f.}}<ref/>


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Der erste Ernährungsrat der Welt wurde 1982 in [[Knoxville (Tennessee)|Knoxville]] (Vereinigte Staaten) gegründet. 2002 gründete sich der erste Rat im Vereinigten Königreich, 2013 folgten die Niederlande.<ref name="kost" />
Der erste Ernährungsrat der Welt wurde 1982 in [[Knoxville (Tennessee)|Knoxville]] (Vereinigte Staaten) gegründet. 2002 gründete sich der erste Rat im Vereinigten Königreich, 2013 folgten die Niederlande.<ref name="kost" />


In Brasilien wurde im Jahr 1993 der nationale Ernährungsrat ''CONSEA'' (''Conselho de Segurança Alimentar e Nutricional'') gegründet, der danach lange Zeit unbeachtet blieb, aber im Jahr 2003 wieder eingesetzt wurde. Unter der Präsidentschaft [[Lula da Silva]]s konnte durch die CONSEA und damit die Einbindung der Zivilgesellschaft die ''Zero-Fome''- (Null-Hunger-) Strategie des Landes weitestgehend durchgesetzt werden. So erscheint das Land seit 2014 nicht mehr auf der ''Hunger Map'' der [[FAO]], und die Umsetzung diverser Sozialprogramme, wie beispielsweise die ''Bolsa Familia'', führten zu einer stetigen Verbesserung im Kampf gegen die extreme Armut. Landesweit wurde zudem ein Schulmahlzeiten-Programm durchgesetzt, das die Schulen mit lokalen, kleinbäuerlichen und gesunden Erzeugnissen versorgt. So wird nicht nur die kleinbäuerliche Landwirtschaft unterstützt, sondern auch auf eine gesunde Ernährung im Rahmen des Schulsystems gesetzt. All diese Errungenschaften ergaben sich vor allem durch die Einbindung der Zivilgesellschaft im Rahmen der CONSEA, die mittels ihrer beratenden Funktion viele Diskussionsprozesse in Gang setzten. Bereits am Tag seines Amtsantritts am 1. Januar 2019 löste [[Jair Bolsonaro]] die CONSEA auf.<ref>{{Internetquelle |autor=Viktoria Wölfl |url=https://www.kooperation-brasilien.org/de/themen/brasiliens-lebensmittelpolitik-zwei-schritte-nach-vorn-drei-schritte-zurueck |titel=Brasiliens Lebensmittelpolitik: Zwei Schritte nach vorn, drei Schritte zurück. |werk= |hrsg= |datum= |zugriff=26.03.2019 |sprache=}}</ref>
In Brasilien wurde im Jahr 1993 der nationale Ernährungsrat ''CONSEA'' (''Conselho de Segurança Alimentar e Nutricional'') gegründet, der danach lange Zeit unbeachtet blieb, aber im Jahr 2003 wieder eingesetzt wurde. Unter der Präsidentschaft [[Lula da Silva]]s konnte durch die CONSEA und damit die Einbindung der Zivilgesellschaft die ''Zero-Fome''- (Null-Hunger-) Strategie des Landes weitestgehend durchgesetzt werden. So erscheint das Land seit 2014 nicht mehr auf der ''Hunger Map'' der [[FAO]], und die Umsetzung diverser Sozialprogramme, wie beispielsweise die ''Bolsa Familia'', führten zu einer stetigen Verbesserung im Kampf gegen die extreme Armut. Landesweit wurde zudem ein Schulmahlzeiten-Programm durchgesetzt, das die Schulen mit lokalen, kleinbäuerlichen und gesunden Erzeugnissen versorgt. So wird nicht nur die kleinbäuerliche Landwirtschaft unterstützt, sondern auch auf eine gesunde Ernährung im Rahmen des Schulsystems gesetzt. All diese Errungenschaften ergaben sich vor allem durch die Einbindung der Zivilgesellschaft im Rahmen der CONSEA, die mittels ihrer beratenden Funktion viele Diskussionsprozesse in Gang setzten. Bereits am Tag seines Amtsantritts am 1. Januar 2019 löste [[Jair Bolsonaro]] die CONSEA auf.<ref>{{Internetquelle |autor=Viktoria Wölfl |url=https://www.kooperation-brasilien.org/de/themen/brasiliens-lebensmittelpolitik-zwei-schritte-nach-vorn-drei-schritte-zurueck |titel=Brasiliens Lebensmittelpolitik: Zwei Schritte nach vorn, drei Schritte zurück. |werk=kooperation-brasilien.org |hrsg=Kooperation Brasilien e.V. |datum=2019-03-19 |zugriff=2022-11-22}}</ref>


Mittlerweile setzt sich das Konzept der Ernährungsräte auch weltweit immer mehr durch. So auch seit einigen Jahren in Deutschland, wobei es hier viele kleinere und lokal funktionierende Ernährungsräte gibt, beispielsweise in Berlin, Köln und Freiburg.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://fianat-live-7318544636224c40bb0b0af5b09-745b6a8.divio-media.net/filer_public/46/80/4680b7a1-dd75-4808-8da7-8f805cab533c/2019_ernaehrungsrat-broschuere.pdf |titel=Ernährungsräte-Broschüre FIAN |werk= |hrsg= |datum= |zugriff=26.03.2019 |sprache=}}</ref> Im März 2016 wurde der Ernährungsrat in Köln als erster seiner Art in Deutschland gegründet, kurz darauf hat sich der Ernährungsrat in Berlin formiert.
Mittlerweile setzt sich das Konzept der Ernährungsräte auch weltweit immer mehr durch. So auch seit einigen Jahren in Deutschland, wobei es hier viele kleinere und lokal funktionierende Ernährungsräte gibt, beispielsweise in Berlin, Köln und Freiburg.<ref>{{Internetquelle |url=https://fianat-live-7318544636224c40bb0b0af5b09-745b6a8.divio-media.net/filer_public/46/80/4680b7a1-dd75-4808-8da7-8f805cab533c/2019_ernaehrungsrat-broschuere.pdf |titel=Ernährungsräte - Auf dem Weg zu einer demokratischen Lebensmittelpolitik |hrsg=FIAN Österreich |datum=Februar 2019 |zugriff=2022-11-22}}</ref> Im März 2016 wurde der Ernährungsrat in Köln als erster seiner Art in Deutschland gegründet, kurz darauf hat sich der Ernährungsrat in Berlin formiert.


== Ziele ==
== Ziele ==
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* Steven Engler, Oliver Stengel, Wilfried Bommert (Hrsg.): ''Regional, innovativ und gesund: Nachhaltige Ernährung als Teil der Großen Transformation''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016, S.&nbsp;130–133
* Steven Engler, Oliver Stengel, Wilfried Bommert (Hrsg.): ''Regional, innovativ und gesund: Nachhaltige Ernährung als Teil der Großen Transformation''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016, S.&nbsp;130–133
* Kameshwari Pothukuchi, Jerome L. Kaufman: ''Placing the food system on the urban agenda: The role of municipal institutions in food systems planning''. In: ''Agriculture and Human Values'', Juni 1999, Vol. 16, Issue 2, S. 213–224
* Kameshwari Pothukuchi, Jerome L. Kaufman: ''Placing the food system on the urban agenda: The role of municipal institutions in food systems planning''. In: ''Agriculture and Human Values'', Juni 1999, Vol. 16, Issue 2, S. 213–224
*Institut für Welternährung (Hrsg.): Ernährungswende Jetzt - Ein Beratungsmodul für Ernährungsräte, 2020. Download: http://www.ernaehrungsrat-koeln.de/wp-content/uploads/2020/02/Beratungsmodul-fu%CC%88r-Erna%CC%88hrungsra%CC%88te.pdf
* Institut für Welternährung (Hrsg.): Ernährungswende Jetzt - Ein Beratungsmodul für Ernährungsräte, 2020. Download: http://www.ernaehrungsrat-koeln.de/wp-content/uploads/2020/02/Beratungsmodul-fu%CC%88r-Erna%CC%88hrungsra%CC%88te.pdf


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://ernaehrungsraete.org/ Website der Ernährungsräte]
* [https://ernaehrungsraete.org/ Website der Ernährungsräte]
*Website des Ernährungsrats für Köln und Umgebung, https://www.ernaehrungsrat-koeln.de/
* Website des Ernährungsrats für Köln und Umgebung, https://www.ernaehrungsrat-koeln.de/
*Website des Berliner Ernährungsrats; https://ernaehrungsrat-berlin.de/
* Website des Berliner Ernährungsrats; https://ernaehrungsrat-berlin.de/
*Website des Ernährungsrat Frankfurt/Main: https://ernaehrungsrat-frankfurt.de/
* Website des Ernährungsrat Frankfurt/Main: https://ernaehrungsrat-frankfurt.de/
*Website des Ernährungsrats Freiburg: https://ernaehrungsrat-freiburg.de/
* Website des Ernährungsrats Freiburg: https://ernaehrungsrat-freiburg.de/


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Ernährungspolitik]]
[[Kategorie:Ernährungspolitik]]
[[Kategorie:Bürgerbeteiligung]]
[[Kategorie:Soziale Innovation]]

Version vom 22. November 2022, 09:05 Uhr

Ernährungsräte (engl.: food policy councils und food board) sind Plattformen, mit denen Bürger die Ernährungspolitik auf lokaler Ebene gestalten können. Sie sind in der ganzen Welt verbreitet und bringen Konsumenten, lokale Akteure der Lebensmittelversorgung wie Landwirte und andere Erzeuger, Vertreter von Interessengruppen, Aktivisten und Vertreter der kommunalen Verwaltung zusammen, um gemeinsam die lokale Versorgung mit Lebensmitteln auf soziale und ökologisch nachhaltige Weise zu beeinflussen.Referenzfehler: Es fehlt ein schließendes </ref>.

Mittlerweile setzt sich das Konzept der Ernährungsräte auch weltweit immer mehr durch. So auch seit einigen Jahren in Deutschland, wobei es hier viele kleinere und lokal funktionierende Ernährungsräte gibt, beispielsweise in Berlin, Köln und Freiburg.[1] Im März 2016 wurde der Ernährungsrat in Köln als erster seiner Art in Deutschland gegründet, kurz darauf hat sich der Ernährungsrat in Berlin formiert.

Ziele

Ernährungsräte beschäftigen sich je nach Zusammensetzung und lokaler Ausgangslage mit:

  • der Förderung urbaner Landwirtschaft und solidarischer Landwirtschaft
  • der Bekämpfung sozialer Benachteiligung im Ernährungssystem
  • der Verbesserung von Gemeinschaftsverpflegung in Schulen oder sozialen Einrichtungen
  • der Stärkung der Beziehungen zwischen Stadtbewohnern und Erzeugern im Umland

Literatur

  • Steven Engler, Oliver Stengel, Wilfried Bommert (Hrsg.): Regional, innovativ und gesund: Nachhaltige Ernährung als Teil der Großen Transformation. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2016, S. 130–133
  • Kameshwari Pothukuchi, Jerome L. Kaufman: Placing the food system on the urban agenda: The role of municipal institutions in food systems planning. In: Agriculture and Human Values, Juni 1999, Vol. 16, Issue 2, S. 213–224
  • Institut für Welternährung (Hrsg.): Ernährungswende Jetzt - Ein Beratungsmodul für Ernährungsräte, 2020. Download: http://www.ernaehrungsrat-koeln.de/wp-content/uploads/2020/02/Beratungsmodul-fu%CC%88r-Erna%CC%88hrungsra%CC%88te.pdf

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernährungsräte - Auf dem Weg zu einer demokratischen Lebensmittelpolitik. FIAN Österreich, Februar 2019, abgerufen am 22. November 2022.