„Musica ricercata“ – Versionsunterschied

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=== IV. Tempo di valse (poco vivace – « à l'orgue de Barbarie ») ===
=== IV. Tempo di valse (poco vivace – « à l'orgue de Barbarie ») ===
Tempo di valse lässt sich als ungewöhnlicher Walzer beschreiben. Hierbei werden die drei Zählzeiten von einer 2/4 Taktart unterbrochen. Der Walzer bietet einen großen Interpretationsspielraum und wurde vom Komponisten in Kombination mit komplizierten Elementen gespielt, wie beispielsweise Änderung der Dynamik (in Form von ritardandos, accelerandos) oder plötzlichen Pausen.
Tempo di valse lässt sich als ungewöhnlicher Walzer beschreiben. Der walzertypisch 3/4-Takt wird gelegentlich von 2/4-Takten unterbrochen.


Die Komposition bietet einen großen Interpretationsspielraum, wie Ligeti selbst in der Partitur schreibt:
Das Stück hat Ähnlichkeiten zum gewöhnlichem Walzeraufbau AABA. Der A-Teil zeichnet sich durch einen laufenden Fluss mit einer kurzen Wendung am Ende der Phrase aus. Der B-Teil hingegen ist ingesamt lauter, harmonisch komplexer und enthält dabei zudem Akkorde welche im A-Teil nicht vorhanden sind. Außerden besitzt dieser einen größeren Ambitus. Im Hintergrund des Stückes wird fast konstant eine walzertypische Begleitung fortgeführt. Wie auch zuvor, wird in der Nähe der Mitte des Stückes eine neue Tonhöhenklasse, G#, eingeführt. Dies geschieht mit einem Fortissimo über drei Oktaven, wobei G#/Ab recht schnell verschwindet, untermalt von dem führenden Walzerthema.


"The metronome value refers to the maximum tempo. The piece may be interpreted freely—as well as being slower—with rubati, ritenuti, accelerandi, just as the organ grinder would play his barrel organ."
Es besteht eine mögliche Verbindung zu Chopins Minutenwalzer, wobei Ähnlichkeiten in Achtelläufen, Rhythmik und Tönen zu erkennen sind. Ebenso ist es möglich, dass Ligetis Komposition von Chopin und Stravinsky inspiriert wurde. Dabei sind im Vergleich mit Chopins Valse. Op. 64 No. 1 und dem zweiten Walzer aus Stravinskys Three Easy Pieces, ebenfalls Gemeinsamkeiten in Achtelläufen (welche in Teilen schrittweise verlaufen), Tönen, Veränderungen der Rhythmik und häufigen Einsatz von Legatobögen erkennbar. Auch Sprungabstände zwischen den Tönen weisen Ähnlichkeit auf.

Abrupte Pausen, dynamische Wechsel, sowie ritardandi und accelerandi sollen also zur Parodie einer Drehorgel beitragen, wie Liegti es schon der Tempobezeichnung beifügt ("à l'orgue de Barbarie")

Der formale Aufbau lässt sich in AABA-Teile gliedern. Der A-Teil ist von Achtelläufen geprägt. Der B-Teil ist insgesamt lauter mit grüßerem dynamischem und tonalem Umfang und zuvor (im A-Teil) ungehörten Akkorden in der Melodie. In der linken Hand ist fast durchgängig eine typische Walzerbegleitung zu erkennen.

Wie in vorangegangenen Sätzen auch wird etwa in der Mitte des Stücks ein neuer Ton eingeführt: Das G# in 3 Oktaven und im fortissimo ist besonders auffällilg, verschwindet aber bereits nach wenigen Takten wieder, abgelöst durch das Hauptthema.


Inspiriert ist der Walzer von Chopins Minutenwalzer (op. 64 Nr. 1) und von No 2. (Valse) aus den „Three Easy Pieces“ von Strawinsky.

Ähnlichkeiten zu Chopins Walzer lassen sich in den wiederholenden Formteilen, sowie auch den Achtelläufen feststellen, die beide den Ton g‘ mehr oder weniger umkreisen. Außerdem lassen sich oftmals in beiden Stücken Pausen in der Begleitung oder Melodie erkennen, wobei auch eine erweiterte Harmonik in der walzertypischen Begleitung auffällt.

Strawinskys Walzer ist anhand der walzertypischen Begleitung vergleichbar. In dieser wechseln sich zwei Akkorde zweitaktig ab, wobei in Chopins Minutenwalzer zwei Akkorde taktweise gewechselt werden. Außerdem spielen beide Stücke mit der Assoziation einer Drehorgel, die nicht so recht gefallen will, wie Thomas Bächli feststellt:

''Strawinskys Walzer ist eine liebevolle Parodie, virtuos komponiert mit schönen falschen Tönen, als hörte man einen Straßenmusiker, dem schon die einfachsten Harmoniewechsel Mühe bereiten. Man hat den Eindruck, Strawinsky stehe neben der Musik und amüsiere sich über sein eigenes Werk.''<ref>{{Literatur |Autor=• Bächli, Thomas |Titel=Ich heiße Erik Satie wie alle anderen auch. |Sammelwerk= |Verlag=Verbrecher Verlag |Ort=Berlin |Datum=2016 |ISBN=978-3-658-11700-9 |Seiten=12 |Online= |Abruf=}}</ref>


=== V. Rubato. Lamentoso ===
=== V. Rubato. Lamentoso ===

Version vom 10. Juni 2023, 21:59 Uhr

Musica ricercata ist ein musikalisches Werk, bestehend aus elf Stücken für Klavier, komponiert von György Ligeti von 1951 bis 1953[1]. Lediglich kurze Zeit davor hatte der Komponist angefangen, in der Liszt-Akademie in Budapest Musik zu lehren[2]. Die Premiere des Werkes war am 18.11.1969 in Sundsvall, Schweden. Was den Hintergrund der Musik betrifft, so lässt sich darin Ligetis Suche nach seinem ganz eigenen Kompositionsstil (quasi ex nihilo) erkennen.[3]



Sechs der Stücke (III, V, VII, VIII, IX, X.) wurden für das Jeney Quintet als Six Bagatelles for Wind Quintet (1953) für Holsbläserquintett umgearbeitet.[4]

Struktur der Tonhöhenklassen

Besonders ist die Tonstruktur der Musica ricercata, alle Sätze sind auf bestimmte Tonhöhenklassen. Jeder Satz beinhaltet immer eine Tonhöhenklasse mehr als der Name des jeweiligen Satzes.

Satz Tonhöhenklassen
I A, D
II E, F, G
III C, E, E, G
IV A, B, F, G, G
V A, B, C, D, F, G
VI A, B, C, D, E, F, G
VII A, A, B, C, D, E, F, G
VIII A, B, C, C, D, E, F, G, G
IX A, A, B, C, C, D, D, F, F, G
X A, A, B, C, D, D, E, F, G, G, G
XI A, A, B, C, C, D, D, E, F, F, G, G

Sätze

Es folgen kurze Beschreibungen (und teilweise Analysen) der Sätze aus Musica ricercata

I. Sostenuto – Misurato – Prestissimo

In diesem Satze wird nahezu ausschließlich der Ton A verwendet. Erst als letzte Note kommt ein D hinzu.

II. Mesto, rigido e cerimoniale

Material und Stimmung dieses Satzes unterscheiden sich deutlich vom vorangegangenen. Hauptächlich wird zwischen E# und F# gewechselt, was einem Halbton entspricht.

Etwa in der Mitte des Stücks tritt prägnant der Ton G hinzu und bleibt in Form eines Tremolos bis zum Ende des Stücks präsent, während das Hauptthema aus E# und F# wiederkehrt.


Auszüge dieses Satzes sind im Soundtrack von Stanley Kubrick's Eyes Wide Shut enthalten.[5]

III. Allegro con spirito

Dieser Satz ist eine Überarbeitung des ersten Satz aus Ligetis Sonatina für vierhändiges Klavier.

IV. Tempo di valse (poco vivace – « à l'orgue de Barbarie »)

Tempo di valse lässt sich als ungewöhnlicher Walzer beschreiben. Der walzertypisch 3/4-Takt wird gelegentlich von 2/4-Takten unterbrochen.

Die Komposition bietet einen großen Interpretationsspielraum, wie Ligeti selbst in der Partitur schreibt:

"The metronome value refers to the maximum tempo. The piece may be interpreted freely—as well as being slower—with rubati, ritenuti, accelerandi, just as the organ grinder would play his barrel organ."

Abrupte Pausen, dynamische Wechsel, sowie ritardandi und accelerandi sollen also zur Parodie einer Drehorgel beitragen, wie Liegti es schon der Tempobezeichnung beifügt ("à l'orgue de Barbarie")

Der formale Aufbau lässt sich in AABA-Teile gliedern. Der A-Teil ist von Achtelläufen geprägt. Der B-Teil ist insgesamt lauter mit grüßerem dynamischem und tonalem Umfang und zuvor (im A-Teil) ungehörten Akkorden in der Melodie. In der linken Hand ist fast durchgängig eine typische Walzerbegleitung zu erkennen.

Wie in vorangegangenen Sätzen auch wird etwa in der Mitte des Stücks ein neuer Ton eingeführt: Das G# in 3 Oktaven und im fortissimo ist besonders auffällilg, verschwindet aber bereits nach wenigen Takten wieder, abgelöst durch das Hauptthema.


Inspiriert ist der Walzer von Chopins Minutenwalzer (op. 64 Nr. 1) und von No 2. (Valse) aus den „Three Easy Pieces“ von Strawinsky.

Ähnlichkeiten zu Chopins Walzer lassen sich in den wiederholenden Formteilen, sowie auch den Achtelläufen feststellen, die beide den Ton g‘ mehr oder weniger umkreisen. Außerdem lassen sich oftmals in beiden Stücken Pausen in der Begleitung oder Melodie erkennen, wobei auch eine erweiterte Harmonik in der walzertypischen Begleitung auffällt.

Strawinskys Walzer ist anhand der walzertypischen Begleitung vergleichbar. In dieser wechseln sich zwei Akkorde zweitaktig ab, wobei in Chopins Minutenwalzer zwei Akkorde taktweise gewechselt werden. Außerdem spielen beide Stücke mit der Assoziation einer Drehorgel, die nicht so recht gefallen will, wie Thomas Bächli feststellt:

Strawinskys Walzer ist eine liebevolle Parodie, virtuos komponiert mit schönen falschen Tönen, als hörte man einen Straßenmusiker, dem schon die einfachsten Harmoniewechsel Mühe bereiten. Man hat den Eindruck, Strawinsky stehe neben der Musik und amüsiere sich über sein eigenes Werk.[6]

V. Rubato. Lamentoso

VI. Allegro molto capriccioso

VIII. Vivace. Energico

IX. (Béla Bartók in Memoriam) Adagio. Mesto – Allegro maestoso

X. Vivace. Capriccioso

XI. (Omaggio a Girolamo Frescobaldi) Andante misurato e tranquillo

Einspielungen

Das gesamte Werk wurde von Pierre-Laurent Aimard (1996), Fredrik Ullén (1998), Noelia Rodiles (2014) und Bruno Vlahek (2020) eingespielt. Eine Auswahl (IV, III, X, IX, V, VII) von Kit Armstrong (2014). [7]Vorlage:Reflist

  1. Sound Library – Musica ricercata. Archiviert vom Original am 30. August 2007; abgerufen am 18. September 2007.
  2. Schott Music – Ligeti, György – Chronology
  3. Rourke, Sean. Ligeti's early years in the west. The Musical Times, Vol. 130, No. 1759. (Sep., 1989), pp. 532–535
  4. Richard Steinitz: György Ligeti: Music of the Imagination. Northeastern University Press, Boston 2003, ISBN 1-55553-551-8, S. 59.
  5. Eyes Wide Shut (1999) – Soundtracks
  6. • Bächli, Thomas: Ich heiße Erik Satie wie alle anderen auch. Verbrecher Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-658-11700-9, S. 12.
  7. Ligeti: Musica Ricercata for piano (Page 1 of 2).