Affentheurlich Naupengeheurliche Geschichtklitterung

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Titelseite der Ausgabe von 1590

Affentheurlich Naupengeheurliche Geschichtklitterung ist ein Buch von Johann Fischart aus dem Jahre 1575. Es gilt als eines der ersten großen Sprachexperimente in deutscher Sprache.

Fischart sprach neben Deutsch, Latein und Griechisch auch Französisch, Italienisch und Niederländisch, Sprachen, die in das Werk einflossen, weshalb es oft als „Finnegans Wake des 16. Jahrhunderts“ bezeichnet wird. Anders als der Philosoph Francis Bacon war Fischart davon überzeugt, dass die experimentelle Methode nicht nur den Naturwissenschaften vorbehalten war.

Die „Geschichtklitterung“ – in etwa „eilig hingekleckste Geschichte“ – ist ein Versuch, François Rabelais' Gargantua und Pantagruel ins Deutsche zu übertragen, wobei sich Fischart kaum an die Vorlage hielt, sie vielmehr als Anlass sah, seiner eigenen Gelehrsamkeit und Kreativität nachzugehen. Die Eindeutschung war deshalb oft notdürftig, die Übersetzung geprägt von Launenhaftigkeit und der Versuchung, immer wieder Passagen zu streichen und den Text durch eigene Zusätze wesentlich auszuweiten.

Das Buch handelt – gemäß der Titelseite der Ausgabe von 1590 – von „Thaten und Rhaten der vor kurtzen langen unnd je weilen Vollenwolbeschreiten Helden und Herren Grandgoschier Gorgellantua und deß deß Eiteldurstlichen Durchdurstlechtigen Fürsten Pantagruel von Durstwelten, Königen in Vtopien, Jederwelt Nullatenenten vnd Nienenreich Soldan der Neuen Kannarien, Fäumlappen, Dipsoder, Dürstling, vnd OudissenInseln: auch Großfürsten im Finsterstall, vnd Nubel NibelNebelland, Erbvögt auff Nichilburg, vnd Niderherren zu Nullibingen, Nullenstein und Niergendheym.“

Ausgaben

  • Johann Fischart: Geschichtklitterung (Gargantua). Text der Ausgabe letzter Hand von 1590. mit einem Glossar hg. v. Ute Nyssen. 2 Bde. Rauch, Düsseldorf 1963
  • Johann Fischart: Affentheurlich Naupengeheurliche Geschichtklitterung. Eichborn, Frankfurt am Main 1997. ISBN 3-8218-4151-6

Literatur

  • Gerd Schank: Etymologie und Wortspiel in Johann Fischarts „Geschichtsklitterung“. 2. Aufl. Burg-Verlag, Kirchzarten 1978 (zugl. Dissertation, Universität Freiburg 1971).
  • Hugo Sommerhalder: Die Geschichtsklitterung. In: Ders.: Johann Fischarts Werk. Eine Einführung (Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker/N.F.; Bd. 4). De Gruyter, Berlin 1960, S. 52–79.
  • Michael Stolz: Weltinnenräume. Literarische Erkundungen zwischen Spätmittelalter und früher Neuzeit. Am Beispiel des „Fortunatus“-Romans und der „Geschichtsklitterung“ von Johann Fischart. In: Burkhard Hasebrink (Hrsg.): Innenräume in der Literatur des deutschen Mittelalters. Verlag Niemeyer, Tübingen 2008, S. 427–445, ISBN 3-484-10811-8.
  • Rüdiger Zymner: Zur Geschichtsklitterung. In: Ders.: Manierismus. Zur poetischen Artistik bei Johann Fischart, Jean Paul und Arno Schmidt. Schöningh, Paderborn 1995, S. 86–167, ISBN 3-506-798-38-3 (zugl. Habilitationsschrift, Universität Fribourg/CH 1994).

Weblinks

Affentheurlich Naupengeheurliche Geschichtklitterung bei Zeno.org.