benutzerin:erfundener/material/Transgenerationale Weitergabe

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Stoffsammlung. Teils naive vorwissenschaftliche Notizen. Ohne Kenntnis meiner Vorarbeiten ist mittlerweile ein klar im Rahmen der Psychologie angelegter Artikel Transgenerationale Weitergabe entstanden. Gut so!

Die Transgenerationale Weitergabe, ist ein meist in der Psychologie verwendeter Fachbegriff, der zunächst diskutierbar läßt, wie weit es sich um ein geistig-soziales Phänomen oder um eine physische (beispielsweise genetische) Kodierung handelt. Es besteht eine Beziehung zu anderen in der psychologischen Literatur verwendeten Begriffen. Die in der Epigentik verwendeten Begriffe „Transgenerational epigenetic effect” und „Transgenerational epigenetic inheritance” (Youngson und Whitelaw) sind inhaltlich nicht direkt vergleichbar, aber es könnte nachgesehen werden, ob es in neuesten Ausprägungen der beiden Fachgebiete neben der formalen Ähnlichkeiten der Begriffe eine inhaltliche Berührung gibt.

Psychologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit „Transgenerationale Traumaweitergabe” wird in der Holocaustforschung (Kellermann 2001c), die Situation in Familien von Überlebenden des Holocaust beschrieben, deren Traumatisierungen sich auf unterschiedlichen Wegen in vielfachen Erscheinungsformen auf folgende Generationen übertragen. Die Erforschung der transgenerationalen Traumaweitergabe führte zu Erkenntnissen über die allgemeinere transgenerationale Weitergabe psychischer und sozialer Strukturen in Familien.

Genetik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Genetik bezeichent der Begriff die Weitergabe genetisch kodierter Eigenschaften über Generationen. Das Genom besteht aus der genetischen Information für ein Lebewesen, die leicht variiert an die nächste Generation weitergegeben wird. Dass die wesentlichen Gene, die eine Gruppe von Lebewesen biologisch definieren (Taxon) zur nächsten und vielen folgenden Generationen weitergegeben werden, ist eine allgemein anerkannte und bewiesene Grundlage der Genetik.

Wissenschaftliches Interesse erregt besonders die Aufklärung vorher nicht erklärbarer Weitergaben. Genetische Mutationen, die zur Weiterentwicklung bestehender Arten und zu Entstehung neuer Arten führen, wurden seit der allgemeinen wissenschaftlichen Anerkennung der Thesen Darwins durch biologische Auslese erklärt. Lange wurde behauptet, Gene könnten sich bei ihrer Weitergabe nur durch Mutationen im Sinne zufällig vorkommender biochemische Abweichungen verändern. In ihrer Ausschließlichkeit ist diese Ansicht überholt. Dass Mutationen, die bei der Weitergabe an die folgenden Generationen eines einzigen Lebewesens mehr oder weniger zufällig einen Überlebensvorteil durch bessere Anpassung an die Lebensbedingungen bieten, in der darwinistischen Konkurrenz der Lebewesen („Survival of the fittest”) zur Entsteheung neuer Arten führen, ist weiterhin im Wesentlichen anerkannt, wird durch Erkenntnisse der Genetik und Epigenetik jedoch relativiert.

Epigenetik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Dass es neben einer genetischen auch eine epigenetische Vererbung gibt, ist seit vielen Jahren bekannt."[1] Siehe Sonderheft des Wissenschaftsmagazins „Science” zur Epigenetik vom 10. August 2001.

Die Ausprägung der Funktionen und Eigenschaften jedes Genoms wird durch Methylierung gesteuert. Umwelteinflüsse und tiefgreifende Lebenserfahrungen können durch Veränderung der Methylierung ein Abschalten und Anschalten der Wirkung von Genen bewirken.

An der Emory University School untersuchte ein Team in einer Versuchsreihe mit Mäusen (Ergebnisse veröffentlicht 2013[2]), ob tiefgreifende Erinnerungen in dieser Weise über mehrere Generationen epigenetisch wirksam sind. Aus der Versuchsreihe lässt sich schließen, dass bei den Mäusen unangenehme Erinnerungen epigenetisch kodiert über mehrere Generationen weitergegeben wurden.

Wenn es beim Menschen vergleichbare epigenetische Vorgänge gibt, lässt sich vermuten, dass erlebte Traumata über mehrere Generationen wirksam sein können, und dass epigenetische Vererbung einen gewissen Anteil an den bisher unter „soziale Vererbung” gefaßten Effekte hat.[3]

Die Versuchsreihe deutet darauf hin, dass durch Krisen, Traumata und Umweltstress bei (Einzelen und Gruppen) die Methylgruppen so verändert werden, dass eine Veränderung über Generationen weitergegeben wird. Ob es dabei wie nach Ansicht von Lamarck zu irreversiblen Veränderung von Genen kommt, ist <meines Wissens> bisher nicht geklärt. Vielleicht wird Lamarcks Idee von der Vererbung aktiv erworbener Eigenschaften zwar nicht im Einzelnen, aber als ahnender Einfall, wissenschaftsgeschichtlich noch einmal neu zu bewerten sein. Die Erkenntnisse zur epigenetischen Weitergabe von Modifikationen der Gene bieten jedoch keinen Anlass, seine Ideen als Stand der Wissenschaft zu erneuern (siehe scilogs Epigenetik).

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. http://www.heise.de/tp/news/Angst-vererbt-sich-2102684.html
  2. Dias, B. G. & Ressler, K. J. Nature Neurosci. http://dx.doi.org/10.1038/nn.3594 (2013)
  3. http://futurezone.at/science/erinnerungen-koennen-laut-tierversuchen-vererbt-werden/50.127.209