Gesundheitshaus Dortmund

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Gesundheitshaus Dortmund
Gesundheitsamt der Stadt Dortmund

Gesundheitsamt der Stadt Dortmund

Daten
Ort Dortmund
Architekt Will Schwarz
Bauherr Stadt Dortmund
Baujahr 1957–1961
Höhe 25 m
Koordinaten 51° 30′ 44,3″ N, 7° 27′ 38,7″ OKoordinaten: 51° 30′ 44,3″ N, 7° 27′ 38,7″ O
Besonderheiten
Fünf Künstler schufen im Treppenhaus, in die Klinkerwand eingelassene Kunstwerke

Das Gesundheitshaus Dortmund als Sitz des Gesundheitsamtes der Stadt Dortmund an der Hövelstraße 8 im Stadtteil City gehört zu den wenigen Gebäuden der Nachkriegsmoderne in Deutschland, welches bis heute weitgehend im Erbauungszustand erhalten blieb. Es wurde von Will Schwarz konzipiert und zwischen 1958 und 1961 erbaut. In vielen Details der Architektur, lässt es die Formensprache der 1950er Jahre nacherleben und zählt somit zu den bedeutenden Bauwerken der Baukunst der westdeutschen Nachkriegszeit. Es steht als Baudenkmal unter Denkmalschutz und wurde im Jahr 1993 in die Denkmalliste der Stadt Dortmund unter Nr. A 571 eingetragen.[1]

Geschichte

Bereits 1901 existierte in Dortmund ein Amt für Gesundheitsfürsorge, das 1927 in Gesundheitsamt umbenannt wurde. Nach 1945 waren die verschiedenen Abteilungen an unterschiedlichen Standorten im gesamten Stadtgebiet verteilt und untergebracht. Durch den hohen Grad der Kriegszerstörung mit über 95 % im Stadtkern sowie dem rasante Bevölkerungszuwachs entstanden in der Stadt erhebliche hygienischen Problemen und einem gestiegenen medizinischen Bedarf. Aus diesem Grund plädierte 1953 der Medizinalrat Dr. Gerhard Olivier öffentlich für einen Behördenneubau. Durch das Abräumen der Trümmer standen große Flächen in der Stadtmitte zur Verfügung. Das Gebiet um das alte Theater und Schauspielhaus sowie der alten Synagoge an der Hövelstraße garantierte sowohl die nötige Fläche als auch eine gute Erreichbarkeit und so wurde 1954 der aus Gelsenkirchen stammende Architekt Will Schwarz mit der Planung beauftragt.

Baugeschichte

Aufgrund der Größe und Umfang wurde der gesamte Baukörper in zwei Abschnitten gebaut. Zuerst wurde das siebengeschossige Hauptgebäude mit Verwaltungs- und Untersuchungsräume, Tuberkuloseberatung, Schulzahnklinik und kreisärztliche Dienststelle entlang der Hövelsstraße im Jahr 1958 fertiggestellt. Der an der Rückseite des Schauspielhauses an der Kuhstraße gelegene Riegel nahm in fünf Geschossen die chemische Untersuchungsanstalt, das Hygieneinstitut und eine Mütter- und Sportberatung auf. Den nördlichen Abschluss bildeten die Ausbildungsräume für medizinisch-technische Assistenten, im ergänzenden Gebäudeteil am Eisenmarkt gab es Diensträume und Personalwohnungen. Beide Gebäudeteile wurden 1959 bis 1961 gebaut.

Baubeschreibung

Gebäudeansicht von der Hövelsstraße
Rasterfassade, Richtung Norden

Das Haus besteht aus einem fünfteiligen Gebäudeensemble, wobei das Hauptaugenmerk auf dem achtgeschossigen Verwaltungstrakt des Komplexes liegt. Die zentralen Themen des Gebäudes sind Gesundheit, Helligkeit und die Beziehung von Architektur, Kunst und Nutzerfreundlichkeit.Das Stützenraster der Stahlbetonskelettkonstruktion ist mit vorgefertigten Brüstungselementen aus dreiteiligen Fenstern mit schmalen Profilen und Betonplatten, die mit blau chargierenden Glasplättchen in der Größe 15 x 15 Millimetern belegt sind, verkleidet. Das Verfahren zu ihrer Herstellung war speziell für dieses Gebäude entwickelt worden. Die Materialwahl wurde ästhetisch und praktisch begründet; das Glasmosaik war abwaschbar und galt daher als hygienisch. Die übrigen Wandflächen verblendete man mit farbigen Klinkerriemchen. Die Stirnwand des Hauptgebäudes ist als eigenständiger Gebäudeteil für die Fluchttreppe an der Kuhstraße ausgebildet, mit farbig glasierten Spaltklinkerriemchen verkleidet und mit Betonglassteinen durchsetzt. Gemeinsam mit dem abschließenden geschwungenen Dach bilden beide Bauteile eine Klammer. Auf den Haupteingang an der Hövelstrasse verweist ein auskragendes Vordach aus acht Betonhalbschalen. Ihm schließt sich ein helles Foyer an, das die Schnittstelle zu den einzelnen Trakten darstellt. Publikumsintensive Bereiche wurden erdgeschossnah angeordnet.

Vertikal wird das Gebäude durch das Hauptfoyer mit seinem bunten, farbenfrohen in freien organischen angeordneten Formen im Fußboden erschlossen. Im Foyer befinden des Weiteren ein Fahrstuhl, eine kleine Treppe ins 1. Obergeschoss und die zentrale, sich wie eine Skulptur nach oben windende Haupttreppe als prägendes Stilelement der 1950er Jahre. Die an sie grenzende Gebäudeecke ist mit zum Teil farbigen Glasbausteinen aufgelöst. Runde, frei verteilte Deckenleuchten erhellen das Treppenhaus. Ein farbiger Terrazzoboden mit freien organischen Formen nimmt Bezug auf die Architektur. Es gibt sechs weitere, unterschiedlich gestaltete Treppen im Haus. Die Kantine befand sich in der obersten Etage des Hauptgebäudes und hatte einen Zugang zur Dachterrasse, die von dem geschwungenen Flachdach bekrönt wird. In der Zwischenzeit wurde die Kantine zu weiteren Büroräumen umgebaut.

Kunst am Bau

Datei:Gesundheitsamt Dortmund Treppenhaus.jpg
Gesundheitsamt Dortmund Treppenhaus mit Kunst am Bau

Im und am gesamten Baukörper waren mehrere Künstler beteiligt, die ihre Beiträge explizit für das Gebäude und zum Thema Gesundheit geschaffen haben. Dabei befinden sich sechs Kunstwerke im großen Treppenhaus und begleiten so den Aufgang. Insgesamt wirkt durch das helle Farbenspiel im gesamten Gebäude u. a. am Fußboden, das gesamte Gebäude als Kunstwerk. Die Innenräume wurden hierbei nach einem komplexen System gestaltet, welches die Orientierung der Besucher vereinfachen soll. So werden unter anderem die Klinkerfarben in den Büroseiten in den Stockwerken nach oben dunkler und die Farben der Türen sollen auf die dahinterliegenden Funktionen verweisen. Glastüren in grauen Stahlrahmen wurden zum Beispiel für Durchgänge zwischen Abteilungen verwendet.

Perspektivische Situation

Derzeit dient es vor allem der Verwaltung des Gesundheitsamtes der Stadt Dortmund, wobei zahlreiche Zimmer und das gesamte Vierte Obergeschoss leer stehen. Darüber hinaus wurde auch die Kantine am Eisenmarkt zu Büros umgebaut. Eine Gefahr besteht in der Aufgabe der derzeitigen Nutzung als Gesundheitsamt der Stadt Dortmund. Sollte es zu einer von Oberbürgermeister Ullrich Sierau angeregten Neuordnung der städtischen Immobilien und zur Bündelung von Funktionen in einem Neubau am Burgwall kommen, würden mehrere Immobilien aufgegeben werden. Ein Großteil des Gebäudes würde dann voraussichtlich leer gezogen. Unklar bliebe, was in der Zukunft damit geschehen solle.

Literatur

  • Thomas Schulp und Andrea Zupancic (Hrsg.): Das neue Dortmund - das Dortmunder Gesundheitshaus von Will Schwarz, fotografiert von Gert Kittel. Wasmuth, Tübingen/Berlin 2014, ISBN 978-3-8030-0783-4.[2]

Weblinks

Commons: Gesundheitsamt Dortmund – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Denkmalliste der Stadt Dortmund. (PDF) In: dortmund.de – Das Dortmunder Stadtportal. Denkmalbehörde der Stadt Dortmund, 14. April 2014, abgerufen am 11. Juni 2014 (Größe: 180 KB).
  2. Das Erbe unserer frühen Jahre in FAZ vom 22. Oktober 2014, Seite 12