Hamilton-Skala

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Die Hamilton-Skala (HAMD oder HAM-D) (Abkürzung für Hamilton rating scale for depression, kurz HRSD[1], HDRS[1], HDS[1]), ist ein Diagnosewerkzeug zur Ermittlung der Schwere einer depressiven Störung.

Die Hamilton-Skala, eine so genannte klinische Fremdbeurteilungsskala, wurde 1960 von Max Hamilton eingeführt und bestand ursprünglich aus 17 Fragen (HAMD-17).[2] Andere Versionen enthalten 21 (HAMD-21[3]) oder 24 Fragen (HAMD-24[2]). Da aufgrund verschiedener Versionen Unklarheiten entstehen können, sollte die jeweilige verwendete Version angegeben werden.[2]

Dabei soll der Untersucher (nicht der Patient selbst, daher „Fremdbeurteilung“) jeweils auf einer Punkteskala von 0 bis 4 oder 0 bis 2 beurteilt, wie schwer ein bestimmtes Symptom ausgeprägt ist. Beispiele sind Schuldgefühle, verschiedene Arten von Schlafstörungen, Hypochondrie oder Suizidgedanken.

Schweregradeinteilung anhand der Werte

Die Einteilung des Schweregrads anhand der Werte schwankt selbstverständlich, in Abhängigkeit davon, welche Version der Hamilton-Skala man verwendet.[4] Aufgrund der unterschiedlichen Anzahl an Fragen können unterschiedlich hohe Werte erreicht werden.

Als Ergebnis erhält man einen Zahlenwert zwischen 0 und 66. Es existiert kein normierter Cut-off-Wert. Die meisten Studien sprechen ab einem Wert von 10 von einer leichten, einem Wert ab 20 von einer mittleren und einem Wert von 30 von einer schweren Depression. Die Stellung einer Depressionsdiagnose anhand des Cut-off-Wertes wird jedoch nicht empfohlen, weil der HAMD vor allem veränderungssensitiv konzipiert sei und sich somit eher für die Messung von Veränderungen im Verlauf eignet.[2] Bei klinischen Studien zu Depressionen ist die HAMD die meist gebrauchte Skala.

Bearbeitungsdauer

Die Untersuchungsdauer inklusive Auswertung liege bei unter 15 Minuten.[2]

Kritik

Kritisiert wird, dass gleich drei Fragen sich auf das Schlafverhalten beziehen und der Test deswegen eine Verbesserung bei Schlafstörungen im Vergleich zu anderen Bereichen stärker abbildet.[2] Deswegen entstünde der Eindruck, dass sedierende Medikamente zu einer stärkeren Verbesserung führen, als aktivierende Medikamente.[2] Auch kognitive und psychomotorische Symptome seien vergleichsweise unterrepräsentiert.[2] Wegen der unterschiedlichen Gewichtung verschiedener Symptombereiche können deswegen trotz gleichem Wert sehr unterschiedliche Symptome vorliegen.[2]

Die Hamilton-Skala sei eine unökonomische Skala, weil sie auf 5 bis 6 Fragen reduziert werden könne, ohne merkliche Einbußen bezüglich der Testgütekriterien (Reliabilität und Validität).[5]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Behavioral Health Disability: Innovations in Prevention and Management. Springer Science & Business Media, 2010, ISBN 978-0-387-09814-2, S. 133 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. a b c d e f g h i Handbuch bipolare Störungen: Grundlagen - Diagnostik - Therapie. W. Kohlhammer Verlag, 2006, ISBN 978-3-17-018450-3, S. 78 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Aktuelle psychiatrische Diagnostik: Ein Leitfaden für das tägliche Arbeiten mit ICD und DSM. Thieme, 2015, ISBN 978-3-13-200531-0, S. 32 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Diagnostik und Klassifikation in der Psychiatrie. W. Kohlhammer Verlag, 2008, ISBN 978-3-17-018944-7, S. 71 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Reliabilität und Validität der Subtypisierung und Schweregradmessung depressiver Syndrome. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-84651-9, Sp. 169 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).