ISO 45001

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Die ISO 45001 ist eine durch die Internationale Organisation für Normung (ISO) bisher noch unveröffentlichte Norm und beschreibt die Anforderungen an Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsysteme sowie eine Anleitung zur Umsetzung. Sie wird 2017 veröffentlicht und somit den Namen ISO 45001:2017 tragen.

Hintergrund

1999 wurde die BS OHSAS 18001 von der British Standards Institution (BSI) entwickelt und 2007 revidiert. Die BS OHSAS 18001 gilt mittlerweile als internationaler Standard, nach dem sich zahlreiche Unternehmen und Organisationen zertifizieren ließen, um den Nachweis zu erbringen, in Besitz eines wirksamen und effektiven Arbeitsschutzmanagementsystems zu sein. Die Umstellung zu ISO 45001 führt zum ersten Mal den traditionellen Arbeitsschutz und das betriebliche Gesundheitsmanagement zusammen.

Entwicklung

  • März 2013: Die BSI reichte bei der ISO einen Vorschlag zur Erarbeitung einer internationalen Arbeitsschutz-Norm, auf Basis der BS OHSAS 18001, ein. Im Juli 2013 wurde dieser Vorschlag von den ISO-Mitgliedern mehrheitlich angenommen.
  • Oktober 2013: Das Projektkomitee ISO/PC 283 entwickelte einen Working Draft, in dem u. a. die Namensgebung „ISO 45001“ beschlossen wurde. Als Rahmen für die Erarbeitung der ISO 45001 diente die High Level Structure (HLS), um die Integration des AMS in andere Managementsysteme, wie z. B. Qualität, Energie und Umwelt, zu ermöglichen.
  • Juli 2014: Der erste Comitee Draft, der sich u. a. aus dem Working Draft ergab, wurde bekannt gegeben. Im Februar 2015 folgte der zweite.
  • November 2015: Vorliegen eines Draft International Standard.
  • Ende 2017: geplante Veröffentlichung der ISO 45001:2017.

Aufbau

  1. Anwendungsbereich
  2. Normative Verweisungen
  3. Begriffe und Definitionen
  4. Kontext der Organisation
  5. Leitung
  6. Planung
  7. Unterstützung
  8. Betrieb
  9. Leistungsbewertung
  10. Verbesserung

Inhalte

Integration des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in den Prozess "Beschaffung"

Folgende Neuerungen und Spezifizierungen sind nach dem zweiten Entwurf für ISO 45001 festgelegt:

  1. Definitionen zu Begriffen, wie z. B. Gefährdungen, Risiken, Arbeitnehmer/innen und Vorfall sind festgelegt.
  2. Dem Kontext der Organisation wird mehr Beachtung geschenkt und in den wesentlichen Kriterien des Managementsystems berücksichtigt (Politik, Ziele, Prozesse, Aufbauorganisation). Insbesondere gilt dies bei Veränderungen des Marktes (z. B. Kundenanforderungen) oder Produktionsprozessen (z. B. verändertes Material).
  3. Die oberste Führung muss Verantwortung und Engagement im Arbeits- und Gesundheitsschutz tragen und seine Führungskräfte ausreichend einbinden. Das Bewusstsein der Führungskräfte hinsichtlich des Arbeits- und Gesundheitsschutzes muss gestärkt werden.
  4. Nicht nur Risiken werden ermittelt und bewertet, sondern auch Chancen für mehr Sicherheit und Gesundheit identifiziert und gefördert. Arbeitsbelastungen sind nicht per se ungesund für alle Beschäftigten. Es existieren auch gesundheitsfördernde Faktoren.
  5. Alle Beteiligten innerhalb und außerhalb des Unternehmens, wie z. B. Leiharbeitnehmer, werden berücksichtigt. Das Unternehmen kann ihr Risiko nicht einfach „auslagern“.
  6. Alle psychischen und physischen Gefährdungen und Belastungen werden identifiziert und bewertet.
  7. Eine systematische Gefahrenermittlung, Risikobestimmung, Planung, Steuerung und Definition von Maßnahmen sind notwendig, um Gefahren zu vermeiden bzw. zu verringern. Gleichzeitig sind Ermittlung, Planung und Steuerung zur Erhöhung der Chancen und somit der Gesundheit durchzuführen.
  8. Neben dem systematischen Bearbeiten von Verbesserungsmaßnahmen, muss auch die Effektivität des Managementsystems ständig überprüft werden.
  9. Die Bewusstseinsbildung bei allen Akteuren erhält höhere Relevanz und geht über Schulungen und Unterweisungen hinaus. (Siehe Punkt 3, Politik + Ziele.)
  10. Die Beteiligung der Arbeitnehmer/innen und Arbeitnehmervertreter wird berücksichtigt.
  11. Für interne Audits wird auf die DIN EN ISO 19011:2013 verwiesen.
  12. Die Anforderungen an die ISO 45001 sind gesetzliche und ergänzende Bestimmungen.
  13. Das Wissen der Organisation hinsichtlich des Arbeits- und Gesundheitsschutzes wird berücksichtigt.
  14. Die Integration des Arbeits- und Gesundheitsschutzes in alle Prozesse des Unternehmens ist notwendig. So werden auch „nicht gesundheits- und arbeitsschutzspezifische“ Prozesse, wie z. B. Beschaffung, berücksichtigt (siehe Abbildung).

Zertifizierung

Sobald die ISO 45001:2017 veröffentlicht wird, kann eine entsprechende Zertifizierung angestrebt werden. Wer bereits nach OHSAS 18001 zertifiziert wurde, kann nach Ablauffrist eine Umzertifizierung vornehmen, bei welcher die inhaltlichen Lücken zwischen den beiden Normen geschlossen werden müssen. Diese Frist wurde nach BSI auf 3 Jahre festgelegt.[1]

Literatur

  • C. Weigl: Aus BS OHSAS 18001 wird ISO 45001 In: Sicherheitsingeneur 2/2016, 48. Jahrgang, S. 14–19.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. "ISO/DIS 45001. Understanding the new international standard for occupational health & safety" Website der BSI Group. Abgerufen am 24. Februar 2016.