Inferiores Gut

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. März 2016 um 18:41 Uhr durch Horst Gräbner (Diskussion | Beiträge) (Änderungen von 84.183.41.234 (Diskussion) auf die letzte Version von UKoch zurückgesetzt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Als inferiores Gut bezeichnet man in der Volkswirtschaftslehre und dort speziell in der Mikroökonomik eine Klasse von Gütern, die sich dadurch von anderen abgrenzen, dass sich nach einer Einkommensänderung des Konsumenten die Nachfrage nach ihnen in einer spezifischen Weise ändert. Ihr konkretes Abgrenzungsmerkmal ist in der Literatur umstritten.

Definition

Diesem Artikel wird folgende – wohl gängigste – Definition eines inferioren Gutes zugrunde gelegt:

Definition[1]: Man bezeichnet ein Gut als inferior, wenn seine Nachfrage mit steigendem Einkommen (absolut) abnimmt. Man bezeichnet es als normal, wenn die Nachfrage (absolut) zunimmt.

Abweichende Definitionen

Ein Teil der Literatur nimmt in Abweichung von vorstehender Definition andere Unterscheidungen vor. Im Folgenden seien einige unterschiedliche Ansätze skizziert:

  • Variante 1[2]: Man bezeichnet ein Gut als relativ inferiores Gut (auch: normales Gut), wenn die Nachfrage mit steigendem Einkommen nur unterproportional zunimmt. Man bezeichnet ein Gut als superiores Gut, wenn die Nachfrage mit steigendem Einkommen überproportional zunimmt. Man bezeichnet ein Gut als absolut inferiores Gut, wenn die Nachfrage mit steigendem Einkommen absolut abnimmt.
  • Variante 2[3]: Man bezeichnet ein Gut als normales Gut, wenn die Nachfrage mit steigendem Einkommen nur unterproportional zunimmt. Man bezeichnet ein Gut als superiores Gut, wenn die Nachfrage mit steigendem Einkommen überproportional zunimmt. Man bezeichnet ein Gut als inferiores Gut, wenn die Nachfrage mit steigendem Einkommen absolut abnimmt.
  • Variante 3[4]: Man bezeichnet ein Gut als normales Gut, wenn die Nachfrage mit steigendem Einkommen nur unterproportional zunimmt. Man bezeichnet ein Gut als Luxusgut, wenn die Nachfrage mit steigendem Einkommen überproportional zunimmt. Man bezeichnet ein Gut als superiores Gut, wenn es entweder ein normales oder ein Luxusgut ist. Man bezeichnet ein Gut als inferiores Gut, wenn die Nachfrage mit steigendem Einkommen absolut abnimmt.

Eigenschaften

Unter Hinzunahme der Definition der Einkommenselastizität[5] ist ein Gut genau dann inferior, wenn die Einkommenselastizität negativ ist.

Zu beachten ist, dass die Charakterisierung eines Gutes als inferior oder normal nicht mit einem Gut fest verknüpft ist, sondern immer von den äußeren Umständen (absolute Einkommenshöhe, Preise, Präferenzen) abhängig ist. Dasselbe Gut kann somit ohne Weiteres bei geringem Einkommen ein normales Gut darstellen, sich ab einem gewissen Einkommensniveau hingegen zu einem inferioren Gut wandeln.

Beispiel

  • Bei einem Einkommen von 1000 Euro wird im Monat für 10 Euro einfaches Supermarkt-Brot konsumiert. Nachdem das Einkommen auf 2000 Euro gestiegen ist, leistet man sich öfter Brot vom gegenüberliegenden Bäcker und der Konsum an einfachem Brot sinkt auf 3 Euro. Einfaches Supermarkt-Brot ist in diesem Beispiel ein inferiores Gut.
  • Bei einem Einkommen von 1000 Euro werden im Monat 30 Euro für Kinokarten aufgewandt. Nachdem das Einkommen auf 2000 Euro gestiegen ist, steigen die Aufwendungen für Kinokarten auf 45 Euro. Das Einkommen ist also gestiegen und die Ausgaben für Kinogänge haben ebenfalls zugenommen. Die Kinogänge sind in diesem Beispiel ein normales Gut.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Vgl. hierfür insbesondere die weltweit gebräuchlichen Standardwerke Varian 2010, S. 143 ff.; Mas-Colell/Whinston/Green 1995, S. 25 sowie Mankiw 2008, S. 79 f.; ebenso, inter alia, Varian 1992, S. 117; Jehle/Reny 2011, S. 56; Breyer 2011, S. 143.
  2. Vgl. Johannes Natrop: Grundzüge der Angewandten Mikroökonomie. Oldenbourg, München 2006, ISBN 978-3-486-71315-2, S. 80 ff.; ebenso, aber mit Verzicht auf die Terminologie des „normalen“ Gutes: Jochen Schumann, Ulrich Meyer und Wolfgang Ströbele: Grundzüge der mikroökonomischen Theorie. 9. Aufl. Springer, Heidelberg u.a. 2011, ISBN 978-3-642-21225-3, S. 65 f.
  3. Vgl. Michael Heine und Hansjörg Herr: Volkswirtschaftslehre. Paradigmenorientierte Einführung in die Mikro- und Makroökonomie. Oldenbourg, München 2013, ISBN 978-3-486-71523-1, S. 40.
  4. Vgl. Susanne Wied-Nebbeling und Helmut Schott: Grundlagen der Mikroökonomik. Springer, Heidelberg u.a. 2007, ISBN 978-3-540-73868-8, S. 48 f.
  5. Auch diese ist leider uneinheitlich. Gebräuchlicherweise ist sie durch definiert, vgl. der Artikel Einkommenselastizität.