Intensiv (Grammatik)

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Das Intensiv[um] (lat. verbum intensivum; von lat. intendere „anspannen“, „die Aufmerksamkeit auf etwas richten“) ist die Aktionsart eines Verbs, die gegenüber der Grundform einen heftigeren, stärkeren Verlauf der Handlung ausdrückt. Das Gegenteil ist das Diminutiv.

Latein

Verba intensiva sind u. a. im Latein zu finden. Dort sind sie an dem Suffix -itare (deutsch: -itieren) erkennbar und weisen dort auf eine wiederholte oder heftige Handlung hin.

Beispiele aus dem Lateinischen:

  • dictare „diktieren“ zu dicere „sagen“
  • visitare „besuchen, besichtigen“ zu videre „sehen“

Deutsch

Die Intensivbildung ist im Deutschen mitunter durch eine expressive Konsonantenschärfung gekennzeichnet.

Beispiele aus dem Deutschen (Grundform → Intensiv):

  • achen → ächzen
  • biegen → bücken
  • fliehen → flüchten
  • heben → hüpfen
  • hören → horchen
  • hüten → schützen
  • neigen → nicken
  • plagen → placken
  • raufen → rupfen
  • reichen → (hoch-)recken
  • ringen → (aus-)renken
  • schaffen → schöpfen
  • schellen → schelten
  • schlagen → schlachten
  • schliefenschlüpfen
  • schlucken → schluchzen
  • schnauben → schnupfen
  • schneiden → schnitzen
  • schweißen → schwitzen
  • sehen → suchen
  • treten → trotten
  • vereinen → vereinigen
  • (be-)wahren → warnen
  • (be-)wegen → wackeln
  • (be-)wegen → wecken
  • ziehen → zausen
  • ziehen → zerren
  • ziehen → zucken
  • ziehen → zupfen

Russisch

Die russische Sprache kennt den Intensiv ebenfalls, zum Beispiel in russ. толкать (tolkat') „stoßen“, толкнуть (tolknut') „einen Stoß versetzen“, толкануть (tolkanut') „anrempeln“.

Sanskrit

Im Sanskrit geht der Intensiv mit dem Frequentativ einher, bezeichnet also eine besonders intensive und zudem ständig wiederholte Tätigkeit. Bei Verben der Bewegung bedeutet er so viel wie „hin und her“. Gebildet wird der Intensiv durch eine besondere Reduplikation und das Suffix ya mit medialer Flexion bei thematischen Stämmen, ansonsten ohne Suffix und aktiver Flexion bei athematischen Stämmen. Zum Beispiel wird aus bhramati („er schweift umher“) baṃ-bhram-ya-te („er schweift kreuz und quer umher“).

Quellen

  • Hadumod Bußmann: Lexikon der Sprachwissenschaft. 2. Aufl. Kröner, Stuttgart 1990.
  • Helmut Glück: Metzler Lexikon Sprache. Verlag J.B. Metzler, Stuttgart, Weimar, 1993.