Komplementäre Führung

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Komplementäre Führung ist ein theoretischer Ansatz der Führungsforschung[1]. Die Theorie thematisiert die Personalführung in Organisationen. Es handelt sich um eine Variante des Themas Geteilte Führung und beschreibt u.a das Zusammenwirken unterschiedlicher Akteure im Führungsprozess.

Begriff

Der Begriff der Komplementären Führung (komplementär = sich gegenseitig ergänzend) leitet sich aus den vier Elementen des Modells ab, die jeweils das komplementäre Zusammenwirken unterschiedlicher Faktoren im Führungsprozess beschreiben.

Als freie Wortschöpfung wird der Begriff der komplementären Führung immer wieder auch in anderen Zusammenhängen gebraucht, um sich ergänzende Führungssachverhalte zu beschreiben, z.B. die kurzfristige versus langfristige Ausrichtung der Führungsarbeit oder Leadership (= persönliche Führung) versus Management (=strukturelle Führung). Bradt [2] sowie Miles/Watkins [3] verwenden den Begriff für die Nutzung komplementärer Stärken und Expertisen von Teammitgliedern.

Theorieelemente und führungstheoretische Ansatzpunkte

(1) Komplementäre Führungsfunktionen: Personalführung in Organisationen wird als Dienstleistung verstanden, welche zugleich eine Unterstützungs- und eine Ordnungsfunktion beinhaltet. Führungstheoretischer Ansatzpunkt ist das Servant Leadership bzw. die Idee des Führens als Dienstleistung.

(2) Komplementäre Führungsaufgaben: Ausgehend von der Prämisse, dass sich organisationale Personalführung über ihre Aufgaben am ehesten definieren und gestalten lässt, werden zwei Dutzend Aufgabenstellungen beschrieben, die zusammen die Gesamtheit der Personalführungsaufgabe bilden. Dieser Ansatz steht in der Tradition anderer Aufgabenmodelle der Führung.

(3) Komplementäre Führungsakteure: Die Führungsaufgaben obliegen dem Modell zufolge nicht allein der Führungskraft, sondern es wirken verschiedene Parteien am Führungsprozess mit: Mitarbeiter/in, Kolleg/inn/en Führungskraft, obere Führungskraft und Personalmanager. Die Aufgabenteilung kann statisch sein und/oder einer kompensatorisch-situativen Dynamik folgen. Theoretischer Ansatzpunkt ist hier der Führungsansatz zu Geteilte Führung.

(4) Komplementäre Führungsroutinen: Während die ersten drei Elemente den theoretischen Kern der Komplementären Führungstheorie bilden, dient das vierte Element seiner praktischen Umsetzung. Da die Führungsaufgaben (zweites Modell-Element) lediglich als allgemeine Aufgabenstellungen zu verstehen sind, müssen sie in konkrete Tätigkeiten wie Gespräche, Sitzungen oder Jahresbeurteilungen umgesetzt werden. Diese werden als Führungsroutinen bezeichnet und unterscheiden sich von Akteur zu Akteur. Zusammengenommen bilden sie die Gesamtheit der Personalführungstätigkeit des jeweiligen Führungsakteurs.

Einzelnachweise

  1. Kaehler, Boris (2014): Komplementäre Führung: Ein praxiserprobtes Modell der organisationalen Führung; SpringerGabler 2014.
  2. Bradt, George (2012): Lessons In Complementary Leadership From Disney And Coca-Cola; http://www.forbes.com/sites/georgebradt/2012/05/30/lessons-in-complementary-leadership-from-disney-and-coca-cola/
  3. Miles, Stephen A./Watkins, Michael D. (2007): The Leadership Team – Complementary Strengths or Conflicting Agendas?; Harvard Business Review April 2007; S. 90-98.

Literatur

Kaehler, Boris (2013): Aufgabenorientierte und komplementäre Führung: Grundzüge eines integrativen Modells, Zeitschrift Personalführung 7/2013; S. 30-37.

Kaehler, Boris (2017): Komplementäre Führung: Ein praxiserprobtes Modell der Personalführung in Unternehmen; Wiesbaden: Springer Gabler.

Kaehler, Boris (2014): "Komplementäre Führung: Mitarbeiterführung wirksam gestalten"; (online auf der Webseite der HTW Berlin)