Westflügel Leipzig

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. November 2014 um 09:00 Uhr durch 77.5.198.85 (Diskussion) (→‎Künstlerische Arbeit). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Westflügel Leipzig

Der Lindenfels Westflügel ist ein internationales Produktionszentrum für Figurentheater in der Leipziger Hähnelstraße 27. Der 2005 gegründete Lindenfels Westflügel e. V. ist Eigentümer des Gebäudes. Neben dem Erhalt und der Sanierung der Immobilie ist es Ziel der Initiative, einen international ausgerichteten Veranstaltungsort im Westflügel zu realisieren. Seit 2006 finden in dem einst als Ballhaus errichteten Gebäude Theatervorstellungen, Konzerte, Ausstellungen und Performances statt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf internationalem Figurentheater. Das Haus agiert als Spielort und Produktionszentrum, bietet Workshops und arbeitet darüber hinaus an der Begegnung von Theorie und Praxis. Seit 2012 gibt es im Erdgeschoss die Bar froelich & herrlich, benannt nach der alten Ofenrohrfabrik, die jeden Freitag und rund um die Veranstaltungen geöffnet ist. Betrieben von ehrenamtlichen Helfern und angereichert durch Kulturprogramm befreundeter Künstler, kommen die Einnahmen direkt der Arbeit des Westflügels zugute.

Künstlerische Arbeit

Der Lindenfels Westflügel ist ein Spiel- und Produktionsort internationalen Figurentheaters. Eine Kunstform, die sich auf den souveränen Akteur stützt und in dessen Zentrum die Animation unbelebten Materials steht. Die Schnittstellen zu angrenzenden Künsten sind vielfältig: Musik, Tanz, bildende Kunst und audiovisuelle Medien sowie Sprache, Literatur und Schauspiel. Ein gemeinsamer Fokus liegt auf der, dieser Kunstform eigenen, Kommunikation zwischen Bühne und Publikum, die auf offenem Spiel, Komplizenschaft und Imagination beruht.

Ein Ensemble im Sinne fest angestellter Künstler existiert im Lindenfels Westflügel nicht. Vielmehr verknüpfen sich zahlreiche Künstler aus verschiedenen Ländern um das am Haus arbeitende Figurentheater Wilde & Vogel zu einem Netzwerk aus Schauspielern, Figurenspielern, bildenden Künstlern und Musikern. Dabei kommen Koryphäen wie zum Beispiel Agnes Limbos, Christoph Bochdansky, Neville Tranter, Eric Bass, Gyula Molnàr, Frank Soehnle, das Ensemble Materialtheater, Dimitri, Miriam Goldschmidt und junge, aufstrebende Spieler wie Stefan Wenzel, Samira Lehmann, Polina Borisova, Annelies van Hullebusch, Élise Vigneron und viele mehr zusammen.

Bisher entstanden neun Produktionen am Lindenfels Westflügel, die seither mit diversen Preisen ausgezeichnet wurden und auf internationalen Bühnen zu Gast waren. Eine Auswahl der erfolgreichsten Produktionen:

  • 2006: „Spleen – Charles Baudelaire: Gedichte in Prosa“ Wilde & Vogel, Regie: Hendrik Mannes
  • 2010: „Krabat“ Wilde & Vogel, Grupa Coincidentia, Florian Feisel / Regie: Christiane Zanger
  • 2011: „Songs for Alice“ Wilde & Vogel / Regie: Hendrik Mannes
  • 2012: „Der Freischütz“ Lehmann & Wenzel / Regie: Michael Vogel

Die Programmgestaltung des Lindenfels Westflügel legt Wert auf die Offenlegung künstlerischer Arbeitsprozesse. In Workshops, Neuinszenierungen, Probenarbeit oder Installationen und Ausstellungen wird Kreativität und künstlerische Entwicklung ermöglicht.

Die graphische Gestaltung betreut Robert Voss, ein Graphiker aus Halle an der Saale, der neben Plakaten, Programmbüchern und Flyern auch die Stempel für die handgestempelten Eintrittskarten entwirft.

Seit 2011 ist der Lindenfels Westflügel durch die Stadt Leipzig institutionell gefördert.

Geschichte des Hauses

Erbaut wurde der heutige Westflügel im Jahr 1900 im Auftrag von Johann Max Nohke als Erweiterungsbau („Kleiner Saal“) des Gastronomiebetriebs „Gesellschaftshalle zu Lindenau“ – der heutigen Schaubühne Lindenfels – auf dem Gelände des vormaligen, von Theodor Wezel errichteten „Concert-Gartens“. Entworfen wurde der Saal zusammen mit dem Umbau des alten Gesellschaftshauses als erster großer Auftrag des Leipziger Architekten Emil Franz Hänsel. Nach einer Teilung des Anwesens im Jahre 1939 wurde der Kleine Saal an Willi Ludwig Karl Hücking verkauft, er verpachtete ihn an die Ofenrohrfabrik Frölich, die verschiedene Einbauten vornahm und den Bau als Produktions- und Lagergebäude zweckentfremdete. Im Jahr 2003 begann eine Initiative um das Figurentheater Wilde & Vogel in Kooperation mit der Schaubühne Lindenfels Leipzig, mit dem Ziel das 20 Jahre lang leerstehende Gebäude wieder einer kulturellen Nutzung zuzuführen. Durch Beseitigung aller Einbauten konnte das Gebäude wieder nahezu in seinen Urzustand versetzt werden. Der Westflügel verfügt über zwei Säle mit einer Fläche von jeweils 190 m². Der untere Saal ist 4,60 Meter hoch, der obere, der ehemals als Tanzsaal diente, 8,20 Meter. Der historische Eingang wurde wieder hergestellt, über Jugendstil-Vestibül gelangt man ins Foyer sowie in ein Jugendstil-Treppenhaus mit Gewölbedecke. Ein zweiflügeliges Eisentor, das von einer ehemaligen Brauerei stammt, schließt das Vestibül zur Straße hin ab.

Es fanden die sogenannten Ballhaus-Nächte (Oktober 2003, Mai und Oktober 2004) und die Ballhaus-Prologe (April, Mai, September 2005) statt. 2005 wurde die Immobilie durch den neu gegründeten gemeinnützigen Verein Lindenfels Westflügel e. V. erworben. Von Mai bis Oktober 2006 und 2007 fanden die ersten zwei Sommerspielpläne mit internationalem Figurentheater und Tanztheater sowie Ausstellungen und Konzerte statt. Das Programm zog seitdem viele international erfolgreiche Künstlerinnen, Künstler und Ensembles an. 2013 feierte der Lindenfels Westflügel sein 10-jähriges Jubiläum.

Weblinks

Koordinaten: 51° 19′ 55″ N, 12° 20′ 3″ O