Olisthostrom

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Ein Olisthostrom (v. altgriech. ὀλίσϑημα olisthema „das Gleiten“ und στρῶμα stroma „das Ausgebreitete“)[1] ist eine ungeschichtete, chaotische, oft viele hundert Meter mächtige Gesteinsmasse, die als Ereignis einer subaquatischen Rutschung großer instabiler Massen auf flach geneigten Hängen ohne Fluidisierung (vollständige Auflösung des Materials bis auf Einzelkorngröße) entsteht. Der Begriff wurde 1955 von G. Flores das erste Mal in der wissenschaftlichen Literatur für Ablagerungen auf Sizilien verwendet.[2]

Olisthostrome werden auch als die Absätze von Schlammströmen angesehen. Sie bestehen aus einer sandig-tonig-mergeligen Matrix und eingelagerten Olistholithen (Gesteinsbruchstücke und Gesteinsfolgen aller Größen, unklassiert und ungeordnet aus älteren eckigen Festgesteinen und aus während des Transport verformten Anteilen - Fremdgestein) unterschiedlicher Größenordnung (Millimeter- bis Kilometer-Durchmesser). Olisthostrome sind in Flysch- oder Molasseablagerungen eingeschaltet.

In manche Olisthostrome sind sehr große, mehrere Kilometer große Bruchschollen und Trümmer eingelagert. Ein solcher Block wird nach einem Vorschlag von Dieter Richter als Olisthotrymma bezeichnet. Noch größere, beim Abrutschen ganzer Schelfkanten entstehende Riesenbruchstücke, tragen den Namen Olisthoplaka.[3]

Einzelnachweise

  1. Rudolf Hohl (Hrsg.): Die Entwicklungsgeschichte der Erde. 7. Auflage, Werner Dausien Verlag, Hanau 1985, 703 S. ISBN 3-768-46526-8. S. 631
  2. Andrea Festa; Gian Andrea Pinib; Yildirim Dilekc; Giulia Codegone: Mélanges and mélange-forming processes: a historical overview and new concepts. In: International Geology Review. Band 52, Nr. 10–12, 2010, S. 1040–1105 (http://www.users.miamioh.edu/dileky/publications/2010/Festaetal_2010a.pdf Zugriff=2014-07-18 [PDF] s. Seite 1046).
  3. Dieter Richter: Olistosthrom, Olistholith, Olisthotrymma und Olisthoplaka als Merkmale von Gleitungs- und Resedimentationsvorgangen infolge Synsedimentärer tektogenetischer Bewegungen in Geosynklinalbereichen. In: Neues Jahrbuch für Geolologie und Palaontologie, Abhandlungen. Band 143, Nr. 3, 1973, S. 304–344.