Pankofen

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Pankofen ist ein Stadtteil von Plattling im niederbayerischen Landkreis Deggendorf. Bis 1978 bildete es eine selbstständige Gemeinde und ist noch bis heute durch landwirtschaftliche Flächen vom Hauptgebiet Plattlings getrennt.

Geschichte

Funde spätkeltischer Viereckschanzen weisen auf eine frühe Besiedlung des Ortes hin[1]. Ca. 600 n. Chr. wurde der bajuwarische Ort Pankofen von „behausten Knechten“ gegründet. Darauf weisen archäologische Funde hin. Im 15. Jahrhundert saß in Pankofen, das zum Gericht Natternberg gehörte, das Adelsgeschlecht der Ampfinger. Ab dem 16. Jahrhundert erscheinen hier einschichtige Güter der Hofmark Moos. Pankofen bildete ab 1474 eine Obmannschaft, zu der außer Pankofen noch Mainkofen gehörte.

1752 werden im zuständigen Landgericht Natternberg zu den Pankoferschen Grundherrschaften die Landsherren Natterberg und Stefanposching (Kastenamt), die Deggendorfer Kirche St. Ulrich, das Irlbach Beneficium, die Grafen Preysing auf Moos und Armannsberg zu Egg, die Stadt Deggendorf, aber auch Freieigene aufgelistet.[2]

1808 wurde der Steuerdistrikt Pankofen gebildet, der die ehemaligen Obmannschaften Pankofen, Enzkofen, Ringkofen, Schiltorn und Höhenrain sowie den Pfarrhof Plattling umfasste. Die Gemeinde Pankofen entstand aus den Steuerdistrikten Pankofen und Fischerdorf, aber ohne Fischerdorf selbst. Damit kamen zur Gemeinde Pankofen noch die Ortsteile Rohr, Scheuer, Holzschwaig und Singerhof dazu. Der Pfarrhof Plattling wurde im Rahmen einer Gebietserweiterung des Marktes Plattling erst am 22. Februar 1879 aus der Gemeinde Pankofen ausgegliedert. Mit Wirkung vom 1. April 1963 wurde der Ortsteil Enzkofen in die Stadt Plattling eingegliedert. Im Zuge der Gemeindebietsreform wurde die Gemeinde Pankofen am 1. Mai 1978 in die Stadt Plattling integriert. [3]

Ortsname

Die Herkunft des Ortsnamens ist nicht endgültig geklärt. Es gibt Überlegungen, wonach der vordere Namensteil "Pan-" auf das bayerische Wort "boa" (Knochen) bzw. "boandl" (Knöchelchen) zurückgeht. Dies könnte mit der jüngeren Entdeckung eines Gräberfeldes übereinstimmen. Auf Grund der errosiven Hanglage traten Gebeine in der Vergangenheit auch ohne Grabungen an die Oberfläche[4]. Die Endung "-kofen" (auch "-hofen") geht auf die Bezeichnung von durch Rodung gewonnene Dauersiedlungsareale zurück, aus denen später oft Orte mit "-ing"-Endungen (z.B. Plattling) hervorgingen. Der in Bayern verbreitete Familienname Pankofer hat hier seinen Ursprung.

Gräberfeld

Das Gräberfeld Pankofen-West ist eine archäologische Fundstelle im Gewerbegebiet Pankofen-West[5]. Es ist etwa 40.000 Quadratmeter groß. 2009 wurden in dem für Archäologen sehr ergiebigen Gebiet 5 Skelette gefunden. Es wird vermutet, dass es sich hierbei um die ersten „echten“ Pankofener handelt. Neben den Skeletten wurden um die 250 weitere Funde verzeichnet. Unter anderem zwei frühmittelalterliche Öfen, denen Kreisarchäologe Dr. Karl Schmotz und Astrid Rauh von Arcteam einen hohen Wert bescheinigen. Die meisten Funde stammen aus dem frühen Mittelalter (600 bis 800 n. Chr.), aber auch aus der La-Tène-Kultur, der Zeit ab dem 5. Jahrhundert v. Chr.

Entdeckung

Das Gewerbegebiet entstand auf einer Fläche, die schon im frühen Mittelalter Handwerker beherbergte. Die Kreisarchäologie wurde also vorab gebeten, das Gebiet zu untersuchen. 9.200 Quadratmeter ist das Untersuchungsgebiet groß, acht Wochen waren für die Ausgrabungen anfangs veranschlagt, was bei weitem nicht ausreichte. Die Ausgrabungskarte verzeichnet 850 Fundstellen, darunter 16 Brunnen, zwei frühmittelalterliche Öfen und 17 Gräber.

Gebäude und Brunnen

Einst war hier eine Handwerkersiedlung. Es gibt Überlegungen, wonach die Siedlung wegen der Feuerstellen entfernt zur Pankofener Siedlung eingerichtet wurde. Wie die Gebäude auf diesem Gelände standen, kann nicht mehr festgestellt werden. Dafür gibt es zu viele Pfostenlöcher, so dass sich keine Hausgrundrisse rekonstruieren lassen. Offensichtlich wurde das Gebiet immer wieder umgebaut. Hinzu kommt, dass sich durch die Erosion Fundstücke aus dem nördlichen Bereich immer weiter nach Süden verschoben hatten. Die Fundstücke werden vom achten bis zum zwölften Jahrhundert datiert. Ob dies zutrifft, wird die Analyse des Holzes zeigen, die vom Landesamt noch datiert werden. Eine Woche dauert die Sicherung eines Brunnens. Bei den Ausgrabungen wird detailgenau festgehalten, wie sie konstruiert waren. Nach der wissenschaftlichen Analyse würde das Holz aber entsorgt. Einer der Brunnen sollte laut Bürgermeister Erich Schmid aber erhalten werden.

Leichenfunde

Anders als das Holz, werden die Leichenfunde auf Dauer in München gelagert. Vorerst werden die gefundenen Gebeine (darunter auch einige Kindergräber) noch in Deggendorf gelagert. Auch hier erhofft sich der Kreisarchäologe von der Datierung Hinweise darauf, warum es in der Nähe der Handwerkersiedlung so viele Gräber gab, schließlich hatte die Siedlung Pankofen einen eigenen Friedhof. Vielleicht stammen die Gräber aber auch aus einer anderen Zeit. Sicher ist, dass es sich um christliche Gräber in korrekter Ost-West-Ausrichtung und weitgehend ohne zusätzliche Grabbeigaben handelt. Der größte bisher gefundene Tote maß 1,87 Meter.

Sehenswürdigkeiten

  • Filialkirche zur Hl. Familie. Der neugotische Saalbau mit Dachreiter wurde 1882 von Lorenz Heimerl erbaut.

Bildung und Erziehung

  • Kindergarten Pankofen (Städtischer Kindergarten)

Vereine

  • Betriebssportgemeinschaft Autobahnmeisterei Pankofen
  • Freiwillige Feuerwehr Pankofen e.V.
  • Krieger- und Soldatenkameradschaft Pankofen
  • Schützenverein Hauser-Moos Pankofen
  • Sportverein Pankofen von 1929 e.V.
  • Stockschützen - SV Pankofen

Literatur

  • Schmotz, Karl: "Hallstattzeitliche Grabenwerke im Landkreis Deggendorf (48-57). Hallstatt period ditch systems in the district of Deggendorf." In: [ ARGE 3 ] Archäologische Arbeitsgemeinschaft Ostbayern/West- und Südböhmen. 3. Treffen 16. bis 19. Juni 1993 in Kelheim. Resümees der Vorträge. Marie Zápotocká, Michael Maria Rind und Karl Schmotz (Hrsg.)
  • Irlinger, Walter: Zur Frage der Kontinuität von der Spätlatènezeit in die frühe römische Kaiserzeit im östlichen Oberbayern und Niederbayern (185-195). The question of continuity from Late Latène to Early Roman in the East of Upper and Lower Bavaria. In:[ ARGE 12 ] Archäologische Arbeitsgemeinschaft Ostbayern/West- und Südböhmen. 12. Treffen 19. bis 22. Juni 2002 in Cheb. Miloslav Chytráček, Jan Michálek und Karl Schmotz (Hrsg.)

Einzelnachweise

  1. Elisabeth Meixner: Archäologische und paläoökologische Untersuchungen an spätkeltischen Viereckschanzen (Pentling-Poign, Lkr. Regensburg; Plattling-Pankofen, Lkr. Deggendorf; Pocking-Hartkirchen, Lkr. Passau). Hrsg.: Dissertation (Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie der Universität München).
  2. KlausRose: Altbayern Reihe I Heft 27: Deggendorf. Erscheinungsort: München. Verlag: Komm. für Bayerische Landesgeschichte. Erscheinungsjahr: 1971 (Digitalisat).
  3. KlausRose: Altbayern Reihe I Heft 27: Deggendorf. Erscheinungsort: München. Verlag: Komm. für Bayerische Landesgeschichte. Erscheinungsjahr: 1971 (Digitalisat).
  4. Astrid C. Hahne: Die ersten Pankofener hatten große Öfen. In: Passauer Neue Presse vom 10. Juni 2009 (S. 31)
  5. Konrad Kellermann: ''Überraschend viele Tote im Gewerbegebiet.'' In: Passauer Neue Presse vom 9. September 2009 (S. 30)