Spanngurt

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Spanngurte mit Ratsche

Spanngurte (auch Zurrgurte, schweiz. Spannset) sind gewobene Bänder mit einem Verschluss zum Befestigen und Festzurren von Gegenständen. Spanngurte bestehen aus Polypropylen, Polyester, Nylon oder auch Baumwolle und einem Beschlag aus Metall oder Plastik.

Material

Hochwertige Spanngurte sind vorwiegend aus Polyester-Bandmaterial gefertigt. Sehr hochwertige Spanngurte für spezielle Zwecke, wie Klettern, Fliegen etc. sind aus Nylon gefertigt. Um die Dehnung im Gebrauch zu verringern, werden die Gurte vorgereckt. Um die Oberfläche zu verdichten und die Gurte widerstandsfähiger gegen Verschmutzung zu machen, werden sie imprägniert. Standardgurte werden in den Breiten 25, 35, 50 und 75 mm hergestellt, mit Reißfestigkeiten zwischen 250 und 10.000  daN (1 DekaNewton = 10 Newton).

Beschläge werden immer mit speziellen Sicherheitsnähten fest eingenäht. An dieser Stelle ist auch ein Stoffstreifen mit aufgedruckten Prüfmerkmalen (Material, Reißfestigkeit, Prüfnorm) eingenäht.

Verwendung

Es gibt verschiedene Einsatzzwecke für Spanngurte. Für Ladungssicherungsgurte im Straßenverkehr gibt es gesetzliche Vorschriften, für solche an Wanderrucksäcken nicht. Für die Erfüllung der Vorschriften sind Reißfestigkeitseigenschaften erforderlich, die von Polyester oder Nylon erfüllt werden und die die Prüfung auf Lasttestmaschinen bestehen.

Der gesetzlich nicht geregelte Bereich orientiert sich an der Einfachheit der Handhabung und einem geringen Gesamtgewicht. Im Freizeitbereich sind einfache Spanngurte verbreitet zum Verschließen von Taschen und Rucksäcken, oder zum Festzurren von Gegenständen an Gepäckstücken. Sogenannte Packriemen (bzw. -bänder), umgangssprachlich auch Rödel- oder Zurrbänder (bzw. -riemen), haben eine eigene Entwicklungsgeschichte. Gelochte Lederriemen bzw. gelochte und genietete Baumwollriemen mit Gürtelschnalle waren bis 1950 üblich, zeitgleich Lederriemen oder Baumwollriemen ohne Lochung, aber mit Klemmvorrichtungen. Diese waren aus Metall gefertigt und die gesamte Anordnung war bestimmt von der Überlegung, kein versehentliches Öffnen des Verschlusses zu erlauben. Es gab zwei verschiedene Schlossprinzipien: einmal Verschlüsse ohne bewegliche Teile und einmal mit beweglichen Teilen. Die unbeweglichen Verschlüsse basierten auf der Idee, die Reibung so zu erhöhen, dass das Durchrutschen unter Last verhindert wurde, jedoch ein Anzurren und Aufzurren möglich war. Die Varianten mit beweglichen Teilen unterscheiden sich wiederum in drei Formen: den Doppelring-Verschluss, die Press-Klemm-Schnallen und die Gleiter mit oder ohne Zacken. Grundproblem der Gleiter-Verschlüsse ist das Verklemmen unter Last. Grundproblem der Press-Klemm-Schnallen ist das versehentliche Lösen, wenn man hängenbleibt und z. B. ein Ast unter den Hebel drückt. Grundproblem des Doppelring-Verschlusses ist das mögliche langsame Durchrutschen. Die Entwicklung von Anpresselementen, die durch kleine Schraubenfedern angedrückt wurden, setzte neue Maßstäbe und hat heute fast alle Vorgänger verdrängt. Am Anfang wurde der gezackte Gleiter nachgeahmt, und wiederum stand das Ziel der Unverlierbarkeit im Vordergrund. Die Fortentwicklung der Aluminium-, Zink-Druckgussverfahren in den 1960er Jahren ermöglichte eine Lösung im dreidimensionalen Bereich, den heute noch bekannten Klemmverschluss, der sich letztlich durchsetzte aufgrund einer günstigen Mischung aus einfacher Handhabung und Verlierbarkeitssicherheit, sowie einem noch einfacheren Fertigungsprozess im Vergleich zu den Stahlpressteilen.

Verschlüsse

Spannschloss

Spanngurte werden mit einem Beschlag aus Metallguss oder geformtem Stahlblech verschlossen. Der Name des Beschlags ist Spannschloss oder auch Klemmschloss. Der Verschluss besteht aus einem Umlenksteg und einer geriffelten Klemmbacke, die mit einer Feder auf den Steg gedrückt wird. In eine Richtung lässt sich das Gurtband durchziehen, in die andere wird es durch die Klemmbacke blockiert. Der Anstellwinkel der Klemmbacke zum Steg ist entscheidend dafür, dass das Klemmschloss auch unter Last gelöst werden kann.

Ratsche

Spannschloss und Ratsche eines Spanngurts zur Sicherung von Baumstämmen auf einem Rungenwagen

Mit Ratschen in normaler Ausführung können Spannkräfte bis 500 daN erzeugt werden. Sonderausführungen (DoTension) sind bereits für Vorspannkräfte bis 1000 daN verfügbar. Hochwertige Ratschen sind aus Edelstahl oder voll verzinkt. In der professionellen Ladungssicherung (LKW) werden drei Arten unterschieden: die Langhebelratsche, die Kurzhebelratsche und die Schwerlastratsche. Darüber hinaus werden die Ratschen in drei Gruppen aufgeteilt, bei welcher die Richtung angegeben wird, in welcher der Kraftaufwand stattfindet, um die Vorspannkraft zu erzeugen: die Zugratsche, die Stoßratsche und die Multiratsche für Stoß und Zug. Bei besonders hochwertigen Ratschen lässt sich nach dem Spannen der Hebel von der Ratsche abnehmen.

Endbeschlag

Je nach Anwendungsbereich werden Spanngurte ohne oder mit verschiedenen Endbeschlägen ausgestattet. Verbreitet sind Spitzhaken, Spitzhaken mit Verschluss, Triangel (Bügel, Öse), Triangelhaken, Klauenhaken, Rahmenhaken, Flachhaken.

Sicherheitsnormen

blaues Prüfschild

Industriell eingesetzte Spanngurte werden je nach Anwendungsbereich nach den Normen DIN 60060, VDI 2701 und/oder EN 12195-2 geprüft. Die zulässigen Bruchlasten sind auf einem eingenähten blauen Prüfschild aufgedruckt. Spanngurte sind (wie Hebezeug) regelmäßig zu prüfen. Spanngurte sind vor jedem Gebrauch auf Beschädigung zu kontrollieren und bei Mängeln umgehend zu ersetzen. Gurte mit fehlendem Prüfschild dürfen nicht mehr verwendet werden. Für das Zurren von scharfkantigen Gegenständen (beispielsweise Blechen) ist ein spezieller Kantenschutz vorgeschrieben.

Das Prüfschild im Bild rechts gibt Auskunft über:

  • Prüfzertifikat
  • SHF = 50 daN = Standard Hand Force (Handspann-/Handzugkraft) – der Hebel darf maximal mit dieser Kraft gezogen werden.
  • STF = 200 daN = Standard Tension Force (Vorspannkraft) – maximale Gurtspannung oder: „Die verbleibende Kraft, nachdem der Griff eines Spannelementes mit 50 daN angezogen und danach losgelassen wurde.“[1]
  • LC = 1000 daN = Lashing Capacity ((Zulässige) Zugkraft) – Gurt einfach
  • AU:07-01855 – Prüfnummer; 02/07 – Prüfdatum
  • SR320-872 – Typ-Nummer; 0,8+4,0m – Gurtlänge.

Straßenverkehrsordnung

Auszug aus § 22 der deutschen Straßenverkehrs-Ordnung (StVO):

Die Ladung einschließlich Geräte zur Ladungssicherung sowie Ladeeinrichtungen sind so zu verstauen und zu sichern, dass sie selbst bei Vollbremsung oder plötzlicher Ausweichbewegung nicht verrutschen, umfallen, hin- und herrollen, herabfallen oder vermeidbaren Lärm erzeugen können.

Ein Verkehrsunfall aufgrund mangelhaft gesicherter Ladung hat folgende Konsequenzen:

  • wenn lediglich Sachschaden verursacht wurde: Verkehrsordnungswidrigkeitenanzeige mit Bußgeld und Punkten in Flensburg.
  • wenn Personen verletzt oder getötet wurden: Strafanzeige mit Geld- oder Freiheitsstrafe.

Siehe auch

Literatur

  • Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen: Ladungssicherung auf Fahrzeugen. Handbuch für Unternehmer, Einsatzplaner, Fahr- und Ladepersonal.

Weblinks

Commons: Spanngurt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Spanngurt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise / Quellen

  1. Glossar über Abkürzungen auf hebezone.de (dt. Handels- und Produktionsbetrieb)