Spermaallergie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 29. Mai 2016 um 13:55 Uhr durch Hungchaka (Diskussion | Beiträge) (wie vor). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Die sehr seltene Spermaallergie ist eine selbst unter Ärzten noch relativ unbekannte Form der Allergie, von der vor allem zwanzig- bis dreißigjährige Frauen betroffen sind. Ebenso können Männer auf das eigene Sperma allergisch reagieren, was als Postorgasmic Illness Syndrom (POIS) bezeichnet wird. Eine allergische Reaktion von Männern auf fremdes menschliches Sperma ist bislang noch nicht beobachtet worden, kann aber gegenüber Sperma anderer Arten auftreten.[1]

Frauen

Bis zum Jahr 2000 wurden weltweit nur etwa 60 Fälle als solche diagnostiziert, die unbehandelt lebensbedrohlich werden können.[2] Betroffene Frauen reagieren auf ein Protein allergisch, das sich im Ejakulat, der Samen(transport)flüssigkeit von Männern, befindet. Bei dieser Form der Allergie hilft es nicht, den Partner zu wechseln. Denn das allergene Potenzial geht von einem in der Flüssigkeit enthaltenen Eiweiß aus und ist bei jedem Mann gleich.[2] Die Spermien selbst wirken dabei nicht allergen. Die Reaktionen sind analog den Symptomen einer Pollenallergie („Heuschnupfen“). Bestimmte Antikörper sprechen innerhalb von zehn bis dreißig Minuten auf die Proteine in der Samenflüssigkeit an: Es kann zu Brennen und Juckreiz, Schwellungen und Hautausschlägen im Intimbereich, in Extremfällen auch zu Durchfall, Erbrechen oder sogar zum anaphylaktischen Schock kommen.

Männer

Das Post Orgasmic Illness Syndrom (POIS) wurde erstmals 2002 von Marcel D. Waldinger und Dave H. Schweitzer beschrieben.[3] Vereinzelte Männer sind dabei auf ihr eigenes Sperma allergisch und reagieren nach einer Ejakulation ebenfalls mit grippeähnlichen bzw. heuschnupfenartigen Symptomen, welche innerhalb von wenigen Minuten beginnen und bis zu einer Woche andauern können.[4]

Vorsorge, Behandlung

Betroffene merken recht schnell, dass sie nach Sperma-Kontakt jedes Mal Beschwerden haben: Betroffenen Partnern wird daher geraten, beim Geschlechtsverkehr stets ein Kondom zu verwenden, sie sind dann praktisch beschwerdefrei.

Bei einer leichteren allergischen Reaktion kann von Frauen während ihrer fruchtbaren Tage auf die Verwendung von Kondomen verzichtet werden, um schwanger zu werden. Bei starken anaphylaktischen Reaktionen kann entweder eine Hyposensibilisierung (z. B. „Rush-Therapie“, s. o.) durchgeführt werden, um auf natürlichem Wege schwanger zu werden, oder die Samenflüssigkeit und die Spermien werden im Labor getrennt und die Kinder werden über die künstliche Befruchtung gezeugt.

Zur Behandlung der Spermaallergie setzt man darüber hinaus Antihistaminika, Cortison, Injektionspräparate oder Adrenalinsprays ein. Auch eine Hyposensibilisierung ist möglich, bei der das in der Samenflüssigkeit enthaltene Allergen schrittweise in immer höheren Dosen verabreicht wird, so dass sich der Körper langsam daran gewöhnt. Es sind 11 Fälle beschrieben, in denen die Hyposensibilisierung über eine sog. "Rush Therapie" erfolgreich war und die Symptome dauerhaft beseitigte.[5] Andere Therapieformen wurden ebenfalls beschrieben, weisen aber geringere Erfolge auf oder erzielen nur eine vorübergehende Hyposensibilisierung.

Für zwei 2010 veröffentlichte Untersuchungen wurden in den Niederlanden 45 Männer mit diesem Syndrom untersucht. Von diesen unterzogen sich 33 einem Hautallergietest, bei dem 29 (88 Prozent) eine positive Reaktion zeigten. Zwei Freiwillige unterzogen sich einer Hyposensibilisierung. Nach einer Behandlungsdauer von drei Jahren nahmen bei ihnen die Symptome ab.[4]

Weiterführende Literatur

  • I. Pevny u. a.: Sperm allergy of the anaphylactic type. In: Hautarzt 29, 1978, S. 525–530. PMID 81816
  • B.G. Ludman: Human seminal plasma protein allergy: a diagnosis rarely considered. In: J Obstet Gynecol Neonatal Nurs 1999, 28 S. 359-63. PMID 10438079
  • S. Weidinger u. a.: IgE-mediated allergy against human seminal plasma. In: Chem Immunol Allergy. 2005, 88 S. 128-38. PMID 16129942

Quellen

  1. A. Krakowiak, M. Kowalczyk, C. Palczyñski: Occupational contact urticaria and rhinoconjunctivitis in a veterinarian from bull terrier's seminal fluid. In: Contact Dermatitis. Band 50, Nummer 6, Juni 2004, S. 385, ISSN 0105-1873. doi:10.1111/j.0105-1873.2004.0350l.x. PMID 15274741.
  2. a b Ärzteverband Deutscher Allergologen / Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie, Juli 2000
  3. Marcel D. Waldinger, Dave H. Schweitzer: Postorgasmic Illness Syndrome: Two Cases, Journal of Sex & Marital Therapy, Volume 28, Ausgabe 3. Mai 2002, S. 251-255 (Abstact)
  4. a b J. Taubert: POIS - Allergie gegen das eigene Sperma (Memento vom 22. Januar 2011 im Internet Archive), 20. Januar 2011, D-News
  5. Shah, A. et al.:  Human seminal plasma allergy: a review of a rare phenomenon., Clinical and Experimental Allergy, 2004, 34:827-838. PMID 15196267