Synagoge Friedberger Anlage

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Wilhelm Freund (1860 Schönbach – 1937 Oberursel), Gemälde Synagoge Friedberger Anlage in Frankfurt am Main.

Die Synagoge an der Friedberger Anlage Nr. 6 war ein jüdischer Sakralbau (1907–1938) in Frankfurt am Main. Er war gekennzeichnet vom Übergangsstil der Reformarchitektur mit Elementen der Romanik und des Orientalismus.[1]

Geschichte

Hoch-Bunker am Platz der 1938 abgebrochenen Synagoge.

Dezember 1903 oder Anfang Januar 1904 beschloss die von Rabbiner Samson Raphael Hirsch 1851 in Frankfurt begründete orthodoxe Israelitische Religionsgesellschaft den Bau einer neuen Synagoge an der Friedberger Anlage. Dafür wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, bei der 129 Entwürfe eingingen. Der Entwurf von Wilhelm Freiherr von Tettau für die Synagoge an der Friedberger Anlage sah eine lange Fassadenfront und einen Kuppelbau vor. Die Gemeinde wählte jedoch im Oktober 1904 den Entwurf von Peter Jürgensen und Jürgen Bachmann in Berlin-Charlottenburg aus. Die Grundsteinlegung erfolgte am 21. November 1905. Das Gebäude wurde von 1905 bis 1907 erbaut. Im Gebäude fanden 1000 Männer, 600 Frauen und 60 Chorsänger Platz. Der jüdische Sakralbau wurde im Rahmen der Novemberpogrome am 10. November 1938 ein Opfer von Nationalsozialisten organisierten Brandstiftung. Das Feuer konnte aber nur einen begrenzten Schaden anrichten. Daher wurde in den folgenden Tagen insgesamt viermal der jüdische Sakralbau unter Verwendung von Benzinfässern in Brand gesteckt. Auf polizeiliche Anweisung hin musste die israelitische Gemeinde wegen Einsturzgefahr das Gebäude abreißen lassen und dabei die Abbruchkosten übernehmen. Mit der endgültigen Zerstörung wurde am 17. November 1938 begonnen.

1942 wurde ein Hochbunker an Stelle der Synagoge erbaut. Auf dem Vorplatz des Bunkers befindet sich seit 1988 die von der Landschaftsarchitektin Jeannette Garnhartner gestaltet „Erinnerungsstätte Synagoge Friedberger Anlage“. Der Bunker beherbergt eine Dauerausstellung über das jüdische Leben im Frankfurter Ostend.

Architektur

Innenansicht

Vor dem Hauptbau befand sich ein Vorhof mit zwei großen Portalen. Die Schaufassade zeigte einen Hauptgiebel mit Portalvorbau bestehend aus Hauptportalbögen. Durch den Portalvorbau erreichte man eine geräumige Männervorhalle mit Türen, die zu den Männergarderoben und zum Hauptraum für die Männer führten. Zu beiden Seiten der Hauptportalbögen befanden sich Vorhallen für die Frauen, die zu den Frauengarderoben und den Seitenemporen führten.

Der Hauptraum des jüdischen Sakralbaus wurde auf dem Grundriss mit der Form eines Rechtecks erbaut. Das Mittelschiff des Hauptraumes zeigte ein Tonnengewölbe. Die Seitenemporen befanden sich in den Querschiffen, die als Stosskappen hineinschnitten. An der Ostwand befand sich der Estradenaufbau mit Toraschrein aus Nassauer Marmor. In der Mitte befand sich der Almemor aus Kyrosmarmor mit Bronzefüllungen.[2]

Ausstellungen

  • 2016: Ostend. Blick in ein jüdisches Viertel.[3]

Weblinks

Commons: Synagoge Friedberger Anlage – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1907:: „Die Architektur ist in modernisiert romanischen Formen gehalten und zeigt stellenweise auch maurische Anklänge.“
  2. Die Architekturbeschreibung folgt dem Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1907:
  3. Quartier der Orthodoxen in FAZ vom 10. Mai 2016, Seite 35

Koordinaten: 50° 6′ 53,2″ N, 8° 41′ 43,8″ O