Tribunale speciale per la difesa dello stato

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Das im Jahre 1926 errichtete Tribunale Speciale per la difesa dello Stato (deutsch: Sondergericht zum Schutz des Staates), auch als Tribunale speciale bekannt, war ein Instrument im Dienste der politischen Repression während des Faschismus und stellte eine von vielen Maßnahmen dar, mit welchen der faschistische Staat unter Mussolini in den ersten Jahren nach dem Marsch auf Rom seine Macht konsolidierte.

Entstehung

Am 9. November 1926 wurde ein Gesetzesentwurf zum Schutz des Staates im Parlament diskussionslos angenommen. Am 25. November 1926 trat das Gesetz in Kraft.[1] Es umfasste acht Artikel und sah unter anderem die Einführung der Todesstrafe (Art. 1 und 2) und die Errichtung des Tribunale speciale (Art. 7) als Instrument der Verfolgung politischer und anderer Delikte vor.[2] Mit dem Verbot der antifaschistischen Presse, der Auflösung aller auẞerhalb des faschistischen Machtbereichs stehenden Parteien und Organisationen, mit der Schaffung des Confino di polizia, mit welchem unliebsame politische Gegner in abgelegenen Gegenden ohne Gerichtsurteil interniert werden konnten, und der Errichtung des Sondergerichts, wurde die antifaschistische Repression institutionalisiert.

Urteile

Das Tribunale speciale fällte von 1927 bis 1943 2780 Gerichtsurteile gegen 5619 Angeklagte (die meisten davon waren Männer), wovon 4596 verurteilt wurden. Die Angeklagten wurden zu insgesamt 27‘752 Jahren Haft verurteilt. Es wurden 42 Todesurteile verhängt, wovon 31 vollstreckt wurden: Neun zwischen 1928 und 1932 und die übrigen 1941 und 1942. Die Opfer der ersten Jahre waren italienische Oppositionelle; zu der zweiten Gruppe gehörten auch jugoslawische Patrioten.[3]

Präsidenten

Die Präsidenten des Tribunale speciale waren: Cesare Bevilacqua, Augusto Ciacci, Giuseppe Conticelli, Guido Cristini[4], Orlando Freri, Filippo Guattieri, Mario Griffini,[5] Gaetano Le Metre[6], Carlo Sanna, Alessandro Saporiti, Giorgio Suppiej, Antonio Tringali Casanova.[7]

Richter

Die Richter des Tribunale Speciale waren: Alfredo Alfaro, Alessandro Alvisi, Gasparo Barbera, Carlo Bergamaschi, Nello Brogi, Giacomo Buccafurri, Michele Calìa, Pietro Caputi, Mario Carusi, Lussorio Cau, Ferdinando Ciani, Carlo Cisotti, Ugo Colizza, Italo D’Alessandro, Alfredo De Castris, Vittorio De Martini, Giobatta De Martis, Italo Di Pasquale, Eugenio Fioretti, Alberto Galamini, Giovanni Gangemi, Vincenzo Gaudio, Armando Giua, Pietro Lanari,[8] Nicola Leonardi, Nino Mascellari, Mario Mazzetti, Gioacchino Milazzo[9], Mario Mingoni, Giulio Mucci, Ivo Oliveti, Domenico Ottanelli, Aldo Palmentola, Gaetano Palmeri, Renato Pasqualucci, Emilio Perillo, Adolfo Pifferi, Alberto Piroli, Torello Pompili, Giovanni Presti [10], Raffaello Radogna, Giuseppe Rambaldi, Gennaro Riccio, Riccardo Rosa Uliana, Renato Rossi, Umberto Rossi, Tommaso Semadini, Giovanni Sgarzi, Vincenzo Torelli, Mario Vedani, Alberto Ventura.[11]

Auflösung

Mit Dekret vom 29. Juli 1943 wurde das Tribunale speciale aufgelöst.[12]

Nachkriegszeit

Kein Staatsanwalt, Richter oder Präsident des Tribunale Speciale musste sich später vor Gericht verantworten. Alle profitierten von der großzügigen Amnestieregelung vom 22. Juni 1946.[13]

Siehe auch

Literatur

  • Adriano Dal Pont, Alfonso Leonetti et al., ʹʹAula IV. Tutti i processi del tribunale speciale fascistaʹʹ, Milano 1976 (La Pietra)
  • Adriano Dal Pont, Simonetta Carolini, ʹʹL’Italia al confino 1926-1943. Le ordinanze di assegnazione al confino emesse dalle Commissioni provinciali dal novembre 1926 al luglio 1943ʹʹ (4 Bände), Milano 1983 (La Pietra)
  • Ernesto Rossi, ʹʹUna spia del regime. Carlo Del Re e la provocazione contro Giustizia e Libertàʹʹ, Torino 2000 (Bollati Boringhieri)

Einzelnachweise

  1. Vgl. Adriano Dal Pont, Alfonso Leonetti, et al., Aula IV. Tutti i processi del tribunale speciale, Milano 1976 (La Pietra), S. 25
  2. ebd., S. 551-553
  3. ebd., S. 548
  4. Je ein Todesurteil im Jahre 1928, 1929 und 1931; 4 Todesurteile im Jahre 1930 gegen jugoslawische Patrioten und zwei Todesurteile im Jahre 1932; ebd., S. 106, 159-160, 189, 236-237
  5. Zwei Todesurteile im Jahre 1942; ebd., S. S. 502-503
  6. zwei Todesurteile gegen jugoslawische Partisanen im Jahre 1942; ebd., S. 500
  7. zwei Todesurteile im Jahre 1941, davon ein Todesurteil gegen einen jugoslawischen Patrioten; fünf Todesurteile gegen jugoslawische Partisanen; neun Todesurteile gegen slowenische Partisanen; zwei Todesurteile im Jahre 1942; ebd., S. 428, 450, 454-456, 481-482, 497
  8. Todesurteile mit Vollstreckung: 1932 (1), 1941 (6); ebd., S. 237, 428, 454-456
  9. Ein Todesurteil mit Vollstreckung, ebd., S. 450
  10. Todesurteile mit Vollstreckung: 1928 (1), 1930 (4), 1931 (1), 1932 (1), 1942 (15), ebd., S. 106, 159-160, 189, 236-237, 481-482, 497, 500, 502-503
  11. ebd., S. 550
  12. ebd., S. 554-555
  13. ebd., S. S. 559