Benutzer:Till Reckert/Fiebermerkblatt

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Titel: Fieber im Kindes- und Jugendalter

Liebe Eltern, fast alle gesunde Kinder haben ab und zu Fieber. Trotzdem kann es manchmal für Sie als Eltern verunsichernd oder auch beängstigend sein, wenn Ihr Kind hohes Fieber bekommt. Was hat Fieber zu bedeuten, was können Sie tun und was ist zu bedenken? In diesem Merkblatt werden Ihnen hierzu einige Antworten und Hinweise gegeben.

Der Wärmeorganismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wir bilden Körperwärme in den Organen und der Muskulatur. Sie durchdringt uns und wird wohldosiert über die Körperoberfläche an die Welt abgegeben. Ein Tier reguliert seine Wärmeverhältnisse umso selbstständiger, je höher entwickelt es ist. Der Mensch bildet kein Fell oder Federkleid mehr, sondern reguliert sein Wärmegleichgewicht maximal aktiv: Z.B. über Durchblutungsänderungen, Schweißbildung am ganzen Körper und über sein Verhalten (z.B. bei der Kleidungswahl). Aus diesem aktiv geregelten Wärmefließgleichgewicht resultiert eine „atmend“ konstante Körpertemperatur: Schlafend „atmen“ wir Wärme etwas aus, Hände und Füsse sind warm, die Körperkerntemperatur sinkt leicht (gegen morgens). Sind wir wach und ganz bei uns, ist die Wärme eher zentriert, die Körpertemperatur steigt leicht (gegen abends). Wenn wir uns stark bewegen, bilden wir mehr Wärme, die Körpertemperatur steigt deutlich (bis >39°C beim Sport), unsere Peripherie wird warm und wir schwitzen dann, um die Wärme schneller wieder loszuwerden.

Wärme spüren wir am bewußtesten an der Körperoberfläche: Wir frieren, wenn zu wenig Wärme abgegeben werden kann oder schwitzen, wenn sehr viel Wärme abgegeben werden muß. Im Gehirn gibt es ein Wahrnehmungszentrum für die Körperwärme, welches Wärmebildung und –abgabe nach den aktuellen Körperbedürfnissen regelt: Es sorgt für warme (gut durchblutete) oder kalte (wenig durchblutete) Hände und Füsse, Körperschweiß oder Schüttelfrost, um eine adäquate Körpertemperatur zu erzielen.

Fieber und Wärmepflege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fieber wird vom Organismus aktiv gebildet: Zuerst zieht der Körper seine Wärme nach innen und zentralisiert sie. Nur der Kopf fühlt sich warm an, die Hände und Füße sind kalt und das Kind friert in der Phase des Fieberanstiegs. Gleichzeitig fühlt es sich krank und geschwächt, manchmal hat es Schmerzen oder ist unruhig oder ängstlich. Ein schneller Fieberanstieg bewirkt Schüttelfrost bis eine Wärme erreicht wird, die der Organismus in seiner jetzigen Situation anstrebt. Dann erst werden Hände und Füße wieder warm, ein neues Wärmegleichgewicht auf höherem Niveau ist gefunden. Wenn das Fieber wieder sinkt, wird die Wärme wieder verteilt: Das Kind fängt am ganzen Körper an zu glühen und meistens auch zu schwitzen. In dieser Phase fühlt es sich entspannter und schläft dabei oft ein.

Begleiten Sie das Fieber so, wie Sie es instinktiv machen würden: Ein fieberndes Kind das friert und kalte Hände und Füße hat gehört in ein warmes Bettchen, ggf mit einer Wärmflasche. Wenn Hände und Füsse dann warm werden, ist das Fieber ungefähr auf dem Gipfel angekommen. Das Kind fängt an zu schwitzen und schiebt die Decke weg. Dann tut eine vorsichtige Kühlung ggf. gut (Wadenwickel oder eine körperwarme Waschung im Bett). Dies sollte aber nicht zu nächtlichem Streß führen.

Worauf ist bei einem fiebernden Kind zu achten?[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei einem sonst gesunden Kind ist Fieber für sich selber genommen nicht gefährlich (es gerinnt bei knapp über 41°C kein Eiweiß, auch das Gehirn wird nicht geschädigt). Ferner steigt Fieber nie wesentlich höher als knapp über 41°C.

Gefährlich kann aber evt. die verursachende Krankheit sein. Dies gilt es zu erkennen und deshalb ist das Fieber als Symptom ernst zu nehmen. Man erkennt nicht allein an der Fieberhöhe, ob eine Erkrankung gefährlich ist, sondern vor allem an den sonst begleitenden Symptomen. Notfallmäßig (ggf. auch in der Nacht) müssen Sie ihr Kind vorstellen, wenn:

  • seine Hautfarbe schmutzig-grau, sehr blass oder bläulich ist,
  • es keine soziale Kontaktaufnahme mehr erwidert, nicht erweckbar ist oder sofort wieder einschläft, sowie bei schwachem, evt. schrillem, kontinuierlichen Weinen
  • die Atemfrequenz >60/min ist mit mässige bis schwere Einziehungen zwischen den Rippen beim Atmen
  • die Hautspannung deutlich verringert ist
  • wenn es im Alter von 0-3 Monate über 38,5°C und im Alter von 3-6 Monaten über >39,5°C Fieber hat,
  • es nicht wegdrückbare Hautflecken (spontane Einblutungen) hat,
  • die Fontanelle vorgewölbt ist, eine Nackensteifigkeit, epileptische Anfälle, Lähmungen oder Galleerbrechen bestehen.

Sie dürfen Ihr fieberndes Kind einem Arzt vorstellen, wenn Sie die Sitaution nicht mehr selber überblicken oder verantworten wollen. Fieber ist immer ein Symptom und keine Krankheit an sich.

Was sind Fieberkrämpfe?[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

3- 4% der Kinder zwischen dem 0,5 und 5. Lebensjahr können Fieberkrämpfe bekommen: Das Kind wird plötzlich bewusstlos, atmet verändert, wird evt. leicht blau und hat eine schlappe, verkrampfte oder zuckende Muskulatur. Die allermeiste Fieberkrämpfe sind innerhalb von 1-5 Minuten wieder vorbei, ohne das es für das Kind schädlich oder gefährlich war. Bei den Eltern hinterlassen sie aber einen furchtbaren Schreck: Sie können sogar manchmal den Eindruck bekommen, dass ihr Kind stirbt. Unkomplizierte, kurze Fieberkrämpfe hinterlassen keine Folgeschäden. Sollte Ihr Kind einen ersten Fieberkrampf bekommen, der nicht innerhalb der ersten Minuten wieder aufhört, rufen Sie den Notarzt unter 112, der Sie in das nächste Krankenhaus bringt. Fahren sie nicht selber mit einem krampfenden Kind los! Falls der Fieberkrampf rasch von selber aufhörte, können Sie Ihren Kinderarzt telefonisch um Rat fragen, wo Sie Ihr Kind vorstellen sollen. Fieberkrämpfe lassen sich mit Fiebersenkung nicht sicher verhindern.

Wann und wie kann Fieber gesenkt werden?[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Infektionskrankheiten verlaufen in der Regel nicht schneller, wenn das Fieber gesenkt wird (man merkt sie aber vorübergehend weniger). Ganz im Gegenteil: Viele Studien zu diesem Thema zeigen, dass die Infektabwehr bei 40-41°C effektiver läuft als bei 37°C, sodass die fieberverursachenden Krankheiten eher mit weniger Komplikationen und kürzeren Verläufen einhergehen. Ein fieberndes Kind braucht Ruhe, Nähe und ausreichend zu trinken. Anthroposophische oder homöopathische Medikamente helfen dem Organismus evt. mit dem Fieber umzugehen. Sie wirken nicht Fieber unterdrückend.

Wenn eine konventionelle Fiebersenkung dennoch erwünscht ist, z.B. wegen Schmerzen oder im Notfall auf Reisen, eignet sich Ibuprofen (5-10mg/kg Körpergewicht als Einzeldosis, max 30mg/kg Körpergewicht am Tag) am besten. Diese Erfordernis entsteht unabhängig von der Fieberhöhe. Nach Gabe eines fiebersenkenden Mittels schwitzt das Kind vorübergehend, die Körpertemperatur kühlt ab, das Kind fühlt sich dann vorübergehend weniger krank als es ist und nach ca. 6-8h fiebert es mit erneutem frieren und erneut verschlechtertem Allgemeinbefinden wieder auf, sofern die Fieberursache weiter besteht. Wenn Sie ein Fiebermittel geben, rechnen sie bitte mit diesem Verlauf und begleiten Sie ihn mit einer entsprechenden Wärmepflege (aufdecken, zudecken).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Empfohlene Literatur: Soldner/Vagedes Glöckler/Goebel Stellmann