Erich Pattis

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Erich Pattis (* 7. Oktober 1902 in Bozen; † 26. November 1996 in Bozen) war ein Südtiroler Architekt.

Pattis wurde 1902 in Bozen geboren. Der Vater Franz (1855–1928) war leitender Postbeamter in Bozen und erhielt 1912 den Ehrentitel „k.k. Postamtsdirektor“ verliehen.[1] Der Großvater Johann Pattis (1802–1878) stammte aus Tiers und war Wundarzt in Bozen[2], die Großmutter Anna Andergassen (geb. 1809 in Kaltern) war bei ihrem Tod 1902 die älteste Bürgerin Bozens.[3] Der Onkel Karl (Pater Anselm) Pattis (1842–1927) war langjähriger Pfarrer und Ehrenbürger von Marling.[4]

Pattis absolvierte das Gymnasium und studierte zunächst Architektur an der Technischen Hochschule Wien. Er wechselte während des Studiums an die Akademie zur Meisterklasse von Clemens Holzmeister. Nach Abschluss der Studien an der Akademie fand er Anstellung im Stadtbauamt von Mülheim an der Ruhr.

Die Weltwirtschaftskrise brachte die Bautätigkeit praktisch vollständig zum Erliegen, weshalb Pattis näher zur Heimat zurückkehrte und sein Glück zunächst in Innsbruck versuchte. Nach nur mäßigem Erfolg kehrte er nach Bozen zurück und gestaltete mehrere private Bauaufträge. Während der Kriegsjahre des Zweiten Weltkrieges zog Pattis zunächst nach Innsbruck, später nach München. Er wurde zum Kriegsdienst eingezogen und kam nach Russland, in den Kaukasus und auf die Krim. In der Endphase des Krieges kam er nach Bozen, wo ihn die Stadtverwaltung mit städtebaulichen Aufgaben betraute. Im nationalsozialistischen Bozner Tagblatt beklagte er 1944 den alliierten Luftkrieg und die damit einhergehenden Zerstörungen propagandistisch als Terror gegen Kultur und warnte vor der Amerikanisierung.[5]

Pattis betätigte sich auch als Graphiker und Zeichner. Er zeichnete vor allem Objekte der romanischen Architektur und Plastik. Jahrelang arbeitete er an seinem Bildband Christus Dominator, einer Sammlung von Abbildern romanischer Kruzifixe. Pattis war Mitbegründer und 20 Jahre lang Präsident des Südtiroler Künstlerbundes. 1967 wurde er mit dem Walther-von-der-Vogelweide-Preis ausgezeichnet. 1977 wurde er Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. 1981 erhielt er das Ehrenzeichen des Landes Tirol.[6]

  • Johannes Ludwig (Professor, aus München): Architekt Dr.-Ing. Erich Pattis, Träger des Walther-von-der-Vogelweide-Preises 1967. In: Der Schlern 42, Mai 1968 (Heft 5).
  • Josef Weingartner: Die Kunstdenkmäler Südtirols. 7. Auflage, Athesia, Bozen 1991.

Einzelnachweise

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  1. Heimatliches-Auszeichnung des k.k. Oberpostverwalters Franz Pattis. In: Bozner Nachrichten. Nr. 1, 3. Januar 1912, S. 2 (tessmann.it).
  2. Heiratsbuch von Bozen 1798-1829, Eintrag vom 8.1.1828. In: Südtiroler Landesarchiv (Hrsg.): Kirchenbücher Südtirol. S. 557 (findbuch.net).
  3. Heimatliches - Todesfall Anna Pattis. In: Bozner Nachrichten. Nr. 281, 5. Dezember 1902, S. 4 (tessmann.it).
  4. Biografie Anselm Pattis. In: Wiki zur Geschichte des Kloster Muri-Gries. Abgerufen am 1. Juni 2024.
  5. Bozner Tagblatt, Ausgabe vom 10. Juni 1944, S. 3: Terror gegen Kultur. Von Arch. Erich Pattis, Bozen, dz. im Felde (Digitalisat der Landesbibliothek Dr. Friedrich Teßmann).
  6. Die Toten des Schlern: Dr. Arch. Erich Pattis. In: Der Schlern. 1. Dezember 1996, S. 54.
  7. Architektenkammer der Provinz Bozen (Hrsg.): Architektur in Südtirol: 1900 bis heute. Edition Raetia, Bozen 1993, ISBN 88-7283-035-4, S. 192.
  8. Architektenkammer der Provinz Bozen (Hrsg.): Architektur in Südtirol: 1900 bis heute. Edition Raetia, Bozen 1993, ISBN 88-7283-035-4, S. 168.
  9. Architektenkammer der Provinz Bozen (Hrsg.): Architektur in Südtirol: 1900 bis heute. Edition Raetia, Bozen 1993, ISBN 88-7283-035-4, S. 162.
  10. Weingartner, S. 1011
  11. Architektenkammer der Provinz Bozen (Hrsg.): Architektur in Südtirol: 1900 bis heute. Edition Raetia, Bozen 1993, ISBN 88-7283-035-4, S. 137.
  12. Weingartner, S. 447
  13. Weingartner, S. 715
  14. Architektenkammer der Provinz Bozen (Hrsg.): Architektur in Südtirol: 1900 bis heute. Edition Raetia, Bozen 1993, ISBN 88-7283-035-4, S. 348.