Golnar Shahyar

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Golnar Shahyar, Judith Ferstl und András Dés bei der Eröffnung des Central European University Vienna Campus am 15. November 2019

Golnar Shahyar (persisch گلنار شهیار, * 1985 in Teheran, Iran) ist eine iranisch-kanadische Musikerin, die als Komponistin, Sängerin, Gitarristin und Pianistin in mehreren Ensembles bekannt wurde. Sie lebt seit 2008 in Wien und ist sowohl im Bereich der Weltmusik als auch im Jazz und der zeitgenössischen Musik tätig.

Unter anderem trat Shahyar im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins, in der Royal Festival Hall, London, und in der Elbphilharmonie Hamburg auf. Bei ihren Auftritten setzt sie sich auch wiederholt für die feministische Revolution im Iran ein.

Leben und Wirken

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Shahyar stammt aus einer iranischen Familie der Mittelklasse und lebte bis zu ihrem 17. Lebensjahr in Teheran. Danach zog sie mit ihren Eltern nach Toronto, Kanada, wo sie später einen Bachelor in Biologie erwarb. 2008 übersiedelte sie nach Wien und begann dort ein Gesangs- und Gitarrenstudium an der Universität für Musik und darstellende Kunst.[1] Entscheidenden Einfluss bei ihrer künstlerischen Entwicklung zur improvisierten Musik hatte dabei die Jazzmusikerin Elfie Aichinger.[2]

Shahyar bezieht ihre musikalische Inspiration aus verschiedenen Musikkulturen, die von nordafrikanischen und iranischen traditionellen Formen bis zum Jazz und zeitgenössischer Musik reichen.[3] Außer in ihrer Muttersprache Farsi singt sie auch in English, Kurdisch, Türkisch, Spanisch und Ladino, der Sprache der jüdisch-sefardischen Bevölkerung aus dem maurischen al-Andalus. Mit ihrem in persischer Sprache verfassten Protestsong Sagt meiner Mutter, dass sie keine Tochter mehr hat zitierte sie einen Slogan der feministischen Revolution im Iran.[4] Er drückt die Trauer iranischer Mütter aus, deren Kinder Opfer der Unterdrückung im Iran wurden. Im November 2022 wurde diese Komposition live im Wiener Jazzclub Porgy & Bess aufgezeichnet.[5]

Mit dem Gitarristen Mahan Mirarab und dem Perkussionisten Shayan Fathi gründete sie das Weltmusiktrio Sehrang, das ausgehend von iranischer Musik 2014 das Album Dar Lahze veröffentlichte.[6] Weiterhin ist sie mit Mirarab und dem Perkussionisten Amir Wahba auch als Golnar & Mahan Trio aufgetreten, zum Beispiel im Wiener Konzerthaus.[7] Am 15. November 2019 spielte Shahyar zusammen mit der Bassistin Judith Ferstl und dem Schlagzeuger András Dés bei der Eröffnung des Central European University Campus in Wien.

Am 16. November 2022 stand sie beim Woman, Life, Freedom Festival in der Royal Festival Hall, London, auf der Bühne, um zusammen mit anderen iranischen und internationalen Musikerinnen Solidarität mit den Frauen im Iran zu bezeugen.[8] Im Mai 2024 bestritt sie als Gast der NDR Bigband neben dem Klarinettisten Kinan Azmeh ein Set in der Elbphilharmonie Hamburg.[9]

Neben ihren Auftritten und Studioproduktionen als Sängerin und Instrumentalistin ist Shahyar auch als Schauspielerin und Komponistin von Bühnenmusik für Theater, Tanz und zeitgenössisches Musiktheater hervorgetreten.[10][11] Weiterhin wirkte sie in der Saison 2017/2018 als künstlerische Leiterin für das Festival The Female Voice of Iran an der Zeitgenössischen Oper Berlin.[12]

In Zusammenarbeit mit dem Wiener D/ARTS – Projektbüro für Vielfalt und urbanen Dialog setzt sich Shahyar auch für die Vielfalt der musikalischen Szenen in der österreichischen Hauptstadt ein.[13]

Diskografische Hinweise

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  • Dar Lahze mit dem Trio Sehrang, Lotus Records, Wien 2014
  • Sormeh mit Mona Matbou Riahi und Jelena Popržan, Lotus Records 2014
  • Tear Drop, 2022, nominiert für den Deutschen Jazzpreis 2023 als Debut Album des Jahres (international)[14]
  • Shirazi, Aida, et al.: Iranerinnen. In: Musik & Ästhetik. Band 27, Nr. 107, 2023, Stimmen der Gleichheit. Iranische Sängerinnen in einem geschichtlichen Augenblick. Niloufar Nourbakhsh im Austausch mit Shaghayegh Bagheri, Samin Ghorbani und Golnar Shahyar, S. 66–72 (musikundaesthetik.de [PDF]).

Einzelnachweise

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  1. Ganz Wien — They Shoot Music. Abgerufen am 21. Mai 2024 (englisch).
  2. Federico Garcia: A Conversation with Golnar Shahyar. 2021, abgerufen am 30. Mai 2024 (englisch).
  3. Markus Frank: Female Voice of Iran - Festival of Zeitgenössische Oper Berlin. 21. Januar 2017, abgerufen am 22. Mai 2024 (deutsch).
  4. Dilek Ergün: Die Wut in die Welt. 26. Mai 2023, abgerufen am 21. Mai 2024 (deutsch).
  5. Stefan Franzen: Golnar Shahyars Album "Tear Drop" und die Iran-Proteste: "Eine kulturelle und mentale Revolution" | Qantara.de. 12. April 2023, abgerufen am 22. Mai 2024.
  6. Michael Ternai: Sehrang - Dar Lahze. 3. März 2014, abgerufen am 21. Mai 2024 (deutsch).
  7. kulturen in bewegung: Golnar & Mahan Trio. Abgerufen am 21. Mai 2024.
  8. Safi Bugel: ‘Woman, life, freedom!’: British concert shows solidarity with women in Iran amid rising death toll. In: The Guardian. 16. November 2022, ISSN 0261-3077 (theguardian.com [abgerufen am 21. Mai 2024]).
  9. NDR: IMF in der Elphi: NDR Bigband feat. Golnar Shahyar & Kinan Azmeh. Abgerufen am 22. Mai 2024.
  10. Alireza Daryanavard: Ein Staatenloser. Einblicke in die Festung Europa. In: WERK X. Abgerufen am 23. Mai 2024 (deutsch).
  11. Marie-Ève Signeyrole und Keyvan Chemirani: Negar. Deutsche Oper Berlin, 2022, abgerufen am 23. Mai 2024.
  12. Markus Frank: Female Voice of Iran - Festival of Zeitgenössische Oper Berlin. 21. Januar 2017, abgerufen am 23. Mai 2024 (deutsch).
  13. Michael Ternai: „[...] jeder Mensch hat seine eigene Definition von Vielfalt“ – Golnar Shahyar & Zuzana Ernst (D/Arts) im mica-Interview. 30. Mai 2022, abgerufen am 21. Mai 2024 (deutsch).
  14. GERMAN JAZZ PRIZE 2023 The nominees have been selected. In: www.deutscher-jazzpreis.de. 2023, abgerufen am 22. Mai 2024 (englisch).