Ludwig Pasch

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ludwig „Wickerl“ Pasch (* 26. Februar 1919 in Ried im Innkreis; † 9. Mai 2015 ebenda) war ein österreichischer Hauptschullehrer und -direktor, Autor sowie Gründer und Leiter der Innviertler Schulspatzen. Er galt aufgrund seines Wirkens als österreichischer Kulturbotschafter.[1]

Ludwig Pasch wurde geboren als eines von 13 Kindern eines Friseurmeisters und besuchte bis 1937 das k. k. Real- und Obergymnasium in Ried. Als Armenschüler erlebte Ludwig Pasch hautnah die Bewältigung von Not, Angst, Hass in den Menschen seiner Heimat. Nach dem Abitur leistete er zunächst Wehrdienst beim Bundesheer[2] Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht wurde er, damals als Kanzleischreibkraft im Österreichischen Gewerbebund und als Führer von „Jung-Vaterland“ der Vaterländischen Front (VF) in Ried tätig, im März 1938, als Adolf Hitler auf seiner Siegesfahrt über Braunau, Ried und Linz nach Wien reiste, in sogenannte „Schutzhaft“ genommen.[3] In den Kriegstagen des Jahres 1941 heiratete er Lilli Mayer, eine Kaufmannstochter von Ried. Sie bekamen zwei Töchter.[4] Bei Kriegsende geriet er in sowjetische Gefangenschaft.[5] In den 1960er Jahren studierte er an der Universität Salzburg, Philosophie, Sozialpsychologie, Soziologie und Volkskunde. Für seine Dissertation Kulturgeschichtliche und volkhafte Wandlungen im Bezirk Ried im Innkreis wurde er von der Universität Salzburg zum Dr. phil. promoviert. Pasch war viele Jahre als Lehrer oder als Direktor an der öffentlichen Hauptschule Ried tätig.

Musikalisches Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pasch spielte Hackbrett, Violine, Gitarre und Flöte.[6]

Sing- und Tanzgruppe „Jung-Innviertel“

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1945 gründete er eine Gemeinschaft musizierender und tanzender Innviertler. Mit dieser Sing- und Tanzgruppe namens „Jung-Innviertel“ begleitete er noch am 12. Dezember 1959 einen Farbfotovortrag über die Wiener Pfingsttage 1959 in der Bezirksstelle Ried i. I. der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Österreich (SLÖ) mit Liedern und Tänzen aus Österreich und dem Sudetenland.[7]

„Innviertler Schulspatzen“

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Gründung der „Arbeitsgemeinschaft für Volkskultur“ im Oberösterreichischen Volksbildungswerk (OÖ Volksbildungswerk)[8] gründete er 1952 auch das Ensemble „Innviertler Schulspatzen“.[9][10][11] Mit den Innviertler Schulspatzen trat er auch im europäischen Ausland auf und brachte wiederum Volksmusik- und Volkstanzgruppen in seine Heimatstadt.[6]

Er begründete in Ried Mitte der 1950er Jahre auch den „Rieder Dreikönigsritt“ oder das Rieder Dreikönigssingen.[12] Seit ihrer Gründung 1952 nahmen die Schulspatzen auch mehrfach an der Europäischen Trachtenwoche in Neustadt in Holstein teil: 1952, 1954, 1957, 1962, 1969, 1975, 1978 und 1985. 1978 wurde Pasch vom Kuratorium zum Organisationschef dieser Konzertveranstaltung berufen. Beim Festgottesdienst zur Eröffnung dieser europäischen Begegnungsveranstaltung wurde die von ihm komponierte Österreichische Volksliedermesse aufgeführt.[13]

Zum 10-jährigen Bestehen würdigte der Heimatforscher Ernst Burgstaller die Innviertler Schulspatzen mit einem Aufsatz.[14] Anlässlich der vom 21. bis zum 24. Juni 1962 in Ried ausgetragenen Veranstaltungsfolge „Europa in Lied und Tanz“ wurde im Bezirk Ried im Innkreis vom „Interessentenpostamt der ‚Innviertler Schulspatzen‘“ (Veranstalter) ein Sonderpoststempel genutzt.[15] Unter anderem begleitete Pasch musikalisch ab 1975 mit seinen Schulspatzen auch das Erntedankfest in der Rieder Stadtpfarrkirche.[16]

Kompositionen:

Publikationen:

  • Kulturgeschichtliche und volkhafte Wandlungen im Bezirk Ried im Innkreis. [zugl. Diss. und Band 19 der Schriftenreihe des oberösterreichischen Volksbildungswerkes]; Landesverlag, Salzburg 1967. OCLC 1072340646
  • Heimat. Inmitten der Mensch. Moserbauer Druck & Verlag, 2001. ISBN 978-3-900-84771-5
  • Unsere Klosterschule. 150 Jahre Erziehungsarbeit der Franziskanerinnen in Ried im Innkreis. Chronikbuch zur Franziskusschule Ried, Ried i. I. 2012.[17]
  • Der Waldfriedhof der Stadt Ried. Ried i. I. 2013.[18]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Hohe Auszeichnung für einen großen Menschenfreund – „Spatzenvater“ Pasch. In: Tips, 9. September 2008, S. 3. (PDF)
  2. Jahres-Bericht des K.K. Real- und Obergymnasiums in Ried. Am Schlusse des Schuljahres 1936/37. Bundesgymnasium in Ried im Innkreis, 1937, S. 10.
  3. Gottfried Gansinger: Nationalsozialismus im Bezirk Ried im Innkreis. Widerstand und Verfolgung 1938–1945.StudienVerlag, 2016, S. 42, 43, Fn. 72. ISBN 978-3-706-55856-3
  4. Chronikbuch „Unsere Klosterschule – 150 Jahre Erziehungsarbeit der Franziskanerinnen in Ried im Innkreis“. Neue Mittelschule Ried der Franziskanerinnen von Vöcklabruck, Schuljahr 2012/13.
  5. Gerd Rabe: Ludwig Pasch: Sein größter Wunsch ist ein Haus der Kultur-Begegnung. nachrichten.at, 19. März 2009.
  6. a b Weihnachtsausstellung: Die Rieder Stadtkrippe. meinbezirk.at, 23. November 2015.
  7. Bezirksgruppe Ried i. I. In: Sudetenpost, Folge 24, 19. Dezember 1959, S. 7. (PDF)
  8. Die Innviertler Schulspatzen unter der Leitung von Dr. Ludwig Pasch. In: Sieglinde Baumgartner: Chronik der Stadt Ried. Geschichte, Menschen, Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur ab 1857. Moserbauer, Ried i. I. 2007, S. 284.
  9. Vater der Schulspatzen feiert seinen Neunziger. nachrichten.at, 5. März 2009.
  10. Hans Samhaber: Die Innviertler Schulspatzen – Wegbereiter zur Völkerverständigung. In: Der Bundschuh. Schriftenreihe des Museums Innviertler Volkskundehaus. Bd. 5, Ried i. I. 2002, S. 122–126.
  11. Hans Samhaber: Nachruf – Konsulent Dr. Ludwig Pasch (26. Februar 1919 – 9. Mai 2015). In: Der Bundschuh. Schriftenreihe des Museums Innviertler Volkskundehaus. Bd. 18, Ried i. I., 2015, S. 27.
  12. Dietmar Assmann: Weihnachtskrippen in Oberösterreich. Geschichte und regionale Entwicklung von den Anfängen bis in die Gegenwart. [= Ausg. 10 der Kataloge der Oberösterreichischen Landesmuseen]; Hrsg. vom Schlossmuseum Linz, Linz 2003, S. 107. ISBN 978-3-854-74115-2
  13. 1978 – 30. 7. In: Sieglinde Baumgartner: Chronik der Stadt Ried. Geschichte, Menschen, Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur ab 1857. Moserbauer, Ried i. I. 2007, S. 353.
  14. Ernst Burgstaller: 10 Jahre Innviertler Schulspatzen. Oberösterreichischer Kulturbericht, 1962, F. 9.
  15. Sonderpoststempel im Bezirk Ried im Innkreis. Innviertler Briefmarkensammlerverein Ried i. I., S. 2 (PDF)
  16. Anna Burghart: Erntedankfest. In: Pfarrblatt, Ausg. 1, September bis November 2014, Stadtpfarre Peter und Paul, Ried im Innkreis S. 6. (Digitalisat)
  17. Thomas Streif: Ludwig Pasch übergab Chronikbuch über 150 Jahre Klosterschule Ried. meinbezirk.at, 13. Februar 2013.
  18. „Vater Pasch“ – ein Menschenfreund. nachrichten.at, 6. März 2014.
  19. Hoangarten zu Ehren Dr. Ludwig Pasch auf YouTube, Innsat.TV, 21. Oktober 2009.
  20. Katrin Stockhammer: Ludwig Pasch: Gratulation zum 95er. meinbezirk.at, 7. März 2014.
  21. Erwachsenenbildung in Österreich. Bd. 23, Bundesministerium für Unterricht und Kunst, 92, S. 53.
  22. 2002 – Jänner. In: Sieglinde Baumgartner: Chronik der Stadt Ried. Geschichte, Menschen, Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur ab 1857. Moserbauer, Ried i. I. 2007, S. 423.
  23. Auszeichnung für großes Lebenswerk. nachrichten.at, 9. September 2008.
  24. Prof. Hans Samhaber-Plakette verliehen. In: kulturbericht oberösterreich. Monatsschrift der OÖ Kultur. 69. Jahrg., Folge 2, Ausg. 03/15, Land Oberösterreich, S. 18. (PDF@1@2Vorlage:Toter Link/www.raumschale.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.)