Lothar Kosz

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Lothar Kosz, auch Kater Kosz, bis 1989 Lothar Koß (* 30. September 1953 in Stralsund) ist ein deutscher Fotograf.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lothar Kosz wuchs in Stralsund auf. Er absolvierte eine Tischlerlehre und diente von 1975 bis 1978 in der Volksmarine der DDR. Ein Pädagogikstudium brach er ab und arbeitete als Tischler in Rostock.[1]

Kosz war in den 1980er Jahren Mitglied des Fotoklubs „Konkret“, der Betriebsfotogruppe der Warnowwerft Warnemünde, und spezialisierte sich auf Aktaufnahmen. Mehrfach wurden diese von Funktionären für Ausstellungen zensiert, da „sie nicht den sozialistischen Realismus abbildeten“.[1] Fotozirkelleiter Siegfried Wittenburg, der sich für Kosz einsetzte, wurde zeitweilig als Fotozirkelleiter abgesetzt und erhielt Hausverbot im Kulturhaus der Warnowwerft.[2][3]

Kosz stellte einen ersten politisch begründeten Ausreiseantrag, welcher wegen eines angeblichen Formfehlers nicht bearbeitet wurde. Zu dieser Zeit stand er in keinem rechtlichen Arbeitsverhältnis. Anfang 1989 wurde eine staatliche Regelung geschaffen, die es Bürgern der DDR nur dann erlaubte, einen Ausreiseantrag zu stellen, wenn sie in einem Arbeitsverhältnis standen. Nach längerem Bewerben gelang es ihm, eine Halbtagsstelle als Reinigungskraft zu bekommen, nachdem eine bereits vereinbarte Einstellung als Fotograf im Rostocker Bezirksamt für Städtebau infolge der Interventionen des Ministeriums für Staatssicherheit verweigert wurde. Hierauf reichte Kosz seinen zweiten Ausreiseantrag ein.[4] Im Unwissen darüber, dass auf seinen dritten Ausreiseantrag hin zum 30. September 1989 eine „Zustimmung zur Übersiedelung“ erteilt wurde, beging er Republikflucht über die Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Prag. Ebenfalls am 30. September 1989 teilte Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher den über 4 000 Prager Botschaftsflüchtlingen mit, dass ihre Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland möglich geworden sei.[5]

Kosz lebte zunächst elf Jahre in Bremen, wo er als Fotoassistent im Fotoatelier Photo Spektrum in Oyten und später bei Czysty Design arbeitete. Parallel dazu entstanden Aktporträts und Porträtserien wie Die Nachricht vom goldenen Schuss, die in Gruppenausstellungen und ab 1996 auch in Einzelausstellungen präsentiert wurden. Im Jahrbuch der Erotik Mein Heimliches Auge vom konkursbuch Verlag wurden unregelmäßig fotografische Arbeiten, wie auch kurze Texte von ihm publiziert.[6][7] Charakteristisch an Kosz’ Aktaufnamen ist meist der vollständige Verzicht auf Umgebungsdetails und die Konzentration auf ein Minimum an Dargestelltem bis hin zur Reduktion auf eine Lichtkante, was Gundula Sell so beschrieb: „Wenn weibliche Formen fast nur aus Lichtkonturen bestehen, beinahe wie kosmische Himmels-Körper, und wenn dabei doch die Weichheit und Festigkeit des Fleischlichen zugleich spürbar ist, bemerkt man, wie sehr der Fotograf das Vorgefundene verdichtet und umwandelt, um seine Ideen zeigen zu können.“[8]

Seit Januar 2002 wohnt und arbeitet Kosz in Berlin.

Ausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1989: Blickwinkel, Galerie Zebra, Warnemünde (Gruppenausstellung)[9]
  • 1989: XVII. Bezirksfotoschau Rostock (Gruppenausstellung)[10]
  • 1995: Die Farbe Mensch, Kunstkreis Preetz (Gruppenausstellung)
  • 1996: Fotografien von Lothar Kosz, Medienzentrum Walle, Bremen[11]
  • 1999: Erotik – Art – Fotoschau, Wismar (Gruppenausstellung)
  • 2003: Kater Kosz – Die Farbe Mensch, Die Aktgalerie, Berlin[7]
  • 2006: Das schöne Geschlecht, Die Aktgalerie, Berlin
  • 2008: Zwei Klassiker, Die Aktgalerie, Berlin (Doppelausstellung gemeinsam mit Wolf Gutbier)
  • 2009: Fragmente. Kater Kosz, Die Aktgalerie, Berlin
  • 2011: Kater Kosz – Amerikanische Bilder, Stadtteilzentrum MOSAIK
  • 2014: Fremde Frauen, Foto Remise, Berlin

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Thomas Balzer, Siv Stippekohl: Atlas des Aufbruchs – Geschichten aus 25 Jahren Mecklenburg Vorpommern. Christhoph Links Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-86153-847-9, S. 117–120.
  2. Siegfried Wittenburg: Im produktiven Spannungsfeld. In: Fotografie. September 1990, ISSN 0015-8836, S. 348–353.
  3. Solveig Grothe: „Was machen sie denn da?“ In: Spiegel Geschichte. 25. Juni 2010, abgerufen am 5. Mai 2024.
  4. Siegfried Wittenburg: Neues aus Langen Brütz. Nr. 45, April 2019, S. 22 (zeitzeugenbuero.de [PDF]).
  5. Inga Bork: Botschaft aus Prag. In: Norddeutscher Rundfunk. 29. September 2014, abgerufen am 3. Mai 2024.
  6. Skip: Der Fotoklub Konkret. In: Rostocker. November 1992, ISSN 0863-5161, S. 16 f.
  7. a b Kater Kosz »Die Farbe Mensch«. In: Brennpunkt Fotomagazin. März 2003, S. 16.
  8. Gundula Sell, Laudatio zu „Fremde Frauen“, Foto Remise Berlin 2014
  9. Regine Schiermeyer: 6.8.2 Die Fotogruppe »Konkret« des VEB Warnowwerft Warnemünde. In: Greif zur Kamera, Kumpel! Die Geschichte der Betriebsfotogruppen in der DDR. Christoph Links Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-86153-833-2, S. 331–344.
  10. Edith Freund: XVII. Bezirksfotoschau Rostock. Vom 16. bis 24. September 1989 in Rostock. Kultursaal der Post. 1989, S. 36–37.
  11. eb: „Kater Kosz“ im Medienzentrum: Ein urwüchsiger Fotograf stellt sich vor. In: Weser Report. 7. April 1996, S. 6B.