Alegría (Flamenco)

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Die Alegría ist ein Palo des Flamenco, das heißt eine seiner musikalischen und tänzerischen Ausprägungen. Juan Vergillos nennt sie heiter, optimistisch, graziös, humorvoll, dynamisch und verschmitzt.[1]

Die Alegría stammt vermutlich aus Cádiz. Als ihre Vorgänger gelten die populären Jotillas gaditanas, die ihrerseits auf die Jota aragonesa zurückzuführen seien, die im Laufe des spanischen Unabhängigkeitskrieges nach Cádiz gelangte. Einige traditionelle Liedtexte der Alegrías beziehen sich auf diesen Krieg.[1] Auch die Bezeichnung Juguetillo taucht im Kontext der Alegrías gelegentlich auf. So schrieb Demófilo, der erste Sammler von Flamencoversen in seiner Colección de Cantes Flamencos:

«(…) ese infinito número de composiciones, puramente andaluzas, conocidas con el nombre de juguetillos o alegrías.»

„(…) diese unendliche Zahl von Kompositionen, rein andalusisch, unter den Namen Juguetillos oder Alegrías bekannt.“

Demófilo[2]

In der Zeit der Cafés cantantes im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts übernahmen die Jotillas rhythmische Charakteristiken der Soleá.[1] Der älteste Nachweis für den Begriff Alegrías ist für das Jahr 1866 bekannt. Er bezieht sich auf einen Sänger namens Francisco Hidalgo, auch Paco el Gandul oder Paco Botas genannt. Ebenfalls in den 1860er Jahren führten Flamenco-Sänger wie El Quiqui Gesänge auf, die als Cantes alegres tituliert wurden.[2] Die Adaption der alten Volkstänze an den Flamenco wird dem Sänger Enrique Butrón aus Cádiz zugeschrieben.[1] Vermutlich dienten die Alegrías zunächst stets als Begleitung zum Tanz. Der Sänger Enrique el Mellizo soll sie als Erster als Cante por escuchar, als Gesang zum Zuhören interpretiert haben.[3]

Bekannte Interpreten, die die Alegrías im Verlauf seiner Geschichte aufgriffen und weiterentwickelten, waren unter anderen:[4]

Musikalische Charakteristik

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Die Alegría gehört in den traditionellen Kategorisierungssystemen der Flamenco-Palos zur Gruppe der Cantiñas. Die Tonalität ist überwiegend Dur.

Wie bei der Caña, den Bulerías und Soleáres wird der 3., 6., 8., 10. und 12. Schlag eines 12er-Metrums betont (akzentuiert).[5] Dem heiteren Charakter entsprechend, ist der Rhythmus allerdings leichter und anmutiger, als bei der ernsthafteren Soleá.[4] Im Tempo und in der gesanglichen Ausarbeitung kann man die Alegrías zunächst in zwei Kategorien einteilen: Die klassische Form, die auf Enrique el Mellizo zurückgeht, und insbesondere von Aurelio Sellés überliefert wurde, ist im Tempo ruhiger, mit prägnanten und stimmlich elaborierten Gesangszeilen. Vertreter der lebhafteren Form mit aneinander gereihten kurzen Phrasen, war beispielsweise Manolo Vargas.[1] Weitere Differenzierungsmöglichkeiten ergeben sich durch regionale Varianten, wie die Alegrías de Córdoba mit ihrem charakteristischen Wechsel zwischen Strophen in Dur und Moll.

Die Alegría wird meist mit einem sogenannten Farfullo, traditionell mit den gesungenen Silben „tirititrán, trán, trán“ eingeleitet.[6] Die Gesangsstrophen bestehen überwiegend aus Vierzeilern, angereichert durch Variationen und kurze Refrains.[4] Die Themen sind meist heiter.[1]

Eine populäre Alegría ist das folgende Loblied auf die Stadt Cádiz:[7]

A Cai no le llaman Cai,
que le llaman relicario,
porque por patrona tiene
a la Virgen del Rosario.

Y a la mar que te vayas
querido Pepe
por muy lejos que vayas
me voy por verte.

Como reluce mi Cai
mira qué bonito está
sobre un cachito de tierra
que le ha robaíto al mar.

Cuando se entra en Cai
por la bahía
se entra en el paraíso
de la alegría.

In Cádiz nennt man sie nicht Cádiz,
man nennt sie einen Reliquienschrein,
denn als Patronin hat sie
die Jungfrau vom Rosenkranz.

Und wenn du zum Meer gehst
lieber Pepe
egal wie weit du gehst,
werde ich dich sehen.

Wie mein Cádiz glänzt.
Schau, wie schön sie ist,
auf einem Fleckchen Erde,
das sie dem Meer stahl.

Kommt man nach Cádiz
an die Bucht,
so betritt man das Paradies
der Freude.


Die Alegrías sind eine der ältesten Tanzformen des Flamenco.[4] Ende des 19. Jahrhunderts waren sie der festliche Tanz schlechthin,[8] bis sie im 20. Jahrhundert vom Tango flamenco und der Bulería etwas in den Hintergrund gedrängt wurden.

Die Alegrías werden von beiden Geschlechtern getanzt, waren jedoch traditionell eher ein weiblicher Tanzgenre.[9] Sie gelten als technisch anspruchsvoll, erfordert harmonische Führung der Arme, fließende Bewegungen, weiche Fußtechniken, vor allem durch Einsatz der Fußspitzen und vielfältige Tanzfiguren.[9] In der Epoche der Cafés cantantes war es zudem üblich, dass die Tänzerinnen auch sangen, was die anspruchsvolle Darbietung noch schwieriger machte.[8]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Juan Vergillos: Conocer el Flamenco – sus estilos, su historia. Signatura Ediciones de Andalucía, Sevilla 2009, ISBN 978-84-95122-84-1, S. 40 (spanisch).
  2. a b Miguel Ortiz: Alegría. In: Flamenco Viejo. 16. März 2010, abgerufen am 4. Mai 2019 (spanisch).
  3. Ángel Álvarez Caballero: El cante flamenco. Alianza Editorial, Madrid 2004, ISBN 978-84-206-4325-0, S. 120.
  4. a b c d Alegrías. In: Flamencopolis.com. Faustino Núnez, abgerufen am 2. Mai 2019 (spanisch).
  5. Ehrenhard Skiera: Flamenco-Gitarrenschule. Ricordi, München 1973, S. 25 (Verzeichnis der wichtigsten Solostücke für Flamencogitarre).
  6. Hispanoteca Características del Cante jondo. Abgerufen am 10. Oktober 2020 (spanisch).
  7. Didáctica del Flamenco. Unidad de trabajo 14: Cantes de Cádiz. In: Junta de Andalucía. Abgerufen am 4. Mai 2019 (spanisch).
  8. a b José Luis Navarro García: Historia del Baile Flamenco. Volumen I. Signatura Ediciones de Andalucía, Sevilla 2010, ISBN 978-84-96210-70-7, S. 308.
  9. a b Juan Vergillos: Conocer el Flamenco. S. 41.