Anophthalmus hitleri

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Anophthalmus hitleri

Anophthalmus hitleri

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Familie: Laufkäfer (Carabidae)
Unterfamilie: Trechinae
Gattung: Anophthalmus
Art: Anophthalmus hitleri
Wissenschaftlicher Name
Anophthalmus hitleri
Scheibel, 1937

Anophthalmus hitleri ist ein etwa 5 Millimeter langer augenloser, in Höhlen in Slowenien lebender Käfer von brauner Farbe aus der Familie der räuberischen Laufkäfer. Oskar Scheibel (1881–1953), ein österreichischer Käfersammler, der mehrere Exemplare für seine Sammlung erstand und als neue Art erkannte, benannte den Käfer im Jahr 1937 nach Adolf Hitler.[1] Nach den international geltenden Regeln der zoologischen Nomenklatur (International Code of Zoological Nomenclature, ICZN) kann der Name nachträglich nicht geändert werden.

Anophthalmus hitleri erreicht eine Körperlänge von 5 bis 5,5 Millimeter. Er ist rötlichbraun gefärbt und besitzt auf der Oberseite eine kurze, kaum sichtbare Behaarung. Das Männchen ist glänzend, das Weibchen etwas matter.[1]

Der Kopf ist langgestreckt mit langen Mandibeln, gemeinsam mit diesen ist er etwa 1,5-mal so lang wie breit. Die größte Breite hat der Kopf relativ weit vorn und die Seiten sind gleichmäßig gerundet, ohne sich nach hinten backenartig zu verbreitern. Die Stirnfurchen gehen nach hinten stark auseinander. Die Fühler reichen zurückgelegt bis zur Mitte der Flügeldecken. Sie sind schlank und die ersten vier Glieder verhalten sich in der Länge im Verhältnis 4:3:5:5 zueinander.[1]

Der Halsschild ist etwas breiter als der Kopf sowie etwa gleich lang wie breit mit der größten Breite am Ende des ersten Viertels. Es ist nicht herzförmig und die Seiten verengen sich nach hinten geradlinig Der Seitenrand ist fein gerandet und die nur wenig verlängerten Hinterecken sind nicht abgesetzt. Die Basalgrübchen sind breit und tief ausgebildet. Die Beine sind lang und schlank ausgebildet, mit gefurchten Tibien und verbreiterten Oberschenkeln.[1]

Die Flügeldecken sind nicht ganz doppelt so lang wie breit und haben ihre größte Breite leicht hinter der Mitte mit einer Breite, die etwa das 1,5fache des Halsschildes beträgt. Sie sind wenig gewölbt und entlang der Flügelnaht leicht abgeflacht. Der Schulterbereich ist sehr stark abgeschrägt und eingebuchtet. Bis zur Mitte des Deckflägels verläuft der Seitenrand geradlinig und danach bis zum Ende gleichmäßig gerundet. Die Punktierung ist bei den inneren Streifen nur leicht ausgebildet und nimmt nach außen weiter ab. In der dritten Reihe befinden sich drei Borstenpunkte, wobei der erste im ersten Fünftel, der zweite etwa in der Mitte und der letzte im hinteren Neuntel der Flügeldecke liegt.[1] Wie bei den meisten Insekten spielt die Form des Aedeagus („Penis“) eine besondere Rolle für die Klassifizierung. Der Aedeagus von Anophthalmus hitleri ist sehr kräftig und „plump“ ausgebildet. Er verengt sich abrupt zur Spitze, die etwas aufgebogen ist.[1]

Lebensweise und Vorkommen

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Über die Lebensweise von Anophthalmus hitleri gibt es kaum Informationen. Es handelt sich um einen räuberisch lebenden Laufkäfer, der als troglobionte Art ausschließlich in Höhlen lebt. Entsprechend besitzt er einige typische Merkmale von Höhlenbewohnern (troglomorphe Merkmale) wie die fehlenden Augen oder die helle Färbung. Er ist endemisch in den carbonatreichen Höhlensystemen Sloweniens.[2]

Nach Scheibel 1937 „bewohnt“ die Art das Hügelland nördlich der Sann (Savinja) zwischen Praßberg (Mozirje) und Cilli (Celje) und grenzt damit östlich an das Verbreitungsgebiet von Anophthalmus bernhaueri und an das von Anophthalmus schaumi im Norden und Westen.[1] Das erste Exemplar der Art, ein Männchen, wurde 1932 in einer Höhle namens „Steska jama“ nördlich von Žalec gefangen. Weitere Exemplare, die in der Erstbeschreibung erwähnt sind (Typus-Exemplare), stammen aus Fängen der Jahre 1932 und 1937 in Höhlen namens Josefistollen und Barbara bei Mozirje, Polzela und Žalec.[1]

Der Gattungsname Anophthalmus bedeutet „augenlos“ und bezieht sich auf dieses anatomische Merkmal des Tieres. Zur Wahl des Artepithetons hitleri schreibt Scheibel im letzten Satz seiner Erstbeschreibung: Dem Herrn Reichskanzler Adolf Hitler als Ausdruck meiner Verehrung zugeeignet.[1]

Durch die politische Entwicklung in Deutschland während der Zeit des Nationalsozialismus, die im Holocaust sowie dem Zweiten Weltkrieg gipfelte und für die Hitler die Verantwortung trug, geriet die Benennung mehrfach in die Diskussion. Doch nach den international geltenden Regeln der zoologischen Nomenklatur (International Code of Zoological Nomenclature, ICZN) kann der Name nicht geändert werden, da hier die Prioritätsregel für die Erstbenennung gilt.[3]

In Medienberichten wird der Käfer gelegentlich „Hitlerkäfer“ genannt. Dabei handelt es sich nicht um einen gebräuchlichen Trivialnamen, sondern um ein medienwirksames Schlagwort. Einen etablierten deutschen Trivialnamen hat Anophthalmus hitleri nicht.

Aufgrund seines Namens ist Anophthalmus hitleri ein gefragtes Sammlerobjekt, wobei es sich bei den Interessenten weniger um klassische Insektensammler handelt, denen es um auffällige Merkmale oder die Ästhetik des Tieres geht, sondern um Sammler von Nazi-Memorabilien. Dadurch ist der Käfer bedroht.[4] Der Sammlerwert der Tiere ist hoch, einzelne Sammler zahlen mehr als 1000 Euro für ein Exemplar und viele Käfer wurden aus Museumssammlungen gestohlen.[4]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i Oscar Scheibel: Ein neuer Anophthalmus aus Jugoslawien. In: Entomologische Blätter. Band 33, Heft 6. Berlin 1937, S. 438–440 (zobodat.at [PDF; 1,2 MB; abgerufen am 24. Juli 2022]).
  2. Tone Novak: Terrestrial fauna from cavities in northern and central Slovenia, and a review of systematically ecologically investigated cavities. In: Acta carsologica. Band 34, Nr. 1, 15. Februar 2005, S. 169–210, doi:10.3986/ac.v34i1.285 (englisch, archive.org [PDF; 1,3 MB; abgerufen am 24. Juli 2022]).
  3. Rose George: A beetle called Hitler. In: Independent. 13. April 2002 (englisch, archive.org [abgerufen am 24. Juli 2022]).
  4. a b Hitler lebt in einer Höhle in Slowenien. In: FAZ.NET. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. August 2006, abgerufen am 24. Juli 2022.