Berno von Reichenau

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Berno von Reichenau (* um 978; † 7. Juni 1048 in Reichenau) war von 1008 bis 1048 Abt des Klosters Reichenau.

Herkunft und Namen

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Sein Geburtsdatum ist ebenso unbekannt wie seine soziale Herkunft. Vermutlich stammte er aus einer Familie aus dem Lothringischen und war als Oblate ins Kloster Prüm gegeben worden.[1] Vor seinem Abbatiat war er Mönch im Kloster Fleury und erhielt dort seine Ausbildung durch Abbo von Fleury.

Die Zufügung des Schluss-o in seinem Namen ist vermutlich der späteren Latinisierung seines Namens geschuldet, denn er selbst hat sich immer nur Bern genannt und wurde von Zeitgenossen auch vornehmlich so geschrieben.[2]

Grabplatte des Abts Berno von Reichenau vor dem Markusaltar im Reichenauer Münster

Bern wurde 1008 durch König Heinrich II. zum Abt des Klosters Reichenau ernannt und von Bischof Lambert von Konstanz geweiht. Er folgte damit dem Reformabt Immo, der wahrscheinlich aufgrund seiner zu strengen Auslegung der Benediktinerregel von den Mönchen abgelehnt wurde. Die Führung des Klosters unter Bern war liberaler, gleichwohl wurde die Reform des Klosters fortgesetzt. Das Kloster erlebte unter seiner Leitung eine sowohl wirtschaftliche als auch wissenschaftliche Blütezeit.

Er gilt neben Hermann dem Lahmen, dessen Lehrer und Förderer er war, als einer der vielseitigsten Gelehrten seiner Zeit. Neben zahlreichen musiktheoretischen, liturgischen, theologischen und komputistischen Schriften, verfasste er auch mehrere Offizien und Hymnen sowie eine hagiographische Vita des heiligen Ulrich von Augsburg.

Seine Abhandlung über Magie und Astrologie (De Nigromantia), im Wesentlichen eine Kompilation von Texten anderer frühmittelalterlicher Autoren und von Kirchenvätern, mit ähnlichen Ansichten wie in anderen frühmittelalterlichen Traktaten zur Dämonologie (Hrabanus Maurus, Ælfric von Eynsham, Hinkmar von Reims, Agobard von Lyon), wurde 1934 von Arno Durch in der British Library entdeckt (Harleianus 3668, um 1513, für den Humanisten Konrad Peutinger geschrieben), aber erst 2016 von Benedikt Marxreiter in seiner Dissertation herausgegeben. Peutinger sammelte damals Überlieferung von der Abtei Reichenau und hatte dabei Hilfe von einem Augsburger Schreiber, der auch diese Abschrift verfasste. Die nur in diesem Text überlieferte Handschrift von Berno von Reichenau ist Erzbischof Poppo von Trier gewidmet.[3]

Politisch unterhielt Bern enge Verbindungen zu Heinrich II., Konrad II. und Heinrich III. Er nahm 1014 an Heinrichs II. und 1027 auch an Konrads II. Kaiserkrönung teil und begleitete Heinrich II. 1021/22 auf dessen dritten Romzug. Seine besondere Nähe und das enge Vertrauensverhältnis zu den Herrschern lässt sich auch anhand der zahlreich überlieferten Briefe Berns an Heinrich II. und Heinrich III. sowie an der Tatsache festmachen, dass er Letzterem seine gesammelten Werke widmete.[4][5]

Abt Bern veranlasste den Westausbau der Abteikirche St. Maria und Markus für die Ausstellung und Verehrung der Markus-Reliquien und konnte der Einweihung durch den Konstanzer Bischof Theoderich am 24. April 1048 noch selbst beiwohnen. Während seiner Amtszeit wurden außerdem die für die Grafen von Nellenburg als Grablege gedachte Laurentiuskapelle sowie eine dem heiligen Adalbert geweihte Kirche, deren Fertigstellung er jedoch nicht mehr erlebte, erbaut.[6]

Bern starb am 7. Juni 1048 und fand in der Vierung des von ihm erbauten Westquerhauses des Reichenauer Münsters seine letzte Ruhestätte.

Er ist Namensgeber der Abt-Berno-Straße auf der Insel Reichenau.

  • Anja Bayer, Bertram Jenisch: Die Grabgewänder des Abtes Berno von Reichenau († 1048). Untersuchungen der Abegg-Stiftung Riggisberg. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 39. Jg. 2010, Heft 3, S. 176–183 (PDF).
  • Niels Becker: Bern von Reichenau. De nigromantia seu divinatione daemonum contemnenda sowie drei Predigten (de pascha, in epiphania Domini, in caena Domini). Edition, Übersetzung, Kommentar (Editiones Heidelbergenses 36). Heidelberg: Winter 2017, ISBN 9783825368388.
  • Dieter Blume: Bern von Reichenau (1008–1048): Abt, Gelehrter, Biograph. Ein Lebensbild mit Werkverzeichnis sowie Edition und Übersetzung von Berns Vita S. Uodalrici (= Konstanzer Arbeitskreis für Mittelalterliche Geschichte: Vorträge und Forschungen; Sonderband 52). Thorbecke, Ostfildern 2008, ISBN 978-3-7995-6762-6 (Digitalisat).
  • Benedikt Marxreiter: Bern von Reichenau. De nigromantia seu divinatione daemonum contemnenda. Edition und Untersuchung (Monumenta Germaniae Historica. Studien und Texte, Bd. 61). Wiesbaden: Harrassowitz 2016, ISBN 978-3-447-10747-1 (Besprechung).
  • Roland Rappmann, Alfons Zettler: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen Mittelalter (Archäologie und Geschichte 5). Thorbecke, Sigmaringen 1998, ISBN 3-7995-7355-0.
  • Alexander Rausch: Bern von Reichenau und sein Einfluß auf die Musiktheorie. In: Mittelalterliche Musiktheorie in Zentraleuropa, hrsg. v. Walter Pass u. Alexander Rausch. Tutzing, 1998, S. 133–150 (Musica medievalis Europae occidentalis, 4).
  • Alexander Rausch: Die Musiktraktate des Abtes Bern von Reichenau. Tutzing, 1999 (Musica medievalis Europae occidentalis, 5).
  • Jane Warburton: Questions of Attribution and Chronology in Three Medieval Texts on Species Theory. In: Music Theory Spectrum, Vol. 22, No. 2 (Autumn, 2000), S. 225–235 (bespricht Autorschaft von 3 dem Berno zugeschriebenen Musiktraktaten).
  • Joachim Wollasch: Die Mönchsgemeinschaft der Reichenau unter Abt Bern (1008−1048). In: Erbe und Auftrag 81 (2005), S. 457–471.

Nachschlagewerke

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Einzelnachweise

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  1. Dieter Blume: Bern von Reichenau (1008–1048): Abt, Gelehrter, Biograph. Ein Lebensbild mit Werkverzeichnis sowie Edition und Übersetzung von Berns Vita S. Uodalrici. Thorbecke, Ostfildern 2008, ISBN 978-3-7995-6762-6, S. 58.
  2. Dieter Blume: Bern von Reichenau (1008–1048): Abt, Gelehrter, Biograph. Ein Lebensbild mit Werkverzeichnis sowie Edition und Übersetzung von Berns Vita S. Uodalrici. Thorbecke, Ostfildern 2008, ISBN 978-3-7995-6762-6, S. 62–63.
  3. Klaus Graf, De nigromantia, Archivalia, 8. April 2017
  4. Konrad Beyerle: Von der Gründung bis zum Ende des freiherrlichen Klosters (724–1427). In: Konrad Beyerle (Hrsg.): Die Kultur der Abtei Reichenau. Erinnerungsschrift zur zwölfhundertsten Wiederkehr des Gründungsjahres des Inselklosters 724–1924. 1. Teilband. Verlag der Münchner Drucke, München 1925, S. 55–212, hier S. 113.
  5. Dieter Blume: Bern von Reichenau (1008–1048): Abt, Gelehrter, Biograph. Ein Lebensbild mit Werkverzeichnis sowie Edition und Übersetzung von Berns Vita S. Uodalrici. Thorbecke, Ostfildern 2008, ISBN 978-3-7995-6762-6, S. 75–79.
  6. Konrad Beyerle: Von der Gründung bis zum Ende des freiherrlichen Klosters (724–1427). In: Konrad Beyerle (Hrsg.): Die Kultur der Abtei Reichenau. Erinnerungsschrift zur zwölfhundertsten Wiederkehr des Gründungsjahres des Inselklosters 724–1924. 1. Teilband. Verlag der Münchner Drucke, München 1925, S. 55–212, hier S. 116.
VorgängerAmtNachfolger
ImmoAbt von Reichenau
1008–1048
Ulrich I.