Codex Arundel

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Codex Arundel, mit Entwurf einer Tauchermaske

Der Codex Arundel (Signatur der British Library: Arundel 263) ist eine gebundene Sammlung von Blättern mit Notizen, Skizzen und Zeichnungen von Leonardo da Vinci (1452–1519), hauptsächlich aus den Jahren zwischen 1480 und 1518. Der Codex enthält eine Reihe von Abhandlungen über verschiedene Themen, darunter Mechanik und Geometrie.

Seinen Namen erhielt der Codex durch den Earl of Arundel, der ihn im frühen 17. Jahrhundert in Spanien erwarb.

Die Handschrift enthält 283 Blätter, meist im Format von etwa 22 cm × 16 cm[1]; lediglich einige wenige Blätter sind leer. Der Kodex ist eine Sammlung von Leonardos Manuskripten aus einer Zeitspanne von fast 40 Jahren, von 1480 bis 1518, die fast sein gesamtes künstlerisches Leben umfasst.[2]

Der Kodex enthält kurze Abhandlungen, Notizen und Zeichnungen aus einer Vielzahl von Themen wie Mechanik, Geometrie und dem Vogelflug. Aus Leonardos Text geht hervor, dass er die Seiten mit der Absicht sammelte, sie gegebenenfalls zu veröffentlichen.[1] Üblicherweise begann Leonardo für jedes Thema und Unterthema eine neue Seite, sodass die fortlaufende Folge der Blätter eine geschlossene Abhandlung über das jeweilige Thema und seiner Einzelaspekte bildete.

Diese Anordnung ist später durch Buchbinderarbeiten verloren gegangen, da die Blätter in veränderter Reihenfolge wieder zusammengesetzt wurden. Die Trennung der Themen in mehrere Abschnitte lässt heute die Anordnung der Seiten zufällig erscheinen.[1]

Über die frühe Geschichte des Kodex ist wenig bekannt. Nach Leonardo da Vincis Tod im Jahr 1519 gingen alle seine Aufzeichnungen in die Hände seines Schülers Francesco Melzi (um 1491/92 – um 1570). Dessen Erben lösten den Nachlass Leonardos auf. Die Manuskripte wurden verkauft, auch als einzelne Blätter, und das wertvolle Material wurde verstreut.

Das Manuskript wurde in den 30er Jahren des 17. Jahrhunderts von Thomas Howard, 21. Earl of Arundel (1585–1646), Kunstsammler und Politiker, erworben. Der Royal Society wurde es im Jahr 1667 durch Henry Howard, 6. Duke of Norfolk (1628–1684), vorgestellt.[1] Das Manuskript wurde erstmals im Jahre 1681 katalogisiert, als wissenschaftliches und mathematisches Manuskript.[3]

Das British Museum erwarb den Kodex im Jahre 1831 von der Royal Society, zusammen mit über fünfhundert weiteren Handschriften der Arundel-Sammlung. Es wurde vom British Museum im Jahre 1834 katalogisiert und befindet sich heute unter der Signatur Arundel 263 im Bestand der British Library.

Im Jahr 2007 wurde das Manuskript als Teil des Projekts „Turning the Pages“ der British Library digitalisiert und als Digitalisat in einer Online-Version zur Verfügung gestellt.[4]

  • Emma Dickens (Hrsg.): Das da Vinci Universum – Die Notizbücher des Leonardo, Ullstein Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-548-36874-3, ab 2007: ISBN 978-3-548-36874-0
  • Philip Howard: The British Library: A Treasure House of Knowledge, Scala Publishers, London 2008, englisch
  • Theodor Lücke (Hrsg.): Leonardo da Vinci: Tagebücher und Aufzeichnungen, 3. Aufl., Paul List Verlag, Leipzig 1953
  • Charles Nicholl: Leonardo da Vinci – Die Biographie. S. Fischer, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-10-052405-8
  • Martin Kemp: Leonardo, C. H. Beck, München 2005, ISBN 978-3-406-53462-1
  • Carlo Pedretti: Leonardo da Vinci on Painting. University of California Press, Berkeley and Los Angeles 1964 (Digitalisat).
  • Carlo Pedretti (Hrsg.): Leonardo da Vinci, Il Codice Arundel 263 nella British Library, Giunti, Florenz 1998, italienisch
  • H. Anna Suh (Hrsg.): Leonardo da Vinci: Skizzenbücher, Parragon Books, Bath 2007, ISBN 1-4054-6499-2
Commons: Codex Arundel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d Katrina Dean: Keeping books of nature: An introduction to Leonardo da Vinci’s Codices Arundel and Leicester (Memento vom 11. Juli 2019 im Internet Archive; PDF; 220 KB, englisch)
  2. Carlo Pedretti: Introduction to Leonardo's Codex Arundel (Memento vom 7. Dezember 2019 im Internet Archive; PDF; 172 KB, englisch)
  3. Librorum Manuscriptorum Bibliotechae Norfociane in Collego Greshamensi. In: Catalogi Manuscriptorum Angliae, 1697, Band 2, 74–84, Nr. 254.
  4. armadillosystems.com: Turning the Pages (Memento vom 29. Juli 2013 im Internet Archive) (englisch)