Fritz Elsas

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Stolperstein vor dem Haus, Patschkauer Weg 41, in Berlin-Lichterfelde
Berliner Gedenktafel am Haus, Patschkauer Weg 41, in Berlin-Lichterfelde

Fritz Julius Elsas (* 11. Juli 1890 in Cannstatt; † 4. Januar 1945 im KZ Sachsenhausen) war ein deutscher Politiker (DDP/DStP) und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Herkunft und Familie

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Sein Vater war der Textilunternehmer Julius Elsas (geb. 1856 in Ludwigsburg), seine Mutter war Bertha geb. Lindauer. Sie wurde 1864 in Jebenhausen geboren, ihr Vater Salomon Lindauer war ebenfalls Textilfabrikant in Cannstatt.[1] Über seinen Großonkel Benedikt Elsas (1816–1876) aus Aldingen ist er mit dem Ludwigsburger Stadtrat Max Elsas (1858–1942) und dem Karlsruher Kaufmann Martin Elsas (1872–1939) verwandt.

Fritz Elsas studierte in München, Berlin und Tübingen Jura und wurde 1912 mit einer Arbeit über Die Ausnahmetarife im Güterverkehr der preußisch-hessischen Eisenbahngemeinschaft zum Doktor der Staatswissenschaften promoviert.[2] Zu Beginn des Ersten Weltkriegs meldete sich Elsas als Freiwilliger, wurde aber aufgrund einer starken Sehbehinderung ausgemustert. Von August 1914 bis zum 30. Januar 1915 arbeitete er in der Handelskammer in Stuttgart. Er entwarf ein System der Nahrungsmittelversorgung, das reichsweit zum Vorbild wurde. Ab dem 1. Februar 1915 war er bei der Stadt Stuttgart beschäftigt, zuletzt als Direktor des städtischen Lebensmittelamts mit acht Abteilungen und über 200 Mitarbeitern.[3]

1919 wurde er Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) und Stadtrat in Stuttgart. Obwohl er bereits während seines Studiums zum evangelischen Glauben konvertiert war, sah er sich antisemitischen Angriffen ausgesetzt und verzichtete deswegen 1921 auf eine Kandidatur zum Oberbürgermeister. 1924 wurde er Abgeordneter des Württembergischen Landtags.

1926 wurde er zum Vizepräsidenten des Deutschen und Preußischen Städtetags berufen und zog nach Berlin. Im April 1931 wählten ihn die Berliner Stadtverordneten zum Bürgermeister.

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten Anfang 1933 kam er seiner bevorstehenden Absetzung zuvor, indem er ein Urlaubsgesuch einreichte. Wegen seiner jüdischen Herkunft wurde er im selben Jahr in den Ruhestand versetzt. Zunächst arbeitete er als Wirtschafts- und Devisensachverständiger. 1937 wurde er festgenommen und saß wegen ihm unterstellter Devisenvergehen fünf Monate in Untersuchungshaft.

Seit 1934 hatte Elsas Kontakt zu einer liberalen Widerstandsgruppe um Landgerichtsrat Ernst Strassmann in Berlin und den Kaufmann Hans Robinsohn in Hamburg. Darüber hinaus hatte er Verbindungen zum früheren Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler. Er verfasste eine Proklamation, mit der Goerdeler nach dem geplanten Attentat vom 20. Juli 1944 auf Hitler die Öffentlichkeit informieren wollte. Elsas sollte nach einem gelungenen Attentat Leiter der Reichskanzlei werden.

Grabmal des Fritz Julius Elsas auf dem Pragfriedhof in Stuttgart

Nach dem Scheitern des Attentats im Juli 1944 versteckte er Goerdeler. Am 10. August 1944 wurde Elsas von der Gestapo verhaftet und gefoltert. Vier Monate verbrachte er im Berliner Zellengefängnis Lehrter Straße. Im Dezember 1944 wurde er in das Konzentrationslager Sachsenhausen verschleppt und dort ohne Gerichtsverfahren erschossen.

Seine Frau Marie, der Sohn und beide Töchter wurden in den Lagern Buchenwald und Ravensbrück in Sippenhaft genommen, der Nachlass konfisziert. Marie starb im Alter von 82 Jahren, am 16. Juni 1968. Auf Marie Elsas’ Grabstein wurde auch der Name ihres Mannes eingraviert. Der Grabstein liegt auf dem Pragfriedhof in Stuttgart.[4]

Elsas war mit Theodor Heuss befreundet. Seine Tochter Hanne heiratete im August 1945 Heuss’ Sohn Ernst Ludwig.

Schild der Fritz-Elsas-Straße in Stuttgart

In Stuttgart wurde schon im Jahre 1946 die Gartenstraße, die den Berliner Platz mit dem Rotebühlplatz verbindet, in Fritz-Elsas-Straße umbenannt. Außerdem wurde 1954 eine Straße in Berlin-Schöneberg nach ihm benannt.

Der FDP-Kreisverband Oberhavel erinnert alljährlich im Januar durch Kranzniederlegung im ehemaligen KZ Sachsenhausen an Fritz Elsas.

Am 11. Juli 2020 wurde an seinem ehemaligen Wohnort, Berlin-Lichterfelde, Patschkauer Weg 41, eine Berliner Gedenktafel enthüllt.

  • Verein Aktives Museum: Vor die Tür gesetzt – Im Nationalsozialismus verfolgte Berliner Stadtverordnete und Magistratsmitglieder 1933–1945, Berlin 2006, ISBN 978-3-00-018931-9, S. 179 f.
  • Fritz Elsas: Ein Demokrat im Widerstand. Zeugnisse eines Liberalen in der Weimarer Republik. Hrsg. von Manfred Schmid, Bleicher Verlag, Gerlingen 1999, ISBN 3-88350-664-8.
  • Eckhard Hansen, Florian Tennstedt (Hrsg.) u. a.: Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945. Band 2: Sozialpolitiker in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus 1919 bis 1945. Kassel University Press, Kassel 2018, ISBN 978-3-7376-0474-1, S. 42 f. (Online, PDF; 3,9 MB).
  • Fritz Elsas: Auf dem Stuttgarter Rathaus 1915–1922. Erinnerungen. Hrsg. von Manfred Schmid, Klett-Cotta, Stuttgart 1990, ISBN 3-608-91331-9.
  • Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S. 176.
  • Jörg Thierfelder: Fritz Elsas. In: Joachim Mehlhausen (Hrsg.): Zeugen des Widerstands. Mohr, Tübingen 1996, ISBN 3-16-146535-0.
  • Manfred Schmid: Ein Demokrat im Widerstand. In Gedenken an Fritz Elsas (1890–1945). In: Schwäbische Heimat. Bd. 56 (2015), Nr. 3, S. 295–300 (https://doi.org/10.53458/sh.v66i3.1047).
  • Manfred Schmid: Fritz Elsas. Ein Cannstatter Jude im Widerstand gegen Hitler. In: Angela Borgstedt u. a. (Hrsg.): Mut bewiesen. Widerstandsbiographien aus dem Südwesten (= Schriften zur politischen Landeskunde Baden-Württembergs, Bd. 46), Stuttgart 2017, ISBN 978-3-945414-37-8, S. 39–48.
Foto

bei Maria Zelzer: Weg und Schicksal der Stuttgarter Juden. Ein Gedenkbuch. Klett, Stuttgart 1964, S. 444.

Commons: Fritz Elsas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Joachim Hahn: Steigfriedhof, israelitischer Teil. In: Stadtarchiv Stuttgart (Hrsg.): Friedhöfe in Stuttgart. Band 4. Klett-Cotta, Stuttgart 1995, ISBN 3-608-91638-5, S. 55 f.
  2. Immo Eberl, Helmut Marcon (Bearb.): 150 Jahre Promotion an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen. Biographien der Doktoren, Ehrendoktoren und Habilitierten 1830–1980 (1984). Stuttgart 1984, S. 143 (Nr. 462).
  3. Staatsanzeiger, Nr. 1 vom 16. Januar 2009, S. 56.
  4. Manfred Schmid: Fritz Elsas. Ein Cannstatter Jude im Widerstand gegen Hitler. Hrsg.: Angela Borgstedt, Sibylle Thelen und Reinhold Weber. 1. Auflage. Band 1, Nr. 1. Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (12. Oktober 2017), Stuttgart 2017, ISBN 978-3-945414-37-8, S. 48 (lpb-bw.de [abgerufen am 19. Juli 2019]).