Grillenburg (Tharandt)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Grillenburg
Stadt Tharandt
Koordinaten: 50° 57′ N, 13° 30′ OKoordinaten: 50° 57′ 10″ N, 13° 30′ 26″ O
Höhe: 375 m
Fläche: 43,12 km²
Einwohner: 110
Bevölkerungsdichte: 3 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1973
Eingemeindet nach: Kurort Hartha
Postleitzahl: 01737
Vorwahl: 035202
Karte
Lage von Grillenburg in Tharandt
Ortsansicht Grillenburg 1923
Ortsansicht (Ausschnitt) mit Gasthof (1829), Schmiede (1785) und Chausseehaus (1826), im Vordergrund Schnitter, aus Sachsens Kirchen-Galerie von Hermann Schmidt, 1838, Bd. 2.
Ehem. Schmiede 1980
Pferdekutsche an der alten Schmiede und dem ehem. Chausseehaus 2008
Jagdschloss
Historisches Spritzenhaus von 1852
Postkutsche im Schlosshof
Ortstafel zur Staatsforstgrenze am Grunder Weg
Denkmale von 1928 und 2015 für die Gefallenen des Ersten bzw. Zweiten Weltkrieges sowie ehem. kleine Glocke der Tharandter Bergkirche von 1920 am Gasthaus Zur Alten Schule
Tharandter Postmeistersäule an der Promenade
Königlich-sächsischer Ganzmeilenstein am Zentralparkplatz

Grillenburg ist ein Ortsteil der Ortschaft Kurort Hartha in der sächsischen Stadt Tharandt im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und bildet eine eigene Gemarkung, die – bis auf das ehemalige Lehrforstrevier Tharandt – auch den Tharandter Wald umfasst (Tharandt-Grillenburger Wald). Auf der Gemarkung Grillenburg befinden sich die vermutete Wüstung Alt-Naundorf sowie der Hetzdorfer Glasschmelzplatz.

Grillenburg liegt im Zentrum des Tharandter Waldes. Die am nächsten gelegenen Gemeinden sind Klingenberg und Colmnitz im Süden und Kurort Hartha im Nordosten.

Bei Grillenburg kommt der Grillenburger Sandstein vor, der zu den Niederschönaer Schichten der Elbsandsteine zählt.

Auf der Grillenburger Lichtung wurde von 1554 bis 1558 auf älteren Grundmauern des 13. Jahrhunderts eine Jagdhausanlage als Sitz des Amtes Tharandt-Grillenburg erbaut. Der Ort entstand erst durch Ansiedlung 1780 auf Betreiben des örtlichen Oberforst- und Wildmeisters als Landgemeinde. 1837 war Grillenburg nach Dorfhain eingepfarrt, heute gehört es zur Pfarre Tharandt. Auch die Schule befand sich bis zum Bau eines eigenen Gebäudes (1877) in Dorfhain. Bis 1827 gehörte Grillenburg zum Amt Grillenburg und ab 1856 zum Gerichtsamt Tharandt.[1] Seit 1875 gehörte Grillenburg zur Amtshauptmannschaft Dresden und ging während der Kreisreform 1952 in den Kreis Freital (später Landkreis) über. Am 1. Januar 1973 wurde Grillenburg per Gesetz nach Kurort Hartha eingemeindet[2] und als Erholungsort staatlich anerkannt. 1994 wurde Grillenburg Teil des aus Landkreis Freital und Landkreis Dippoldiswalde gebildeten Weißeritzkreises. 1999 wurde Grillenburg per Gesetz Teil der Ortschaft Kurort Hartha und Ortsteil der Stadt Tharandt. 2008 ging Grillenburg in den Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge über und im Dezember 2010 erfolgte die erneute staatliche Anerkennung als Erholungsort, was bis 2023 Bestand hatte. 2014 nahm Grillenburg erfolgreich am Kreiswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft teil.

Namensgeschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1557 war Grillenburg als Gryllenburg bekannt bzw. 1560 als Grüllenburg, 1564 als Grillenberg. Ab 1592 wurde der Ort als Grillenburgk oder Nawbaw erwähnt und 1660 wieder als Grüllenburg. 1791 hieß es Grillenberg und wurde schließlich 1875 wieder als Grüllenburg bezeichnet. Der Ortsname leitet sich nach einem Gedicht von 1558 davon her, dass sich dort der Kurfürst August I. von Sachsen als Bauherr der Jagdhausanlage Grillenburg auf der Jagd seine Grillen im Sinne von Sorgen nach dem Tod seines Bruders Moritz vertreiben wollte.

Entwicklung der Einwohnerzahl

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahr Einwohnerzahl
1816 6 Häusler
1834 79
1871 141
1890 168
1910 190
1925 161
1939 175
1946 265
1950 311
1964 310
2013 111
2017 120

Feuerlöschwesen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das historische Spritzenhaus am Schlossteich in Grillenburg beherbergte einst eine der drei Grillenburger Feuerwehren. Im Jahr 1803 schaffte die Gemeinde ihre erste Feuerspritze an, die im Jagdhaus untergestellt wurde und dort 1806 ihr erstes Spritzenhaus erhielt. Ab dem Jahr 1837 standen auch der Revierförsterei Grillenburg (Seerenteichstraße 13) und ab 1843 der Chausseegeld-Einnahme (Hauptstraße 14) aufgrund der unterschiedlichen Zuständigkeiten je eine eigene Handdruckspritze zur Verfügung. Grillenburg dürfte damit eine feuerwehrgeschichtliche Einmaligkeit darstellen, denn der Ort hatte damals nur 79 Einwohner und drei Feuerwehren.

Das restaurierte Spritzenhaus der Feuerwehr entstand 1852 und dient heute als Lager für den Pächter des Gondelbetriebes auf dem Schlossteich. Die historische Inschrift Feuerwehr zu Grüllenburgk. 1852. erinnert daran, dass der Ort erst seit 1895 amtlich Grillenburg heißt. Eine Handdruckspritze aus der Zeit um 1900 als Dauerleihgabe des Staatsforstbetriebes erinnert bis heute im Ort an die Anfänge des Feuerlöschwesens. 1942 wird erstmals die Pflichtfeuerwehr erwähnt, die man 1948 mit einem Tragkraftspritzenanhänger (TSA) ausrüstete und 1949 in eine Freiwillige Feuerwehr umwandelte.

Die Technik der auch nach der Gemeindegebietsreform weiter bestehenden Kommandostelle der Feuerwehr Grillenburg bestand bis 2014 aus einem neueren TSA von 1972 mit einer Tragkraftspritze (TS 8/8) von 1969. Der TSA wurde bis 1990 von einem Staatsforstfahrzeug und danach von einem Fahrzeug der örtlichen GKNZ Waldpflege GmbH zum Einsatzort gezogen und war seit 1988 in einem Anbau des ehemaligen Schulhauses von 1877 (Gasthaus Zur Alten Schule) untergebracht. Ausreichend Löschwasser ist durch die Teiche um das Jagdschloss Grillenburg und einen als Löschwasserzisterne gefluteten Luftschutzbunker von 1956 im Ort vorhanden. Im Sommer 2014 erhielt die Freiwillige Feuerwehr ein Tragkraftspritzenfahrzeug (TSF) und zog zur ehemaligen Forstausbildungsstätte um. Die dortigen Garagen dienen seither als Feuerwehrhaus.

Veranstaltungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Weihnachtsbaumverbrennen Ende Januar/Anfang Februar
  • Osterbaumsetzen am Gründonnerstag am Dorfgemeinschaftshaus
  • Walpurgisfeier im Jugendfreizeithof Chance ’93 und Maibaumsetzen/Hexenfeuer am Dorfgemeinschaftshaus am 30. April
  • Aktionstag Mal wieder Wald und Holz sehen im Versuchs- und Lehrobjekt (VLO) Hetzdorf (Gemarkung Grillenburg)
  • Sommersonnenwendfeuer im Juni
  • Oldtimermotorradtreffen Grillenburger Dreieck1. Sachsenring im Juli
  • Chorsingen am Mittelpunkt Sachsens im September
  • Fischfest zum Abfischen des Schlossteiches im November
  • Weihnachtsbaumsetzen am Dorfgemeinschaftshaus am 1. Advent
  • Wintersonnenwendfeuer im Dezember

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grillenburg wurde zunächst durch die Hohe Straße FreibergDohna, die alte Meißner Straße zwischen Meißen und Böhmen sowie den Fürstenweg im Zuge der Frankenstraße (heute: Sächsischer Jakobsweg) überregional erschlossen. 1828 erfolgte der Bau der Dresden-Freiberger-Chaussee durch den Tharandter Wald und 1832–62 die Führung des Postkurses Dresden – Freiberg (– Nürnberg) über diese Trasse. Heute liegt der Ort an der Staatsstraße 194 (Teil der Ferienstraße Sächsisch-Böhmische Silberstraße), wo die Staatsstraße 189 von Klingenberg-Colmnitz kommend in die Staatsstraße 194 mündet. Beide Straßen waren Teil des Grillenburger Dreiecks, auf dem 1927–1933, zuletzt als 1. Sachsenring, Motorradrennen ausgetragen wurden. Grillenburg ist durch die Buslinien des Regionalverkehrs Sächsische Schweiz-Osterzgebirge an den öffentlichen Personennahverkehr des Verkehrsverbundes Oberelbe angebunden. Dazu gehörte 1935/58-2012 auch die Linie Dresden – Annaberg. Die nächsten Bahnhöfe sind Klingenberg-Colmnitz und Tharandt. Der nächste Flughafen ist der Flughafen Dresden.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Bestand 10052, Amt Grillenburg
  2. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  • Cornelius Gurlitt: Grillenburg. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 24. Heft: Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt (Land). C. C. Meinhold, Dresden 1904, S. 43.
  • Kurt Osk. Lehm: Aus Vergangenheit und Gegenwart der bei Tharandt gelegenen Orte Hartha, Grillenburg, Fördergersdorf, Hintergersdorf, Spechtshausen und Porsdorf, Selbstverlag des Verfassers 1904
  • Walter Bachmann: Grillenburg, Mitteilungen des Landesvereines Sächsischer Heimatschutz, Heft 5–8, Band XXV, Dresden 1936
  • Zwischen Tharandter Wald, Freital und dem Lockwitztal (= Werte unserer Heimat. Band 21). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1973, S. 16 ff..
  • Helmut Petzold: 200 Jahre Grillenburg, Gemeindeverwaltung Dorfhain, 1980
  • Verkehrs- und Verschönerungsverein Tharandter Wald (Hrsg.): Kurort Hartha und Umgebung, Geiger-Verlag, Horb 2012, ISBN 978-3-86595-493-0
  • Susan Dürichen: Erläuterungsbericht zur Anmeldung zum 9. Sächsischen Landeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ – Grillenburg, Stadtverwaltung Tharandt, 2014
  • Harald Weber: Vom Biertrinken im Tharandter Wald – Kurort Hartha und seine Ortsteile. SEW-Verlag, Dresden 2022, ISBN 978-3-936203-45-5.
Commons: Grillenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien