Hadelner Kanal

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Der Hadelner Kanal
Der Hadelner Kanal bei Otterndorf
Der Hadelner Kanal in Bülkau
Der Hadelner Kanal am Lichtenpils Richtung Süd
Hadelner Kanal zwischen Bederkesaer und Flögelner See (Seeabfluss), Luftbild 2012

Der Hadelner Kanal (auch Hadeler oder Hadler Kanal) ist ein Teil des Elbe-Weser-Schifffahrtswegs. Es handelt sich dabei um einen etwa 32 km langen schiffbaren Entwässerungskanal zwischen der Elbe bei Otterndorf und dem See bei Bad Bederkesa. Von dort führt der Bederkesa-Geeste-Kanal (1858–1860) weiter zur Geeste und nach Bremerhaven. Gebaut wurde der Hadelner Kanal von 1852 bis 1854. Er dient heute, neben der Entwässerung, vor allem kleinen Kümos (Küstenmotorschiffen) und Sportbooten als Abkürzung zwischen der Weser und der Elbe.

Der Kanal ist für Schiffe und Schuten mit einer Länge bis zu 33,5 Meter und einer Breite bis zu 5 Meter ausgelegt. Ein Tiefgang bis 1,5 Meter ist möglich, sowie, bedingt durch die vielen niedrigen Brücken, eine maximale Höhe von 2,7 Meter. Diese amtlichen Angaben sind nur noch theoretischer Natur, da der Kanal nicht mehr „bewirtschaftet“ wird und sich Berichte über Abweichungen häufen.

Der Hadelner Kanal hat eine Schleuse in Otterndorf, die sowohl als Siel der Entwässerung, als auch als Kammerschleuse der Schifffahrt dient. Im weiteren Verlauf des Elbe-Weser-Schifffahrtswegs gibt es die Schleuse Lintig am Bederkesa-Geeste-Kanal und als dritte die im Tidesperrwerk Bremerhaven der Geeste. Die sogenannte Schiffdorfer Stauschleuse ist eine heute nicht mehr in Betrieb befindliche Sielanlage ohne Schleusenkammer.[1]

Nach wiederholten schweren Überschwemmungen im Sietland warb der angesehene Hauptmann Böse aus Bederkesa für ein großes Entwässerungsprojekt, den Hadelner Kanal, der in der Vergangenheit schon mehrmals projektiert, jedoch nie realisiert worden war.

Ein 1832 auf Initiative der Landdrostei Stade aufgestellter Entwurf sah vor, das Gebiet in zwei Entwässerungsgebiete zu trennen. Dabei sollte das Wasser aus der Gegend um Bederkesa durch einen Randkanal direkt der Elbe zugeleitet werden.[2] 1834 verfügte die Landdrostei den Bau. Die Bauern des Hochlands erreichten erneut einen Aufschub, da sie selbst von der Entwässerung nicht profitierten, jedoch an den Kosten beteiligt werden sollten.

Mit etwa 20 Jahren Verspätung wurde der ‚Hadler Kanal‘ zwischen 1852 und 1854 gebaut. Rund 1150 Arbeiter bewegten eine Million Kubikmeter Erde. Es entstand ein 31,7 Kilometer langer Kanal mit einer Sohlbreite von 8,2 bis 12,3 Meter.[2] Ebenfalls ab 1852 erfolgte der Bau des Neuhaus-Bülkauer Kanals, der die Moorwasser des Balksees in die Oste leitete. Den häufigen Überschwemmungen, die besonders das Sietland praktisch jeden Winter und nach starken Regenfällen im Sommer heimsuchten, wurde damit ein Ende gesetzt. Das bis dahin relativ rückständige Hadler Sietland erlebte einen beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung.

Ebenso wurde durch die Trockenlegung der Moore die bis dahin grassierende Malaria („Marschenfieber“) eingedämmt. 1859 wurde zusätzlich der Geeste-Weser-Kanal eröffnet, so dass über den Bederkesaer See eine wichtige Binnenverbindung für den Frachtverkehr zwischen Elbe und Weser entstand. Am Ende des 19. Jahrhunderts fand außerdem ein wichtiger Strukturwandel in der Landwirtschaft statt. Wegen billiger Getreideimporte aus Übersee ging der Ackerbau in den Hochländern zurück und die Grünlandwirtschaft (Rindermast) gewann an Bedeutung.

Allerdings brachte der Kanal alleine nicht die gewünschte Wirkung. Erst der Bau der verschiedenen Randkanäle und Vorfluter sowie des Otterndorfer Schöpfwerks brachte den gewünschten Erfolg und eine wesentliche Lebenserleichterung.

Zwischen 1957 und 1965 wurde der Hadelner Kanal erheblich vertieft und auf eine Sohlbreite von 14 Metern ausgebaut.[3]

Hydrologisch und hydrografisch beginnt der Kanal an der Schleuse Lintig, die die Wasserscheide zwischen Unterweser und Unterelbe markiert. Namentlich hingegen ist er bis zur Burg Bederkesa noch ein Teil des Bederkesa-Geeste-Kanals. Ab hier liegt er im ehemaligen Medem-Oberlauf, Aue genannt. Nach Aufnahme des heutigen künstlichen Flögelner Seeabflusses (GKZ: 39924) wendet er sich nach Osten und kreuzt den alten Medem/Aue-Zufluss Mühe. Tatsächlich mündet hier der südlich gelegene Oberlauf der Mühe (GKZ: 59926) mittels eines Pumpwerks in den Kanal.

Der nördliche Teil der Mühe ist für den Wasserhaushalt heute bedeutungslos und an einzelnen Stellen unterbrochen. Die nächsten sechs Kilometer fließt der Kanal nordostwärts und kreuzt dabei den einst großen Medem-Zufluss Gösche. Hier wird das Wasser aus dessen Oberlauf in den Kanal gehoben. Der Unterlauf der Gösche (GKZ: 5992728) ist heute umgekehrt, sein Wasser gelangt durch den Hauptvorfluter Steinau (GKZ: 599272) in den Kanal. Dessen Schöpfwerk liegt 870 m kanalaufwärts des Schöpfwerks der oberen Gösche.

Vor Bovenmoor wendet er sich nach links. Hier wurde er im Grenzbereich zwischen dem Flussgebiet der Medem und des Oste-Nebenflusses Aue gerade nordwärts bis zum Elbdeich geführt. Auf dieser Strecke gibt es keine Zuflüsse aus angrenzenden Flächen, jedoch die Möglichkeit, Wasser aus dem Kanal durch die Kehdingbrucher Wettern (GKZ: 5988392) und die Aue (GKZ: 598839) in Richtung Oste (GKZ: 598) abzuleiten.

Auf der Rückseite des Hadelner Elbdeichs verläuft der Kanal westwärts und wird durch die Hadelner Kanalschleuse außendeichs geleitet. Noch auf der Deichrückseite gibt es eine „Durchstich“ genannte Querverbindung zur Medem. Sie ermöglicht es, bei starkem Anfall von Oberflächenwasser das Schöpfwerk Otterndorf zur Entwässerung des Kanals zu nutzen, vorrangig die östliche von dessen beiden völlig voneinander getrennten Anlagen, das heute elektrisch betriebene sogenannte „Dieselschöpfwerk“.

Auf halber Strecke vom Siel zum Elbufer vereinigt sich der Hadelner Kanal mit der Medem (GKZ 2994) oder dem Medem-Außentief. Statistisch werden beide Gewässer getrennt betrachtet.

Flusssystem als Liste

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Diese Liste stellt nur eine Auswahl aus dem komplizierten Entwässerungsnetz dar. Sie verdeutlicht, dass es Fließwege gibt, die länger sind als die Kanalstrecke von der Schleuse Lintig zur Elbe.

Erklärungen:

  • Reihenfolge stromaufwärts, am Zeilenanfang Entfernungen der Mündungen und Verzweigungen von stromabwärts gelegenen Mündungen.
  • Wo in einer Zeile die Angabe der Anschlussseite unter die Gewässerkennzahl eines darüber aufgelisteten Gewässer gerückt ist, schließt das in dieser Zeile erwähnte Gewässer an dasjenige an, unter dessen Gewässerkennzahl seine Seitenangabe steht.
  • Grau unterlegte Entfernungen einer Mündung von der Mündung des Hadelner Kanals in die Elbe liegen zum Teil in zugeleiteten Gewässern.
  • Die (obere) Mooraue hat mehrere Abflusswege und ist darum mehrfach eingetragen, mit kräftigerer Hintergrundfarbe.
km ab Elbe km ab voriger Mündung;
Zufluss von / ABZWEIG NACH; Gewässerkennzahl
Name Länge km
Ursprung
→ Elbe
Ursprung;
Einzugsgebiet;
(Anmerkungen)
0 3992 Hadelner Kanal 34,3 34,3 Schleuse Lintig; 301,5 km²
20,08 rechts 59928 Stinstedter Randkanal 17,35 37,45 Lamstedt; Stinstedt, Moorausmoor, Mittelstenahe
28,17 8,09 NACH LI 59926 Gösche (Süd) s. u.
28,45 8,37 links 5992816 (untere) Mooraue 1,72 / 7,31 (Querverbindung)
30,17 10,09 1,72 NACH LI 59926 Mühe ((Süd)) s. u.
59926 Mooraue 05,53 035,7 Bullensee; zw. Moorausmoor und Armstorf
22,0 rechts 599274 Gösche (Süd) siehe oben; Moorausmoor, Neu- und Altbachenbruch (östlicher Teil)
22,87 links 599272 Steinauer Vorfluter 03,5 entsteht aus fünf Zuflüssen an einer doppelten Gewässerkreuzung
23,21 0,34 links 5992728 Gösche (Nord)
25,01 rechts 59926 Mühe 7,65 / 13,16 schwächerer Ast der oberen Mooraue; Gebiet um Mühedeich und Meckelstedter Moor
32,66 7,65 NACH RE 5992816 Mooraue zum Stinstedter Randkanal s. o.
59926 Mooraue 05,53 038,16 Bullensee;
zw. Moorausmoor und Armstorf
27,4 links 599252 Lehe 03,45 heute Zweitabfluss des Flögelner Sees
27,8 links 59924 Flögelner Seeabfluss 3,0
30,0 2,2 rechts 599244 Fickmühlener Randkanal ← Bahlenbach 10,6 40,6 westliches Umland von Bederkesa
30,8 3,0 59924 Flögelner See 01,4
32,3 4,4 59924 Flögelner Seezufluss 01,34
33,64 5,74 59924 Halemer See 01,5 (amtlich dem Flögelner Seezufluss zugerechnet)
34,1 7,6 rechts 5991414 Neumühlener Aue 01,8 36,2 westlich des Flögelner Sees
36,3 9,8 2,2 rechts 59924142 Neuenwalder Mühlbach 01,9 Gebiet westlich des Flögelner Sees
38,2 11,7 4,1 1,9 RECHTS AUS 59924122 Neuenwalder Randkanal Neuenwalde
34,1 7,6 59924 Dahlemer See 01,7 (amtlich der Ahlenrönne zugerechnet)
34,1 9,3 59924 Ahlenrönne 05,26 39,36 nördlich des Flögelner Sees
31,7 rechts 5992299 Bederkesaer See
33,5 1,8 rechts 599222 Ankeloher Randkanal 08,6 42,1 zw. Ankelohe, Lintig u. Meckelstedt
34,6 2,9 1,1 links 5992228 Falkenburger Randkanal ((Nord)) 03,5 östlich des Bedakesaer Sees
42,1 11,5 8,6 LI AUS 59926 Mooraue 05,5 047,6 (als Abflussweg unrealistisch)
33,2 1,5 (links) 599221 Falkenburger Bach 01,6
34,8 3,1 1,6 LI AUS 5992228 Falkenburger Randkanal ((Süd)) 02,32 37,1 Gebiet östlich des Bedakesaer Sees
34,3 Schleuse Lintig 34,3 Scheitel der Elbe-Weser-Wasserstraße

Orte entlang des Kanals

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Der Hadelner Kanal wird wie seine Zuflüsse und benachbarten Seen als Angelrevier genutzt, in dem es viele Fischarten gibt, wie etwa Aal, Hecht oder Zander.

Seit über 40 Jahren wird im Mai die Ruder-Regatta des TSV Otterndorf auf dem Kanal ausgetragen. Sie ist eine offizielle Regatta des Deutschen Ruderverbands. Gerudert wird auf drei Bahnen auf einer 1000 m langen Strecke, die kurz nach dem Start eine Kurve aufweist.

  • Willi Klenck: Heimatbuch des ehemaligen Kreis Neuhaus an der Oste. 1957.
  • Norbert Fischer: Das kanalisierte Wasser. Technische Modernisierung, Staat und regionale Gesellschaft in Hadeln im 19. Jahrhundert. In: Stader Jahrbuch 2005/2006, S. 407–432.
  • Michael Bergemann: Gesamtliste der Fließgewässer im Elbeeinzugsgebiet. Behörde für Umwelt und Energie, Hamburg 1. Juli 2015 (Digitalisat [PDF; 802 kB; abgerufen am 29. November 2015]).
Commons: Hadelner Kanal – Sammlung von Bildern
  • Stadtwiki Cuxhaven – Hadelner Kanal
  • Bild vom Kanal 1964 mit einem Küstenmotorschiff. In: www.niederelbebahn.de. Archiviert vom Original am 5. September 2012; abgerufen am 6. April 2017.
  • Messstelle für die Wasserqualität. Messstelle Bülkau 59922184. In: www.lkharburg.de. 29. September 2007, archiviert vom Original am 29. September 2007; abgerufen am 6. April 2017.
  • Aufnahme vom Kanal

Einzelnachweise

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  1. Dirk Peters: 125 Jahre Schiffdorfer Stauschleuse. Ein technisches Denkmal der Wasserbaugeschichte im Elbe-Weser-Dreieck. In: Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. (Hrsg.): Niederdeutsches Heimatblatt. Nr. 817. Nordsee-Zeitung GmbH, Bremerhaven Januar 2018, S. 1–2 (Digitalisat [PDF; 5,4 MB; abgerufen am 2. Juli 2019]).
  2. a b Gerhard Großkopf: Küstenschutz und Binnenentwässerung zwischen Weser und Elbe. In: Johann Kramer, Hans Rohde (Bearb.): Historischer Küstenschutz. Deichbau, Inselschutz und Binnenentwässerung an Nord- und Ostsee. Konrad Wittwer, Stuttgart 1992, ISBN 3-87919-163-8, S. 255–288, hier S. 286.
  3. Großkopf, Küstenschutz und Binnenentwässerung zwischen Weser und Elbe; S. 287.