Otto Lemm (Widerstandskämpfer)

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Gedenktafel am Haus Oudenarder Str. 28, in Berlin-Wedding

Otto Lemm (geboren am 24. Juni 1895 in Rottelsdorf (Gerbstedt); gestorben am 17. Juli 1944 in Brandenburg an der Havel) war ein deutscher Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Lemm besuchte eine Volksschule und arbeitete nach Abschluss seiner Lehre einige Jahre als Monteur. Er nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil und geriet bis 1919 in Kriegsgefangenschaft. Nach mehreren Jahren Arbeitslosigkeit arbeitet er nach 1933 in der Berliner Maschinenbau AG, vormals L. Schwarzkopff im Lokomotivwerk in Wildau als Betriebselektriker. Laut der Forschungen von Luise Kraushaar ist er Mitte 1941 Leiter einer Widerstandsgruppe im Wildauer Werk.[1] Im Frühjahr 1942 trat er nach den Forschungen des Leiters der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Johannes Tuchel dem kommunistischen „Kampfbund“ bei und nahm an dessen vormilitärischen Übungen teil.[2] Laut Stefanie Endlich leitete Lemm dort eine illegale kommunistische Betriebszelle. Danach habe er Ende der 1930er Jahre Kontakt zur antifaschistischen Widerstandsorganisation um Robert Uhrig bekommen, der sich Lemms Widerstandsgruppe anschloss. Sie informierte über die Verflechtungen der betrieblichen Produktion mit der Rüstungs- und Kriegswirtschaft und forderte zur Sabotage auf. Das Ziel der Gruppe war die Errichtung eines sozialistischen Staates.[3] Der Forscher Hans-Rainer Sandvoß weist in seiner Veröffentlichung auf die Kontakte Lemms zur Uhrig-Gruppe und zur Prenzlau-Gruppe hin, wobei er betont, dass Otto Lemm eher getrennt von dem Prenzlau-Kreis in Wildau agierte.[4] Der Gestapo und dem Kammergericht waren die Verbindungen zu Uhrig offenbar nicht bekannt, in der Urteilsschrift tauchen sie nicht auf.[5]

Otto Lemm wurde am 25. Mai 1943 festgenommen. Nach Untersuchungshaft im Strafgefängnis Plötzensee und Anklage im Januar 1944 erfolgte am 17. März 1944 das Todesurteil wegen Vorbereitung zum „“Hochverrat“ durch das Kammergericht Berlin als Außenstelle des „Volksgerichtshof.“ Am 17. Juli 1944 wurde er im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet. Seine Grabstelle befindet sich auf dem Urnenfriedhof Seestraße.[6]

Gedenkstein für Otto Lemm an der TH Wildau
  • Stefanie Endlich: Wege der Erinnerung. Gedenkstätten und -orte für die Opfer des Nationalsozialismus in Berlin und Brandenburg. Metropol, Berlin 2007, ISBN 978-3-938690-45-1 (Kurzbiografie, S. 277)
  • Johannes Tuchel: Die Todesurteile des Kammergerichts 1943 bis 1945. Eine Dokumentation. Lukas, Berlin 2016, ISBN 978-3-86732-229-4, S. 117–138; S. 118: Gefangenenkarte aus dem Strafgefängnis Plötzensee mit Vermerk über das Todesurteil und Verlegung in das Zuchthaus Brandenburg-Görden; S. 118ff.: Kurzbiografie zu Lemm mit Brief der Berliner Maschinenbau AG vom 10. August 1943, in dem dessen Werksausweis angefordert wurde; S. 122–138 Urteil des Kammergerichts Berlin in der Strafsache gegen Werner Gutsche (Todesurteil), Paul Schütze (Todesurteil), Franz Suter (12 Jahre Zuchthaus), Karl Scherer (5 Jahre Zuchthaus), Otto Lemm (Todesurteil) und Wilhelm Drewitz (6 Jahre Zuchthaus).
  • Hans-Rainer Sandvoß: Mehr als eine Provinz! Widerstand aus der Arbeiterbewegung 1933-1945 in der preußischen Provinz. Lukas, Berlin 2019, ISBN 978-3-86732-328-4, S. 518–523: Zur Gruppe Uhrig und den Kontakten zu Widerstandgruppen im Berliner Umland und der Frage der Zusammenarbeit verschiedener Gruppen

Einzelnachweise

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  1. Luise Kraushaar: Berliner Kommunisten im Kampf gegen den Faschismus 1936-1942. Dietz, Berlin 1981, S. 147.
  2. Johannes Tuchel: Die Todesurteile des Kammergerichts 1943 bis 1945. Eine Dokumentation. Lukas, Berlin 2016, S. 119.
  3. Stefanie Endlich: Wege der Erinnerung. Gedenkstätten und -orte für die Opfer des Nationalsozialismus in Berlin und Brandenburg. Metropol, Berlin 2007, S. 277 u. S. 459 (zu Uhrig und den Zielsetzungen der Gruppe)
  4. Hans-Rainer Sandvoß: Mehr als eine Provinz!, Widerstand aus der Arbeiterbewegung 1933-1945 in der preußischen Provinz Brandenburg. Lukas, Berlin 2019, S. 521 u. S. 522 (zu Uhrig und den Kontakt über Lemm nach Wildau und zur Gruppe Prenzlau)
  5. Johannes Tuchel: Die Todesurteile des Kammergerichts 1943 bis 1945. Eine Dokumentation. Lukas, Berlin 2016, S. 119.
  6. Johannes Tuchel: Die Todesurteile des Kammergerichts 1943 bis 1945. Eine Dokumentation. Lukas, Berlin 2016, S. 119, Urteilstext S. 122ff.
  7. Stefanie Endlich: Wege der Erinnerung. Gedenkstätten und -orte für die Opfer des Nationalsozialismus in Berlin und Brandenburg. Metropol, Berlin 2007, S. 277.