Resilienz-Management

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Resilienz-Management umfasst alle Maßnahmen mit dem Ziel, die Belastbarkeit eines organisatorischen oder betriebswirtschaftlichen Systems, z. B. eines Unternehmens, gegenüber äußeren Einflüssen zu stärken. Unter Resilienz wird die systemische Widerstandsfähigkeit gegenüber Störungen und Veränderungen verstanden. Hierbei wird zwischen einer reaktiven Form (Agilität) und einer proaktiven Form (Robustheit) unterschieden.[1]

Die Resilienz eines Unternehmens lässt sich durch vier Eigenschaften beschreiben:

  1. Vorbeugung: Eine Widerstandsfähigkeit gegenüber negativen externen Einwirkungen ist vorsorglich aufgebaut, vergleichbar der Resistenz.
  2. Adaption: Nach Möglichkeit wird eine kurzfristige Rückkehr zur definierten Ausgangsstellung erreicht, vergleichbar der Selbstregulation.
  3. Innovation: Entstehende Vorteile aus den sich verändernden Umweltbedingungen werden ökonomisch genutzt, vergleichbar dem Innovationsmanagement.
  4. Kultur: Eine optimistische, lernbereite, fehlertolerante, aber auch konfrontationsbereite Team- und Projektkultur.

In einer zusätzlichen Unterteilung bezeichnet die ökologische Resilienz jene Fähigkeit eines Systems, externe Einwirkungen bis zu einem bestimmten Grad und ohne eine Gefährdung der Unternehmensidentität tolerieren zu können. Die konstruktive Resilienz bezieht sich auf diejenige Zeitspanne, die nach einer Einwirkung auf das System zur Reaktion benötigt wird, um das Unternehmen wieder in einen definierten Zustand zu bringen. Zur Verbesserung der Anpassungsfähigkeit eines Unternehmens sollten diese Eigenschaften aktiv gemanagt werden.

Grundsätzlich kann sich das Resilienz-Management in seinem Handeln auf das Risikomanagement und Krisenmanagement stützen. Die Entwicklung einer speziellen Managementmethode beruht auf Ideen, die aus den interdisziplinären Umweltwissenschaften zum Umgang mit äußeren Störeinflüssen stammen. Zentrale Begriffe sind Vulnerabilität der Resilienz und Anpassungsfähigkeit (adaptive capacity).

Im methodischen Vorgehen wird zuerst eine Situationsanalyse zur Entwicklung der Anpassungsfähigkeit und zur Vulnerabilität eines Unternehmens gegenüber möglichen Diskontinuitäten vorgenommen. Nach der Situationsanalyse kommt es zur Festlegung der gewünschten Zielsetzungen, beispielsweise bezüglich einer Erhöhung von Resilienz oder der Sicherung der Unternehmensperformance unter Diskontinuitäteneinfluss. Um die Ziele zu gliedern, sollten sie nach Inhalt, Ausmaß und Zeitbezug eingeteilt werden. Nach der Festlegung der Ziele müssen geeignete Strategien zur Steuerung der Resilienz definiert und diese schließlich in Maßnahmen überführt werden.

Andere Effekte, die zur Erhöhung der Resilienz beitragen, sind die Vernetzung mit Stakeholdern und eine Priorisierung des Lernens. Z. B. kann die Resilienz eines Unternehmens auch durch eine erhöhte Wissensgenerierung und eine Diversifizierung im Wertschöpfungsbereich gesteigert werden.

Resilienz ist nicht zu verwechseln mit Resistenz, also geringer Empfindlichkeit gegenüber Störeinflüssen, was eine flexible Anpassung der Organisation bei größeren Diskontinuitäten verhindern kann.

Als Resilienz-Management werden in der Psychologie individuelle oder teambezogene Coping-Methoden bezeichnet, durch die die Belastbarkeit in Stresssituationen erhöht, die allgemeine psychische Widerstandsfähigkeit trainiert[2] oder die Stressprävention gefördert werden sollen. Siehe Resilienz (Psychologie).

In der Informations-, Kommunikations- und Netzwerktechnik bezeichnet man als Resilienz-Management die Methoden und Verfahren, die darauf zielen, Systeme auch bei Fehlern und Störungen auf einem akzeptablen Niveau der von ihnen geleisteten Dienste zu halten.[3]

Angesichts terroristischer Bedrohungen wurde als Resilienz auch die Fähigkeit von Gesellschaften verstanden, nach Anschlägen bald wieder zum normalen Leben zurückzukehren.[4]

  • Stephanie Borgert: Resilienz im Projektmanagement: Bitte Anschnallen, Turbulenzen! Erfolgskonzepte adaptiver Projekte. Springer Gabler Verlag 2013, ISBN 978-3-658-00999-1.
  • Elmar Günther: Klimawandel und Resilience Management. Gabler Edition Wissenschaft, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-8349-1381-4.
  • Elmar Günther, Manfred Kirchgeorg, Monika I. Winn: Resilience Management. In: Umweltwirtschaftsforum 15, Heft 3, 2007, ISSN 1432-2293, S. 175–182.
  • Karl E. Weick: Das Unerwartete managen. Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-7910-2968-9.
  • Kishor Sridhar: Krisen-Impfung – So machen Sie Ihr Unternehmen widerstandsfähiger und zukunftssicher. Redline-Verlag, München 2013, ISBN 978-3-86881-369-2.
  • Karsten Drath: Resilienz in der Unternehmensführung – und Arbeitshilfen online: Was Manager und ihre Teams stark macht. Haufe, Freiburg 2014, ISBN 978-3-648-04947-1.
  • Adriano Pierobon: Resilienzfördernde Personalführung in Pflegeunternehmen.Grin-Verlag, München 2015, ISBN 978-3-668-06363-1
  • Berd Ziesemer: Ist es zu stark, sind Sie zu schwach, in: Capital, 06/2020, S. 54–59
  • Janik Waidner: Lehre in der Krise: Wird Corona Studiengänge der Wirtschaft revolutionieren?, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 6. Juni 2020, S. C3

Einzelnachweise

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  1. Wieland, A. & Wallenburg, C.M. (2013): The influence of relational competencies on supply chain resilience: a relational view. International Journal of Physical Distribution & Logistics Management. Vol. 43, No. 4, pp. 300–320. Im englischen Original lautet die Definition: "the ability of a [system] to cope with change". Als Dimensionen von resilience sind dort agility und robustness genannt.
  2. Ulrike Götze: Resilienzentwicklung im Personalmanagement: Angebote zur Steigerung psychischer Widerstandsfähigkeit von MitarbeiterInnen. Springer VS College 2013, ISBN 978-3-531-19509-4.
  3. P. Smith u. a.: Network resilience: a systematic approach. IEEE Communications Magazine, vol.49, no.7, S. 88–97, Juli 2011. doi:10.1109/MCOM.2011.5936160.
  4. Christian Rath: Thomas de Maizière über Terror & Angst: „Ältere Leute sind das noch gewohnt“. In: Die Tageszeitung: taz. 25. Januar 2018 (taz.de).