Riksdagshuset

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die Hauptfassade nach Osten im Herbst 2007

Riksdagshuset, das Reichstagsgebäude in Stockholm ist der Sitz des schwedischen Reichstages. Das Gebäude liegt auf der Insel Helgeandsholmen und wurde zwischen 1897 und 1905 erbaut.

Grundverstärkungen 1898
Bauarbeiten 1904

Für den Neubau des Reichstagsgebäudes wählte man 1888 die Insel Helgeandsholmen (Heiligengeist-Insel), direkt nördlich des Stockholmer Stadtschlosses. Auf Helgeandsholmen befand sich eine Vielzahl kleinerer, recht heruntergekommener Bauten, nun sollte hier Ordnung geschaffen werden. Die Vorgabe war ein pompöses, monumentales Gebäude zu schaffen, was auf dem engen Grundstück, umgeben von Wasser, schwierig werden sollte. Der Architekt Aron Johansson bekam den Auftrag, das neue Gebäude zu entwerfen, obwohl er nicht den vorangegangenen Architekturwettbewerb gewonnen hatte. Der Bau sollte auch die Räumlichkeiten für die Schwedische Reichsbank beherbergen. Ein Vorentwurf von 1894 sah eine Kuppel vor, die wurde jedoch nicht verwirklicht. Es wurden 37.000 Kubikmeter Erdreich abgetragen und über 9.000 Eichenpfähle zur Grundverstärkung geschlagen. Am 13. Mai 1897 legte Oscar II. den Grundstein und am 12. Januar 1905, nach knapp achtjähriger Bauzeit, wurde das Reichstagsgebäude eingeweiht, ein Jahr später auch der Reichsbank-Teil.

Schon bald wurde Kritik laut, da der Bau im Stile des Neubarocks nicht dem neuen Architekturideal des beginnenden 20. Jahrhunderts entsprach und viel zu gewaltig geraten war. Dazu war es zu Versorgungsengpässen für Baumaterial und Handwerker gekommen, da gleichzeitig auch das Stockholmer Opernhaus und der mondäne Strandvägen gebaut wurden, das trieb die Kosten nach oben und als das Werk vollendet war, hatten sich die Ausgaben nahezu verdoppelt. Kaum ein Bauwerk in Stockholm ist so leidenschaftlich diskutiert worden wie das Reichstagsgebäude.

Zum Bau des Reichstagsgebäudes sind schwedische Natursteine, darunter verschiedene Granite, ein silurischer Kalkstein und Sandsteine verwendet worden. Im Haupttreppenbereich und im Vestibül kam der Marmor aus Gropptorp (Gemeinde Marmorbyn bei Katrineholm) zur Anwendung.[1]

Umbau 1980–83

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als 1971 der schwedische Zweikammerreichstag vom Einkammerreichstag abgelöst wurde, war es notwendig einen großen Plenarsaal zu schaffen. Während der Jahre 1980 bis 1983 wurde ein umfassender Umbau nach den Entwürfen der Archtiktenfirma Ahlgren, Olsson, Silow Arkitektkontor AB durchgeführt. Das Reichsbankgebäude und das Reichstagsgebäude wurden zusammengelegt, die Reichsbank bekam ein neues Haus am Brunkebergstorg und der westliche Teil des Komplexes wurde aufgestockt und enthält nun den Plenarsaal.

Riksgropen Sommer 1978

Bei den Schachtarbeiten für eine Tiefgarage vor dem Reichstag machte man zahlreiche archäologische Funde. Man entdeckte Hausfundamente aus dem 13. Jahrhundert, Reste der Stockholmer Stadtmauer aus dem 16. Jahrhundert, elf Boote verschiedener Epochen, über 1000 menschliche Skelette (hier befand sich auch einmal ein Friedhof), die Reste einer Apotheke aus dem 17. Jahrhundert sowie Münzen, Scherben, Flaschen, gut erhaltene Kleidungsstücke und Kreidepfeifen.

Um all diese interessanten Funde der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, wurde die ursprünglich geplante Tiefgarage verkleinert und stattdessen das Medeltidsmuseum (Mittelaltermuseum) gebaut. Die große Grube, die bei den Ausgrabungen entstanden war, hatte bald den Namen Rikgropen (die Reichsgrube) erhalten.

Commons: Riksdagshuset – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Herman Hedström: Om Sveriges naturliga byggnads- och ornamentstenar. Stockholm (P.A. Norstedt & Sönner) 1908

Koordinaten: 59° 19′ 39″ N, 18° 4′ 3″ O