Simon Höchheimer

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Simon Höchheimer (* 1744 in Veitshöchheim; † 26. Mai 1828 in Fürth) war ein deutscher Mediziner und religiöser Aufklärer für die Gleichstellung der Juden.

Der jüdische Kaufmannssohn Simon Höchheimer wurde 1744 in Veitshöchheim geboren, wo seit 1644 eine orthodoxe jüdische Landgemeinde und seit 1730 eine Synagoge bestand. Nach dem Besuch der jüdischen Elementarschule eignete er sich autodidaktisch mathematische, ökonomische und geographische Kenntnisse an. Dreißigjährig ging er nach Berlin, schlug sich als Hauslehrer durch und fand Zugang zu den Intellektuellenzirkeln um den Philosophen Moses Mendelssohn. Ausgerüstet mit einem Empfehlungsschreiben Mendelssohns hoffte er auf eine Anstellung bei dem als aufgeklärt geltenden Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal in Würzburg (Erthal erlaubze 1786 dem Heidingsfelder Isaak Bamberger als erstem Juden das Studium der Medizin an der Würzburger Universität[1]). Doch Höchheimers Vorschläge zur Verbesserung der sozialen Lage der Juden stießen auf taube Ohren, trotz der Befürwortung durch Franz Oberthür, Professor für Dogmatik an der Universität Würzburg.

Nach Jahren der Wanderschaft durch Franken und Bayern und einem erneuten Aufenthalt in Berlin begann er an der Universität Mainz ein Medizinstudium und erwarb schließlich als erster Jude der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 1791 den Doktor der Medizin.

Er veröffentlichte medizinische und pädagogische Schriften sowie Gedanken zur Emanzipation der Juden. Mit dem Drama Der Spiegel für Israeliten von 1816/17 reagierte er auf den damaligen Bühnenerfolg Unser Verkehr, eine Posse voller antijüdischer Klischees.

Nach Jahren erfolgreicher beruflicher Tätigkeit in Freiburg im Breisgau, später in fürstlichen Diensten in Wien und Mähren zog es Höchheimer erneut nach Würzburg. Eine sicher geglaubte Berufung zum offiziellen Totenbeschauer wurde ihm jedoch entzogen. In Fürth fand er schließlich eine Anstellung als Armenarzt. Bis zu seinem Tod am 26. Mai 1828 kämpfte Simon Höchheimer für die Gleichstellung der Juden mit den christlichen Bürgern.

Der Spiegel für Israeliten (1817)
  • Über Moses Mendelssohns Tod. Stahel, Wien/Leipzig 1786 (Digitalisat).
  • Der Spiegel für Israeliten. Ein Gegenstück zu der Posse: „Unser Verkehr“.[2] Campe, Nürnberg 1817 (Digitalisat).
  • Skizzen meines frühern Lebens und vom Wissenswerthen zum Civilen und religiösen Leben, nebst neuer Belehrungsart in vier Absätzen. Volkhart, Fürth 1824 (Digitalisat).
  • Karl-Heinz Grossmann: Würzburgs Mendelssohn: Leben und Werk des jüdischen Aufklärers Simon Höchheimer (1744–1828). Königshausen & Neumann, Würzburg 2011.
  • Gunnar Och, Gerhard Renda: Simon Höchheimer (1744–1829), Arzt und Schriftsteller. In: Manfred Treml, Wolf Weigand (Hrsg.): Geschichte und Kultur der Juden in Bayern: Lebensläufe (= Veröffentlichungen zur Bayerischen Geschichte und Kultur. Nr. 18). Saur, München 1988, S. 43–47.
  • Gunnar Och: Simon Höchheimer – ein jüdischer Aufklärer aus Franken. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1988. Nürnberg 1989, S. 69–78.
  • Gerhard Renda: „Freilich bin ich ein Jude: ich fühle dieß schwere Hinderniß.“ Nachforschungen über Simon Höchheimer. In: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1988. Nürnberg 1989, S. 59–68.
  • Werner Wilhelm Schnabel: Skizzen einer neuen Belehrungsart? Simon Höchheimer präsentiert seine Philothek. In: Andrea M. Kluxen, Julia Krieger, Daniel Goltz (Hrsg.): Judentum und Aufklärung in Franken (= Franconia Judaica. Bd. 5). Würzburg 2011, S. 85–108.
  • Höchheimer, Simon. In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 12: Hirs–Jaco. Hrsg. vom Archiv Bibliographia Judaica. Saur, München 2008, ISBN 978-3-598-22692-2, S. 154–157.
  • Simon-Höchheimer-Gesellschaft (Hrsg.): Leben und Wirken des Simon Höchheimer. Festschrift zum zehnjährigen Geburtstag der Simon-Höchheimer-Gesellschaft. Veitshöchheim 2005.

Einzelnachweise

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  1. Ursula Gehring-Münzel: Die Würzburger Juden von 1803 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. Band III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, S. 499–528 und 1306–1308, hier: S. 511.
  2. Gemeint ist die Posse Unser Verkehr von Karl Borromäus Alexander Sessa