Wilhelm Tell (Schiff, 1908)

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Wilhelm Tell
Die Wilhelm Tell 2011 in Luzern
Die Wilhelm Tell 2011 in Luzern
Schiffsdaten
Flagge Schweiz Schweiz
Schiffstyp Raddampfer
Heimathafen Luzern
Reederei Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees
Bauwerft Gebrüder Sulzer, Winterthur
Indienststellung 17. August 1908
Außerdienststellung 1970
Verbleib Restaurantschiff in Luzern
Schiffsmasse und Besatzung
Länge 63,0 m (Lüa)
Breite 7,2
über Radkästen: 14,3 m
Seitenhöhe 2,67 m
Tiefgang (max.) 1,42 m
Verdrängung 320 t
 
Besatzung 8 Mann
Maschinenanlage
Maschine schrägliegende 2-Zyl.-Verbundmaschine
Maschinen­leistung 700 PS (515 kW)
Höchst­geschwindigkeit 14,8 kn (27 km/h)
Propeller 2 Schaufelräder
Transportkapazitäten
Zugelassene Passagierzahl 1000

Die Wilhelm Tell ist ein Schaufelraddampfer auf dem Vierwaldstättersee in der Schweiz. Sie wurde von der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) betrieben, 1970 ausser Dienst gestellt und dient seit 1972 als ortsfestes Restaurantschiff am Schweizerhofquai in Luzern.

Die Wilhelm Tell 1967 unterwegs bei Luzern.
Maschine der Wilhelm Tell.

Die damalige Dampfschiffgesellschaft des Vierwaldstättersees (DGV) bestellte das Schiff 1907 bei Sulzer in Winterthur als Schwesterschiff der Schiller, deren technische Daten mit jenen der Wilhelm Tell praktisch identisch sind.[1][2] Wie die Schiller wurde die Wilhelm Tell für eine Tragkraft von 1000 Passagieren ausgelegt. Ein zuvor unter dem Namen Wilhelm Tell verkehrender, 1864 in Betrieb genommener Raddampfer wurde in Reuss umgetauft. Die neue Wilhelm Tell nahm den Betrieb am 17. August 1908 auf. Als Antrieb diente eine schrägliegende Sulzer-Zweizylinder-Heissdampf-Verbunddampfmaschine mit einer Leistung von 700 PS.[1]

Um 1920 erhielt die Wilhelm Tell, die wie die anderen Dampfschiffe ihrer Generation ursprünglich einen offenen Steuerstand aufwies, ein Steuerhaus. Eine erste Hauptrevision erfolgte 1931. 1949/50 wurde die Feuerung der Dampfkessel von Kohle auf Schweröl umgestellt und 1952 eine weitere Hauptrevision durchgeführt.[1]

Nach der letzten Hauptrevision von 1968 entschied die Schifffahrtsgesellschaft 1970, die Wilhelm Tell durch ihr neues Motorschiff Gotthard zu ersetzen, und der Raddampfer wurde nach Ende der Saison ausser Dienst gestellt.[1] Aus diesem Anlass führte die Politik der SGV, nach und nach ihre Dampfschiffe auszumustern und durch Motorschiffe zu ersetzen, erstmals zu breiterem Widerstand in der Bevölkerung. Auf eine Unterschriftensammlung 1970 folgte 1971 der Aufruf eines Aktionskomitees zur Erhaltung der Dampfschiffe und schliesslich 1972 die Gründung der Dampferfreunde Vierwaldstättersee.[3]

Die Wilhelm Tell wurde 1971 an einen Luzerner Restaurantbetreiber verkauft. Dabei wurde die Auflage gemacht, dass das Schiff äusserlich nicht verändert werden darf und die Maschine zumindest in ihren sichtbaren Teilen erhalten bleiben muss.[1][4] Die Dampfkessel wurden ausgebaut, um die Vergrösserung der Küche zu ermöglichen.[4] Zur Verbesserung der Stabilität wurde als Ersatz für die Dampfkessel im mittleren Teil des Schiffes Beton vergossen.[5] Die Eröffnung des Restaurants fand am 2. Juni 1972 statt. Seither erfolgten verschiedene Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten, so 1998 eine Restaurierung des Salons 1. Klasse. Mehrmals wurde die Wilhelm Tell in die Werft der SGV geschleppt, wo die Schiffsschale kontrolliert und revidiert wurde.[4] 2009 wurde die verschollen geglaubte Schiffsglocke durch Zufall im Archiv der SGV entdeckt.[6]

Die nautischen Qualitäten der Wilhelm Tell galten als hervorragend, auch wenn sie verglichen mit den anderen Dampfern gleicher Kapazität etwas träge gewesen sei.[1] Sie war bis zu ihrer Ausserdienststellung ohne besondere Vorkommnisse im Liniendienst im Einsatz.

  • Erich Liechti et al.: Schiffahrt auf dem Vierwaldstättersee. Geschichte und Schiffsregister. Verlag Eisenbahn, Villigen 1974, ISBN 3-85649-021-3.
Commons: Wilhelm Tell (Schiff, 1908) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Erich Liechti et al.: Schiffahrt auf dem Vierwaldstättersee. Geschichte und Schiffsregister. Verlag Eisenbahn, Villigen 1974, ISBN 3-85649-021-3, S. 54–55.
  2. Technische Daten. Schiffrestaurant Wilhelm Tell, archiviert vom Original am 18. Januar 2012; abgerufen am 28. September 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schiffrestaurant.ch
  3. Dampferfreunde Vierwaldstättersee: Chronologie der Aktionen der Dampferfreunde. Dampferfreunde Vierwaldstättersee, archiviert vom Original am 23. Oktober 2013; abgerufen am 28. September 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dampfschiff.ch
  4. a b c Kurt Hunziker: DS Wilhelm Tell - eine Legende. In: Dampferzeitung. Jg. 37, Nr. 1, 2008 (schiffrestaurant.ch [PDF; 825 kB]).
  5. Die Geschichte des Salon-Raddampfer Wilhelm Tell II. (PDF; 80 KB) Schiffrestaurant Wilhelm Tell, archiviert vom Original am 12. Januar 2016; abgerufen am 28. September 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schiffrestaurant.ch
  6. Michael Graber: «Tell»-Schiffsglocke fast 40 Jahre verschollen. In: Neue Luzerner Zeitung. 29. Oktober 2009, abgerufen am 28. September 2011.