Über die Unendlichkeit

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Film
Titel Über die Unendlichkeit
Originaltitel Om det oändliga
Produktionsland Schweden, Deutschland, Norwegen
Originalsprache Schwedisch
Erscheinungsjahr 2019
Länge 77 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Roy Andersson
Drehbuch Roy Andersson
Produktion Pernilla Sandström
Kamera Gergely Pálos
Schnitt Johan Carlsson,
Kalle Boman,
Roy Andersson
Besetzung

Über die Unendlichkeit (schwedischer Originaltitel Om det oändliga) ist ein Filmdrama von Roy Andersson, das am 3. September 2019 im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig seine Weltpremiere feierte und am 17. September 2020 in die deutschen Kinos kam. Die Geschichten im Film sind lose von den Märchen aus Tausendundeiner Nacht inspiriert.

Eine Feenstimme erzählt von alltäglichen Geschehnissen im Leben verschiedener Menschen, ähnlich der Erzählerin Scheherazade. Da ist ein Mädchen, das zum ersten Mal die Hand des Jungen ergreift, den sie liebt, ein Vater, der seiner Tochter im strömenden Regen die Schnürsenkel bindet, ein anderer Vater, der seinen toten Sohn in den Armen hält, und ein verkrüppelter Kriegsveteran, der am Straßenrand sitzt. Ein katholischer Priester mittleren Alters gelangt zu der Erkenntnis, dass er seinen Glauben verloren hat. Zum ersten Mal bittet er nicht bei Gott um Rat, sondern konsultiert einen Arzt. In seinen letzten Tagen betritt Adolf Hitler seinen Bunker und wird von drei Generälen mit einem müden „Sieg Heil“ begrüßt. Besiegte Truppen gehen in ordentlicher Formation in ein Kriegsgefangenenlager. Ein Vater begeht an seiner Tochter einen Ehrenmord.[2][3]

Der Film ist eine schwedisch-deutsch-norwegische Produktion. Als Produzentin fungierte Pernilla Sandström. Koproduziert wurde der Film von der 4½ Fiksjon AS und Essential Films in Zusammenarbeit mit der Société Parisienne de Production, der Sveriges Television AB, ARTE France Cinéma, dem ZDF, Film Capital und dem Stockholm Fund.[4] Regie führte Roy Andersson, der sich bei seiner Arbeit von den Geschichten aus Tausendundeiner Nacht inspirieren ließ.[5][6] Eine weitere Inspiration für den Hintergrund seiner filmischen Genrebilder sei der schwedische Funktionalismus der 1950er Jahre, mit seiner kalten, gesichtslosen, pompösen Architektur, in der die Menschen verloren wirkten und wie vor Theaterkulissen agierten. Andersson ließ sich zudem von der Malerei inspirieren, etwa der Neuen Sachlichkeit und Otto Dix, auch von Edward Hopper und Marc Chagall, so dessen Über der Stadt für die Eingangssequenz mit dem über Kriegsruinen schwebenden Liebespaar. Als Hauptthema des Films bezeichnet Andersson "die Verletzlichkeit des Menschen", und er erklärte, dass er "die Schönheit des Lebens betonen" und genau darum "grausame und traurige Szenen des Lebens" zeigen wolle.[7]

Von der Film- und Medienstiftung NRW und vom Medienboard Berlin-Brandenburg erhielt der Film eine Produktionsförderung von je 100.000 Euro sowie vom Schwedischen Film Institut in Höhe von 1,3 Millionen Euro. Eine weitere Förderung wurde vom Nordisk Film & TV Fond gewährt.

Die Dreharbeiten fanden von 2. Januar bis 31. Oktober 2017 statt. Als Kameramann fungierte Gergely Pálos, mit dem Anderson bereits für seinen Film Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach zusammenarbeitete.

Erste Szenen aus dem Film stellte Andersson im Februar 2018 vor.[2] Am 3. September 2019 feierte der Film seine Uraufführung im Wettbewerb der Filmfestspiele von Venedig, wo er um den Goldenen Löwen konkurrierte. Kurz zuvor wurde der erste Trailer veröffentlicht.[8] Im September 2019 lief der Film beim Toronto International Film Festival in der Sektion Masters. Im Oktober 2019 feierte er seine Deutschlandpremiere beim Film Festival Cologne[9] und seine Österreichpremiere bei der Viennale. Im weiteren Verlauf des Jahres soll der Film in die US-amerikanischen Kinos kommen. Ein Kinostart in Österreich war für den 13. März 2020[10] angekündigt. Mitte September 2020 wird er im Rahmen der Filmkunstmesse Leipzig vorgestellt[11] und kommt am 17. September 2020 in die deutschen Kinos, nachdem der ursprünglich für März 2020 annoncierte Starttermin aufgrund der COVID-19-Pandemie verschoben wurde.[12][13] Die internationalen Verkäufe werden vom Coproduction Office abgewickelt.[4]

Der Film konnte 94 Prozent aller Kritiker bei Rotten Tomatoes überzeugen und erhielt hierbei eine durchschnittliche Bewertung von 8,1 der möglichen 10 Punkte.[14] Auf Metacritic erhielt er einen Metascore von 87 von 100 möglichen Punkten.[15]

Doris Senn vom Filmbulletin erklärt in ihrer Kritik, die teils grotesken, historischen und auch gegenwärtigen Begebenheiten blieben meistens «lose», und nur wenige der Vignetten bildeten ein fortlaufendes Narrativ: „Trotz ihrer Fragmenthaftigkeit schlagen uns die kleinen Handlungseinheiten in ihren Bann – nicht zuletzt wegen der immer wieder überraschenden Settings, der ausgefeilten Bilder und der verblüffenden Wendungen. Sie erzeugen eine Art Zeitlosigkeit, die nachhallt.“ Die in Roy Anderssons Filmen Songs from the Second Floor, You, the Living und A Pigeon Sat on a Branch Reflecting on Existence begonnene Reflexion von Wesen und Sein finde in About Endlessness eine großartige Fortführung, und der Film wirke wie ein Reigen von Bildern und teils verstörenden Geschichten, die innehalten ließen, um die Dinge mit Distanz zu betrachten und die uns mitunter mit wesentlichen Fragen der Existenz zu konfrontieren.[16]

Michael Meyns von der Gilde deutscher Filmkunsttheater schreibt, der Film zeichne sich durch eine Erzählweise aus, die fast vollkommen frei von klassischer Narration ist. Statt eine Geschichte zu erzählen, zeige Roy Andersson kurze Vignetten, die lose um Themen kreisten, zwischen denen sich bisweilen Verbindungen herstellen ließen, die Assoziationsräume öffneten, manchmal Kunst- und Filmgeschichte zitierten, es vor allem aber dem Zuschauer erlaubten, sich eigene Überlegungen zum Geschehen zu machen.[17]

Der Film befand sich in einer Vorauswahl für den Europäischen Filmpreis 2019.[18] Im Folgenden weitere Auszeichnungen und Nominierungen.

Guldbagge 2020

Europäischer Filmpreis 2019

Film Festival Cologne 2019

Internationale Filmfestspiele von Venedig 2019

London Critics’ Circle Film Awards 2021

Einzelnachweise

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  1. Freigabebescheinigung für Über die Unendlichkeit. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 197662/K).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. a b Jordan Raup: First Look at Roy Andersson’s 'About Endlessness'. In: thefilmstage.com, 14. Februar 2018.
  3. Guy Lodge: 'About Endlessness' Review: Roy Andersson in Familiar but Fine Form. In: variety.com. 3. September 2019, abgerufen am 5. März 2024 (englisch).
  4. a b Review: About Endlessness. Abgerufen am 14. Juli 2021 (englisch).
  5. Hannah Woodhead und Adam Woodward: 25 films we’d like to see at the 2019 Cannes Film Festival. In: lwlies.com, 2. März 2019.
  6. https://www.moviepilot.de/movies/about-endlessness
  7. Doris Senn: About Endlessness. In: Filmbulletin, Printausgabe 2/2020, 12. März 2020.
  8. First Trailer for Roy Andersson's 'About Endlessness' Playing in Venice | FirstShowing.net. Abgerufen am 14. Juli 2021 (amerikanisches Englisch).
  9. Film Festival Cologne: Festivalprogramm. (Memento des Originals vom 23. September 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/filmfestival.cologne In: filmfestival.cologne. Abgerufen am 5. Oktober 2019.
  10. Über die Unendlichkeit (2019) - UNCUT. Abgerufen am 14. Juli 2021 (deutsch).
  11. Die Filme der 20. Filmkunstmesse 2020 . In: filmkunstmesse.de. Abgerufen am 22. August 2020. (PDF; 426 KB)
  12. Starttermine Deutschland In: insidekino.com. Abgerufen am 21. September 2019.
  13. Über die Unendlichkeit. In: Neue Visionen Filmverleih. Abgerufen am 13. März 2020.
  14. About Endlessness. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 2. Februar 2022 (englisch).
  15. About Endlessness. In: Metacritic. Abgerufen am 2. Februar 2022 (englisch).
  16. Doris Senn: About Endlessness. In: Filmbulletin, Printausgabe 2/2020, 12. März 2020.
  17. Über die Unendlichkeit. In: programmkino.de. Abgerufen am 14. Januar 2020.
  18. EFA Includes Two More Films in Feature Film Selection. In: europeanfilmacademy.org, 26. September 2019.
  19. Jan Lumholdt: And Then We Danced wins big at Sweden’s Guldbagge Awards. In: cineuropa.org, 21. Januar 2020.
  20. Best of Cinema Fiction. (Memento des Originals vom 6. November 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/filmfestival.cologne In: filmfestival.cologne. Abgerufen am 6. November 2019.
  21. Andreas Wiseman: Female Filmmakers Lead Nominees For London Critics’ Circle Film Awards In: Deadline.com am 12. Januar 2021, abgerufen am 12. Januar 2021.