26-Meter-Klasse der DGzRS

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
26-Meter-Klasse
Das Typschiff der Klasse, die GEORG BREUSING in Emden
Das Typschiff der Klasse, die GEORG BREUSING in Emden
Schiffsdaten
Flagge Deutschland Deutschland
Schiffstyp Seenotrettungskreuzer
Heimathafen Bremen
Eigner Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger
Bauwerft Abeking & Rasmussen
und Schweers-Werft
Indienststellung 1963 bis 1965
Außerdienststellung 1988 bis 1993
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 26,66 m (Lüa)
Breite 5,60 m
Tiefgang (max.) 1,62 m
Verdrängung 90 t
 
Besatzung 4
Maschinenanlage
Maschine 3 Dieselmotoren
Maschinen­leistung 2.400 PS (1.765 kW)
Höchst­geschwindigkeit 24 kn (44 km/h)
Propeller 3
Sonstiges
Aktionsradius

600 Seemeilen

Aufnahmekapazität unter Deck

138 Schiffbrüchige

Ausrüstung

Seefunk und Flugfunk, Radar, Echolot, Funkpeilung, DECCA-Navigator,
Fremdlenzpumpe, Feuerlöschanlage

Tochterboot
Umgebautes Tochterboot als Selbstaufrichter
Umgebautes Tochterboot als Selbstaufrichter
Schiffsdaten
Flagge Deutschland Deutschland
Bauwerft Abeking & Rasmussen
und Schweers-Werft
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 8,50 m (Lüa)
Breite 2,45 m
Tiefgang (max.) 0,65 m
Maschinenanlage
Maschine 1 Dieselmotor
Maschinen­leistung 100 PS (74 kW)
Höchst­geschwindigkeit 13 kn (24 km/h)
Propeller 1

Die 26-Meter-Klasse war die zweite Bauserie moderner Seenotrettungskreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Die drei Seenotkreuzer der Georg Breusing-Klasse waren 1963 und 1965 auf den zwei Werften von Schweers und Abeking & Rasmussen gebaut worden. Sie schieden 1988, 1989 und 1993 aus dem aktiven Dienst bei der DGzRS aus.

Nach der erfolgreichen Einführung und Bewährung der ersten vier Seenotrettungskreuzer der Theodor-Klasse galt es weitere Kreuzer zu bauen, um die in die Jahre gekommenen Motorrettungsboote der Vorkriegszeit zu ersetzen. Nach dem gleichen Konstruktionsprinzip mit doppelter Außenhaut und Turmaufbau entstanden drei äußerst stabile und kentersichere Neubauten, die rund drei Meter länger waren als ihre Vorgänger und dank gesteigerter Motorleistung eine Höchstgeschwindigkeit von 24 Knoten erreichen konnten. Im Gegensatz zu den später gebauten Kreuzern hatten sie noch einen Rumpf aus hochwertigem Stahl, auf dem das Walfischdeck und der Turm aus seewetterfestem Aluminium aufgesetzt waren.[1]

Wie schon die vier Vorgänger wurden die neuen Kreuzer mit drei Schiffsdieselmotoren der Maybach Mercedes-Benz Motorenbau GmbH ausgestattet. Der große Mittelmotor vom Typ MB 820 DB war der gleiche wie bei der Theodor Heuss mit einer Leistung von 1350 PS. Solche Motoren trieben auch Diesellokomotiven und Dieseltriebwagen der Deutschen Bundesbahn. Über ein Wendegetriebe wirkte er auf eine starre Schraube und verlieh dem Boot die große Endgeschwindigkeit. Die beiden Seitenmaschinen vom Typ MB 836 DB hatten eine Maximalleistung von jeweils 525 PS, mit denen allein eine Marschgeschwindigkeit von 19 Knoten erreichbar war. Zur Feinnavigation und zum schnellen Umsteuern der Richtung dienten Verstellpropeller der Escher Wyss AG, die über ein Untersetzungsgetriebe an den Motor angeflanscht waren. Alle drei Motoren leisteten zusammen 2400 PS, die für Dauerbetrieb auf 1900 PS (1100 + 2 × 400) reduziert wurden. Zusammen mit den drei Rudern hinter den Schrauben besaßen die Kreuzer hervorragende Manövriereigenschaften. Neben dem Fahrstand im inneren des Turms wurde bevorzugt der Fahrstand mit guter Übersicht im nach oben hin offenen Turm genutzt.

Dem entwickelten Bauprinzip der Seenotkreuzer entsprechend wurde in einer Heckwanne mit dem hydraulisch abklappbaren Heck ein Tochterboot von 8,50 Meter Länge mitgeführt. Wie schon die Vorgängerkonstruktion waren diese in halboffener Bauweise ausgeführt. 1982 und 1983 erfolgte ein Umbau der drei Tochterboote zu Selbstaufrichtern mit geschlossener Kajüte. Im Rumpf arbeitete ein Dieselmotor von 100 PS, der dem Boot zu 13 Knoten Fahrt verhalf. Im Einsatz bestand eine ständige Sprechfunkverbindung mit dem Kreuzer.[2]

Als Ausrüstung besaßen die Boote zwei weitere Dieselmotoren vom Typ OM 636 und OM 352, die für den Antrieb von zwei Generatoren mit Scheinleistung von 13 kVA bzw. 43 kVA sorgten. Damit konnte die umfangreiche Bordausstattung zur Kommunikation und Navigation versorgt werden, die für eine sichere Schiffsführung auch bei schlechten Sichtverhältnissen erforderlich ist. Zu nennen sind Radaranlage, Sichtfunkpeilanlage, Decca-Ortungsanlage und Echolot. Eine Fremdlenz- und eine Feuerlöscheinrichtung ergänzten die Ausstattung.

Zur Seenotrettung war eine tragbare Raketenstation mit Rettungsfloß und Hosenboje an Bord. Auf dem Vordeck konnte ein Sprungnetz aufgespannt werden, um im Notfall Schiffbrüchigen eine Auffangvorrichtung beim Sprung von Bord bieten zu können. Zur medizinischen Erstversorgung gab es eine Bordapotheke.

Die Seenotkreuzer wurden von einer 4-köpfigen Stammbesatzung gefahren, von denen jeder alle an Bord anfallenden Funktionen bzw. Arbeiten durchführen konnte. Im Bedarfsfall wurden Freiwillige der jeweiligen Station mitgenommen.

Aus Anlass des 100-jährigen Bestehens taufte die Rettungsgesellschaft die drei Schiffe auf die Namen der Gründungsväter. Als Neubauten kamen sie auf den exponierten Stationen der Inseln Borkum und Helgoland sowie an der Elbmündung in Cuxhaven zum Einsatz, deren vorgelagerte Seegebiete von starkem Schiffsverkehr geprägt sind. In diesen schwierigen Fahrtgebieten mit Untiefen und Sandbänken konnten die Neubauten auch bei Extremwetterlagen ihre gute Seetauglichkeit beweisen.[1]

Erstes Schiff der Bauserie war die Georg Breusing (DGzRS-interne Nummer KRS 06), die am 98. Jahrestag der DGzRS am 29. Mai 1963 auf den Namen des Gründers des ersten ostfriesischen Rettungsvereins getauft wurde. Stationiert war sie bis 1988 durchgängig auf der Seenotrettungsstation Borkum. Als Museumsschiff wird der Kreuzer von einem privaten Förderverein in Emden in einem fahrfähigen Zustand erhalten und gepflegt.

Arwed Emminghaus

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwei Jahre später wurde am 100. Jahrestag der DGzRS am 29. Mai 1965 die Arwed Emminghaus mit der internen Nummer KRS 07 getauft und anschließend zur Seenotrettungsstation Cuxhaven verlegt. 1985 erfolgte noch eine Verlegung zur Seenotrettungsstation Grömitz, wo das Schiff 1993 den Dienst bei der DGzRS beendete. Der Kreuzer kann heute auf der Ostseeinsel Fehmarn besichtigt werden, wo er im Hafen von Burgstaaken aufgepallt ist.

Adolph Bermpohl

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im gleichen Jahr wie KRS 07 konnte am 23. Oktober 1965 die Adolph Bermpohl getauft werden. Das Schiff mit der internen Nummer KRS 08 kam anschließend zur Seenotrettungsstation Deutsche Bucht/Helgoland. Sie löste dort den Prototypkreuzer HERMANN APELT ab, der in der Folge verkauft wurde. Während seiner Einsatzzeit kam es 1967 zu dem folgenschweren und tödlichen Einsatz des Kreuzers, bei dem alle vier Seenotretter den Tod fanden. Nach der Wiederherrichtung des Kreuzers für den Einsatz vor Helgoland blieb dieser noch bis 1979 auf Station und wechselte dann zur Seenotrettungsstation List auf Sylt. 1989 ging das Schiff außer Dienst und wurde an den finnischen Seenotrettungsdienst verkauft und dort 2001 verschrottet.

Tabelle der Stationierungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Seenotrettungskreuzer der 26-Meter-Klasse und ihre Stationierungen
DGzRS-Nr. – Name
Rufzeichen
Tochterboot Rettungs-
stationen
Stationierungen
von – bis
Bild Baudaten
Jahr/Werft/Bau Nr.
Taufe Bemerkung – Verbleib
KRS 06
GEORG BREUSING
Ruf: DBAS
KRT 06
ENGELKE UP DE MUER
Ruf:
Borkum 06/1963→07/1988
Bj. 1963
Abeking &
Rasmussen
Nr. 5870
29. Mai 1963
Bremen-Vegesack
Emden-Ratsdelft
Museumskreuzer
– fahrbereit –
KRS 07
ARWED EMMINGHAUS
Ruf: DBAC
KRT 07
ALTE LIEBE
Ruf:
Cuxhaven
Grömitz
05/1965→10/1985
10/1985→01/1993
Bj. 1965
Schweers
Nr. 6389
29. Mai 1965
Bremen-Vegesack
Island
Seenotrettungsdienst
Burgstaaken (Fehmarn)
Museumskreuzer
KRS 08
ADOLPH BERMPOHL
Ruf: DBAD
KRT 08
VEGESACK
Ruf:
Helgoland
List auf Sylt
10/1965→05/1979
05/1979→05/1989
Bj. 1965
Abeking &
Rasmussen
Nr. 6170
23. Oktober 1965
Bremen-Vegesack
Finnland
Seenotrettungsdienst
2001 verschrottet
  • John Schumacher: Der Seenotkreuzer. Entwicklung und Bauprogramm von 1957 bis 1976. Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, Bremen 1986.
  • Wilhelm Esmann: Die Rettungsboote der DGzRS von 1865–2004. Verlag H. M. Hauschild, Bremen 2004, ISBN 3-89757-233-8.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Hans Karr: Typenkompass Seenotkreuzer Pietsch Verlag (2013) ISBN 978-3-613-50743-2
  2. Rettungskreuzer GEORG BREUSING – Broschüre des Förderkreises Rettungskreuzer „Georg Breusing“ e.V.
  3. MS Condor. DDGHansa, abgerufen am 19. März 2023.
  4. Historical Marker, Seite mit Bildern der aufgebockten Peacock (englisch)
  5. MICHELE FIORILLO patrol boat (1968) auf navypedia.org