Allgäuer Festwoche

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Stimmung in der Parkschenke
Musikauftritt von Frequence während der Festwoche
Lichterfest
Besucher am späten Samstagnachmittag
Besuchermassen an einem Samstagabend

Die Allgäuer Festwoche (kurz FeWo) in Kempten (Allgäu) ist die größte Wirtschaftsmesse der Region, sie gehört auch zu den größten gesellschaftlichen Ereignissen im Allgäu und zu den größten zehn deutschen Verbrauchermessen. Einen Vorläufer der Festwoche gab es bereits im Jahr 1923 in Kempten. Die Festwoche fand – bis auf wenige Ausnahmen – seit 1949 jedes Jahr im August statt. Die Veranstaltung findet im Zentrum der Stadt statt.[1] Jedes Jahr wird ein spezielles Festwochenbier gebraut. Dieses Festbier wurde in den letzten Jahren vom Allgäuer Brauhaus geliefert, 2010 zum ersten Mal von der Privat-Brauerei Zötler.

Den ersten Vorläufer der Festwoche gab es im Jahr 1923. Der Kemptener Gewerbeverein unternahm unter dem Malermeister und Stadtrat Ferdinand Geißler eine Abhaltung der Kemptener Gewerbe-, Industrie- und landwirtschaftlichen Ausstellung. Ausstellungsorte waren beispielsweise die Fürstäbtliche Residenz des Fürststifts Kempten und das Kornhaus. Aussteller waren Schuh- und Uhrmacher, Hafner, Sattler und auch Möbel- und Wasserturbinenhersteller. Hinzu kamen Tagungen des Gewerbebundes, des Schreinerverbandes und der Milchwirtschaft. Die Konzeption entsprach der heutigen Festwoche: Es fanden Standkonzerte auf der Burghalde, Festspiele im Stadttheater, eine große Fliegerschau mit Passagierflügen sowie ein großes Feuerwerk am Ende der Abhaltung statt.[1]

Nach dem Zweiten Weltkrieg, 1949, hat sich der damals amtierende Oberbürgermeister Georg Volkhardt entschlossen, der Wirtschaft einen neuen Anstoß zu geben. Volkhardt dachte an eine Schau mit dem Namen Kemptener Kunst und Können. Die von seinem Vorgänger Anton Götz aufgestellte Kulturwoche ist in Volkhardts Idee noch erkennbar. Dem mit Kaufleuten besetzten Stadtrat gefiel die Idee und unterstützte Volkhardt. Volkhardt machte trotz mageren Haushalts einen Vorschuss vom 290.000 Mark für die Allgäuer Festwoche. Organisationsleiter wurde sein Stellvertreter Albert Wehr, er betonte damals: „Als größte Stadt des Allgäus wollten wir mit gutem Beispiel vorangehen.“[2]

Bei der ersten Eröffnung nutzte Volkhardt und Wehr die Möglichkeit der Anwesenheit aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Der Oberbürgermeister machte aufmerksam auf geplante Projekte und führte die Festgäste der ersten Festwoche an über 360 Ausstellern vorbei. Hierbei stammen etwa drei Viertel der Aussteller aus der Region.[2]

1958 und 1968 wurden anlässlich der Festwoche die Prunkräume der Residenz mit tausenden Orchideen, Rosen und Nelken dekoriert. 1962 wurde der Hofgarten mit der Orangerie in eine Freilandgartenschau mit Lichterfest und einem großen Zapfenstreich umfunktioniert. Im Jahr 1976 erlitt die Festwoche erstmals wirtschaftliche Verluste. 1991 fiel sie sogar komplett aus.[3]

Durch den 1995 erfolgten Bau der Zentralen Umsteigestelle (kurz ZUM) fiel das sogenannte Lyzeum am Stadtpark weg. Somit musste für das Weinzelt, die Ausstellungsleitung sowie diverse weitere Serviceeinrichtungen ein neuer Standort gefunden werden. 50 Jahre war die Festwoche schon alt, daher war das alte Konzept auch veraltet. Die Stadtverwaltung nahm unter Oberbürgermeister Ulrich Netzer eine Umstrukturierung vor. Das Weinzelt wurde durch eine laubenartige Parkschenke ersetzt, das Milchzelt mit einer Schaukäserei und einem Internetanschluss modernisiert. Ebenso strukturierte man die Ausstellungen um: Beispielsweise dient die Markthalle am Königsplatz in der Festwoche als Zentrum für die digitale Technik.[4]

Zur 63. Allgäuer Festwoche im Jahr 2012 wurde das Konzept erneut überarbeitet: Anstatt nach Haus- und Straßenbezeichnungen wurden die Eingänge nach den Himmelsrichtungen benannt. Die Messehallen wurden ganz oder teilweise neu strukturiert. Die Organisation des Eintrittskartenverkaufs wurde ebenso verändert.

Für 2020 und 2021 wurde die Festwoche wegen der COVID-19-Pandemie abgesagt.

Die 71. Allgäuer Festwoche fand 2022 statt. Mit dem gewohnten Dreiklang aus Wirtschaftsmesse, Kulturtage und Heimatfest wurde wieder 9 Tage lang im Stadtpark gefeiert.

Veranstaltungen

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Die von der Stadt Kempten veranstaltete, neuntägige Allgäuer Festwoche kombiniert eine Erlebnismesse für Verbraucher mit einem Volksfest unter freier Luft und Bierzelten. Auf der Allgäuer Wirtschaftsausstellung sind rund 400 Aussteller aus Industrie, Handel, Landwirtschaft und Dienstleistung in rund 20 temporären Ausstellungshallen vertreten. Neben der Wirtschaftsschau gibt es mehrere Sonderschauen, Erlebnisbereiche, Thementage und die verschiedensten Begleitveranstaltungen aus den Bereichen Kunst, Kultur, Wirtschaft, Kommunikation und Sport. Während der Festwoche finden seit vielen Jahren auch drei Fachtagungen statt, die jedoch nur geladenen Besuchern offenstehen: der Allgäu Tag (Ausrichter Allgäu GmbH), der Allgäuer Holztag (Ausrichter Holzforum Allgäu) und der Allgäuer Energietag (Energie- und Umweltzentrum Allgäu).

Besucherzahlen von 2000 bis 2014[5][6]
Jahr Tag Abend Gesamt
2000 77.109 64.948 142.057
2001 89.914 69.212 159.126
2002 89.066 63.575 152.641
2003 74.710 71.045 145.755
2004 85.524 68.902 154.426
2005 94.310 72.694 167.709
2006 103.667 76.045 179.712
2007 97.226 74.139 171.365
2008 102.602 70.402 173.080
2009 100.494 69.666 170.160
2010 104.429 79.804 184.233
2011 101.077 83.507 184.584
2012 100.582 77.394 177.976
2013 104.495 79.165 183.660
2014 110.208 74.354 184.562

Seit der ersten Festwoche an im Jahr 1949 besuchten immer mehr als 100.000 Menschen die Veranstaltung. Ab 1970 fielen die Besucherzahlen kaum unter 170.000. 1988 besuchten 203.544 die neuntägige Veranstaltung.[3][7]

Der Kemptener Oberbürgermeister Ulrich Netzer im Milchzelt (2010)

Das Gelände der Festwoche erstreckt sich in der Innenstadt rund um den Stadtpark und teilweise auch darin sowie zwischen Königsstraße bzw. Linggstraße im Osten, Salzstraße im Westen, Residenzplatz im Norden und Beethovenstraße im Süden. Ein weiterer Bereich westlich der Salzstraße war über eine temporär installierte Fußgängerbrücke erschlossen, umgrenzt von Bodmanstraße, Frühlingsstraße und Eberhardstraße. Die Fußgängerbrücke wurde durch temporäre Fußgängerampeln im Jahr 2011 ersetzt. Damit die Besucher der Veranstaltung nicht mit dem Auto in die Stadt fahren, gibt es am südlichen Teil Heussring des Mittleren Rings, eine Möglichkeit zum Park and ride. Hierbei wird eine Spur zu Parkplätzen umgestaltet und in regelmäßigen Abständen mit Bussen der Mona Allgäu befahren um Besucher auf das Festwochengelände zu bringen.

Es kamen jedoch immer wieder Pläne auf, die Festwoche außerhalb des Stadtzentrums unterzubringen. Als 1976 die Festwoche unwirtschaftlich wurde und Verluste machte, entstand eine Diskussion zum Thema Standort. Es wurde eine Standortuntersuchung beauftragt. Die Stadtverwaltung war aber gegen die Auslagerung der Festwoche. Im Jahr 1990 wurde in einem veröffentlichten Innenstadtkonzept geschrieben, dass eine Verlagerung notwendig sei. Hierbei könnte eine Vielzahl von Verkehrsproblemen lösbar sein. Ebenso schrieb man in diesem Konzept, dass man ohne weitere Flächen keine großen Entwicklungsmöglichkeiten hätte. 1991 fiel die Festwoche wegen des Baus der Königsplatz-Tiefgarage aus. 1992 wurde von den Altstadtfreunden Kempten angeregt, die Festwoche ohne Zäune aufzubauen und so besser auszudehnen. Aber dennoch war die 50. Auflage im Jahr 1992 wieder erfolgreich.[3]

Regionale Bedeutung

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Die Festwoche gilt als gemeinsamer Treffpunkt zwischen Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Der Heimatpfleger Alfred Weitnauer erhielt anlässlich der 25. Allgäuer Festwoche die Ehrenbürgerwürde seiner Heimatstadt verliehen. Bayerns Ministerpräsident Franz Josef Strauß hielt zweimal die Eröffnungsrede. Edmund Stoiber hat die Allgäuer Festwoche bereits viermal eröffnet und erhielt bei seiner ersten Teilnahme die Goldene Rathausmedaille. 1994 wurde das Sozialbau-Modellprojekt Integriertes Wohnen an der Brennergasse eingeweiht.[8] Schon deutlich früher sammelte der Oberbürgermeister August Fischer bei einer Tombola Geld zum Aus- und Umbau des Kemptener Stadttheaters.

  • Jenny Feil, Stadt Kempten (Hrsg.): 40 Jahre Allgäuer Festwoche Kempten, Allgäu, Cambodunum. Streiflichter 1949–1988. Allgäuer Zeitungsverlag, Kempten 1988.
Commons: Allgäuer Festwoche – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Franz-Rasso Böck, Ralf Lienert, Joachim Weigel: JahrhundertBlicke auf Kempten 1900–2000. Verlag Tobias Dannheimer – Allgäuer Zeitungsverlag, Kempten (Allgäu) 1999, ISBN 3-88881-035-3, S. 192.
  2. a b Franz-Rasso Böck, Ralf Lienert, Joachim Weigel: JahrhundertBlicke auf Kempten 1900–2000. Verlag Tobias Dannheimer – Allgäuer Zeitungsverlag, Kempten (Allgäu) 1999, ISBN 3-88881-035-3, S. 193.
  3. a b c Franz-Rasso Böck, Ralf Lienert, Joachim Weigel: JahrhundertBlicke auf Kempten 1900–2000. Verlag Tobias Dannheimer – Allgäuer Zeitungsverlag, Kempten (Allgäu) 1999, ISBN 3-88881-035-3, S. 198.
  4. Franz-Rasso Böck, Ralf Lienert, Joachim Weigel: JahrhundertBlicke auf Kempten 1900–2000. Verlag Tobias Dannheimer – Allgäuer Zeitungsverlag, Kempten (Allgäu) 1999, ISBN 3-88881-035-3, S. 200.
  5. Besucherzahlen der Allgäuer Festwoche seit 2000. (PDF) Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. Juni 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.festwoche.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  6. festwoche.com: Statistiken (Memento vom 17. Mai 2013 im Internet Archive)
  7. Franz-Rasso Böck, Ralf Lienert, Joachim Weigel: JahrhundertBlicke auf Kempten 1900–2000. Verlag Tobias Dannheimer – Allgäuer Zeitungsverlag, Kempten (Allgäu) 1999, ISBN 3-88881-035-3, S. 199.
  8. Franz-Rasso Böck, Ralf Lienert, Joachim Weigel: JahrhundertBlicke auf Kempten 1900–2000. Verlag Tobias Dannheimer – Allgäuer Zeitungsverlag, Kempten (Allgäu) 1999, ISBN 3-88881-035-3, S. 194.