Bedaius

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Drei römische Weihesteine in Chieming

Bedaius oder Bedaios war ein wohl keltischer Gott, der in römischer Zeit in Bedaium (heutiges Seebruck im Chiemgau) verehrt wurde.

Es ist kaum etwas zu dieser Gottheit bekannt. Sie wird nie dargestellt und erscheint nur auf etwa einem Dutzend Weihesteinen, die in Bedaium und der Umgebung aufgestellt wurden. Bedaius wird in diesen Inschriften als der „Erhabene“ oder „Kaiserliche“ (augustus) und „Heilige“ (sanctus) bezeichnet. Er wird zusammen mit Arubianus, der dem Jupiter gleichgesetzt wurde, und mit den Alounae oder Alovnae (Muttergottheiten) genannt.

Da das Heiligtum dieser Gottheit in Bedaium am Chiemsee stand, ist vermutet worden, dass es sich bei Bedaius um eine Personifizierung des Chiemsees handelte. Der Kult des Gottes erlosch wohl schon im Laufe des 3. Jahrhunderts. Der letzte Weihestein datiert aus dem Jahr 241.

Mit den in den Inschriften genannten Duumviri sind jeweils die „Bürgermeister“ des Municipium Claudium Iuvavum (Salzburg) gemeint.

Zeichenerklärung (siehe auch Leidener Klammersystem):
Arabische Ziffern im lateinischen Text geben die ungefähre Anzahl fehlender, nicht rekonstruierbarer Buchstaben an.
Runde Klammern (...) kennzeichnen aufgelöste Abkürzungen.
Eckige Klammern [...] markieren verloren gegangene und rekonstruierte Textteile.
Doppelte eckige Klammern [[...]] zeigen Rasuren an, das sind Stellen, die in der Antike absichtsvoll abgemeißelt wurden.

CIL Inschrift Datierung
(n. Chr.)
Fundort
Fundjahr
Bild EDH
CIL III, 5572 [1] Bedaio Aug(usto) / sacr(o) Alovn/ar(um) Setoni/us Maxim/ianus et Fir(mius?) Firmi/nianus IIvir(i) / Perpetuo et Cornel(iano) co(n)s(ulibus)
Dem kaiserlichen Bedaius im Heiligtum der Alovnae (haben es gestiftet) die Duumviri Setonius Maximianus und Fir(mius?) Firmianus im Konsulatsjahr des Perpetuus und Cornelianus.
237 Chieming, 1813 HD042376
CIL III, 5574 [2] [Bedaio(?) Au]g(usto) / [sa]c(rum) Sex(tus) / [3]on(ius?) Ma/[3] et Iu/[lius V]alen/[tinus IIvir(i)] Prae/[sente et 3 co(n)s(ulibus)]
Dem kaiserlichen [Bedaius(?)] heilig! (Gestiftet haben es) [die Duumviri] Sextus ...onius(?) Ma... und Iulius Valentinus im Konsulatsjahr des Prae[sens] und des ...
153, 153, 180, 217 oder 246 Chieming, 1858 HD042377
CIL III, 5575 [3] In h(onorem) d(omus) d(ivinae) I(ovi) O(ptimo) M(aximo) / Arub(iano) et Sancto / Bed(aio) Vind(ius) Verus / b(ene)f(iciarius) co(n)s(ularis) leg(ionis) II Ital(icae) / P(iae) F(idelis) Sever(ianae) ex voto / pos(uit) Id(ibus) Mai(i)s / Imp(eratore) d(omino) n(ostro) Seve/ro Alexandro Aug(usto) II et Marcel/lo II co(n)s(ulibus)
Zu Ehren des Kaiserhauses. Dem Jupiter Optimus Maximus Arubianus und dem heiligen Bedaius hat Vindius Verus, statthalterlicher Benefiziarier aus der Legio II Italica Pia Fidelis Severiana, (dies) aufgrund eines Gelübdes errichtet an den Iden des Mai (15. Mai) im Konsulatsjahr unseres Imperators, Herrn und Kaisers Severus Alexander (2. Konsulat) und des Marcellus (2. Konsulat).
15. Mai 226 Stöttham bei Chieming, vor 1816 HD042406
CIL III, 5580 [4] I(ovi) O(ptimo) M(aximo) Arubiano / et Bedaio Sancto / Tul(lius) Iuvenis / b(ene)f(iciarius) co(n)s(ularis) leg(ionis) II / Ital(icae) Antoninian(ae) / v(otum) s(olvit) l(ibens) m(erito) / Idib(us) Mai(i)s [[d(omino) [n(ostro)]]] / [[[Imp(eratore) Antonino]]] / II et Sacerdote co(n)s(ulibus)
Dem Jupiter Optimus Maximus Arubianus und dem heiligen Bedaius hat Tullius Iuvenis, statthalterlicher Benefiziarier aus der Legio II Italica Antoniniana, sein Gelübdes nach erwiesener Wohltat gerne eingelöst an den Iden des Mai (15. Mai) im Konsulatsjahr unseres Imperators Antoninus (=Elagabal) (2. Konsulat) und des Sacerdos.
15. Mai 219 Pittenhart, 1807 HD042398
CIL III, 5581 [5] Bedaio Aug(usto) / et Alovnis / sacr(um) / C(aius) Catius / Secundia/nus IIvir / Imp(eratore) Antonin(o) / II et Sacerdote co(n)s(ulibus)
Dem kaiserlichen Bedaius und den Alovnae heilig! (Gestiftet hat es) der Duumvir Caius Catius Secundianus im Konsulatsjahr des Imperators Antoninus (=Elagabal) (2. Konsulat) und des Sacerdos.
219 Kloster Seeon, seit 1527 im Kloster HD042402
CIL III, 11777 [6] Bedaio Aug(usto) / P(ublius) Domitius / Flaccus / et Q(uintus) Lucret(ius) / Optatus / IIvir(i) / [P]ompeiano / [et Avi]to co(n)s(ulibus)
Dem kaiserlichen Bedaius (haben es gestiftet) die Duumviri Publius Domitius Flaccus und Quintus Lucretius Optatus im Konsulatsjahr des Pompeianus und des Avitus.
209 Chieming, 1882 HD042378
CIL III, 11778 [7] Bedaio Aug(usto) / sacr(o) Alo(u)n(arum) / L(ucius) Cassius Lucullus / et C(aius) Vind(ius) Constans / [I]Ivir(i) Fusco / [II et Dextro co(n)s(ulibus)]
Dem kaiserlichen Bedaius im Heiligtum der Alovnae (haben es gestiftet) die Duumviri Lucius Cassius Lucullus und Caius Vindius Constans im Konsulatsjahr des Fuscus (2. Konsulat) [und des Dexter.]
225 Chieming, 1882 HD042379
CIL III, 11779 [8] Sacro(!) Alovn/arum Aug(ustarum) Non() / Iu(v)enalis et Vig/rius Victorinu[s] / Gordiano et Pom/peiano co(n)s(ulibus) votu/m sol(verunt) l(ibentes) m(erito)
Dem Heiligtum der kaiserlichen Alovnae haben Non(...) Iuvenalis und Vigrius Victorinus ihr Gelübde nach erwiesener Wohltat gerne eingelöst im Konsulatsjahr des Gordianus und des Pompeianus.
241 Chieming, 1882 HD042380

Drei weitere Altäre sind nur fragmentarisch erhalten, und es fehlt jeweils der obere Teil mit der Nennung der Gottheit(en). Sie werden in der Forschung ebenfalls für Bedaius in Anspruch genommen.[9] Das ist wegen der Fundorte plausibel, doch die Rekonstruktionen sind letztlich nicht gesichert.

CIL Inschrift Datierung
(n. Chr.)
Fundort
Fundjahr
Bild EDH
CIL III, 5578 [10] [Bedaio Aug(usto)(?)] / [sacr(o) Alovnar(um)(?)] / [...(?)] / et L(ucius) Cass(ius) Po/tentinus / IIvir(i) / Cilone II et / Libone co(n)s(ulibus) / XV Kal(endas) Nove(mbres)
[Dem kaiserlichen Bedaius im Heiligtum der Alovnae(?)] (haben es gestiftet) die Duumviri [...(?)] und Lucius Cassius Potentinus im Konsulatsjahr des Cilo (2. Konsulat) und des Libo.
18. Okt. 204 Attel HD042333
CIL III, 5587 [11] [Bedaio Aug(usto)(?)] / [sacr(o) Alovnar(um)(?)] / Imp(eratore) domino n(ostro) / Severo Alexa/ndro Aug(usto) III / et Cassio Dion(e) / it(erum) co(n)s(ulibus) / L(ucius) Pomponius / Constans et / M(arcus) Ursinius V[e]/rus IIvir(i) / dicaverun[t]
[Dem kaiserlichen Bedaius im Heiligtum der Alovnae(?)] (haben es gestiftet) die Duumviri Lucius Pomponius Constans und Marcus Ursinius Verus im Konsulatsjahr unseres Imperators, Herrn und Kaisers Severus Alexander (3. Konsulat) und des Cassius Dio (2. Konsulat).
229 Rabenden, Beginn 19. Jahrh. HD042399
CIL III, 11780 [12] [Bedaio Aug(usto)(?)] / [sacr(o) Alovnar(um)(?)] / [...(?)] / [...(?)] / [...(?)] II / viri Glabrione et / Homullo co(n)s(ulibus)
[Dem kaiserlichen Bedaius im Heiligtum der Alovnae(?)] (haben es gestiftet) die Duumviri [... und ...] im Konsulatsjahr des Glabrio und des Homullus.
152 Chieming, 1882 HD042381

Die sprachliche Erklärung und Übersetzung der Inschriften CIL III 5572 und 11778, deren Wortstellung und Grammatik vom üblichen Formular (wie etwa in CIL III 5581 zu finden) abweicht, ist umstritten und hat entsprechend unterschiedliche Aussagen über das Verhältnis des Bedaius und der Alounae/Alovnae zur Folge. Die Ergänzungen und Übersetzungen in der vorliegenden Liste orientieren sich jeweils an der Auffassung von De Bernardo Stempel/Hainzmann.

Weihedatum 15. Mai

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Während Czysz und Keller erwähnen, dass der 15. Mai dem Jupiter heilig war,[13] führt Obermayr aus, dass es sich bei den Steinen von Stöttham und Pittenhart um Benefiziarierstiftungen handelt. Das Datum markiert den Beginn der einjährigen Amtszeit. Beide namentlich genannten Stifter waren Angehörige der Legio II Italica, die zu dieser Zeit in dem Legionslager Lauriacum in Enns stationiert war.[14]

in chronologischer Folge

  • Friedrich Ohlenschlager: Bedaium und die Bedaius-Inschriften aus Chieming. In: Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Philologische und Historische Klasse. Mai 1883, S. 204–220.
  • August Obermayr: Römersteine zwischen Inn und Salzach. Pannonia-Verlag, Freilassing 1974, ISBN 3-7897-0526-8.
  • Wolfgang Czysz, Erwin Keller: Bedaium, Seebruck zur Römerzeit. Erweiterte Auflage. München 1981.
  • Herbert Graßl: Bedaium – Bédakon – Bedaius: Siedlung und Gottheit im Lichte der antiken Onomastik. In: Römische Vici und Verkehrsinfrastruktur in Raetien und Noricum. Colloquium Bedaium Seebruck 26.–28. März 2015 (= Mathias Pfeil [Hrsg.]: Schriftenreihe des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege. Nr. 15). Volk Verlag, München 2016, ISBN 978-3-86222-227-8, S. 121–124.
  • Patrizia de Bernardo Stempel, Manfred Hainzmann: Fontes epigraphici religionum Celticarum antiquarum I: Provincia Noricum (= Barbara Horejs, Österreichische Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]: Mitteilungen der Prähistorischen Kommission. Band 89). Fasc. 1: Die Gottheiten in ihren sprachlichen und kultischen Erscheinungsformen. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2020, ISBN 978-3-7001-8065-4, S. 115–123, 137–146, 281–286 (oapen.org).
  • Patrizia de Bernardo Stempel, Manfred Hainzmann: Fontes epigraphici religionum Celticarum antiquarum I: Provincia Noricum (= Barbara Horejs, Österreichische Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]: Mitteilungen der Prähistorischen Kommission. Band 89). Fasc. 2: Die epigraphischen Testimonien. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2020, ISBN 978-3-7001-8065-4 (oapen.org).

Einzelnachweise

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  1. Nicht bei Obermayr. – De Bernardo Stempel/Hainzmann, Fasc. 2, Nr. CF-Nor-066
  2. Nicht bei Obermayr. – De Bernardo Stempel/Hainzmann, Fasc. 2, Nr. CF-Nor-069
  3. Obermayr, S. 132–133 = De Bernardo Stempel/Hainzmann, Fasc. 2, Nr. CF-Nor-075
  4. Obermayr, S. 131–132 = De Bernardo Stempel/Hainzmann, Fasc. 2, Nr. CF-Nor-074
  5. Obermayr, S. 101–103 = De Bernardo Stempel/Hainzmann, Fasc. 2, Nr. CF-Nor-073
  6. Obermayr, S. 50–51 = De Bernardo Stempel/Hainzmann, Fasc. 2, Nr. CF-Nor-067
  7. Obermayr, S. 51–52 = De Bernardo Stempel/Hainzmann, Fasc. 2, Nr. CF-Nor-065
  8. Obermayr, S. 52–53 = De Bernardo Stempel/Hainzmann, Fasc. 2, Nr. CF-Nor-068
  9. Obermayr, S. 54. – De Bernardo Stempel/Hainzmann, Fasc. 2, Nr. CF-Nor-071, CF-Nor-072, CF-Nor-070
  10. Obermayr, S. 32–34 = De Bernardo Stempel/Hainzmann, Fasc. 2, Nr. CF-Nor-071
  11. Obermayr, S. 43–45 = De Bernardo Stempel/Hainzmann, Fasc. 2, Nr. CF-Nor-072
  12. Nicht bei Obermayr. = De Bernardo Stempel/Hainzmann, Fasc. 2, Nr. CF-Nor-070
  13. Wolfgang Czysz, Erwin Keller: Bedaium, Seebruck zur Römerzeit. Erweiterte Auflage, München 1981, S. 21.
  14. August Obermayr: Römersteine zwischen Inn und Salzach. Pannonia-Verlag, Freilassing 1974, S. 133–135.